Peter Ludwig, „Kunstkoloss“ und Kölner Ehrenbürger, gründete das Museum Ludwig mit 350 modernen Kunstwerken. Seine internationale Sammlung beeindruckt bis heute.
Mäzen und KunstsammlerKölns Ehrenbüger Peter Ludwig wäre heute 100 geworden

Sammler Peter Ludwig (Mitte) war auch im Fernsehen präsent.
Copyright: Museum Ludwig
Mit der Schenkung von 350 Werken moderner Kunst legte Peter Ludwig den Grundstein für das Museum Ludwig, das immer noch ein Markenzeichen der Stadt ist. Die Pop-Art-Sammlung ist eine Art Erkennungsmelodie des Hauses und Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt. Am 9. Juli hätte der 1996 in Aachen verstorbene Mäzen und Kölner Ehrenbürger seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Peter Ludwig als „Kunstkoloss“
Als Pralinenfabrikant, der über Picasso promoviert hatte, weckte Peter Ludwig bei manchen Kunsthistorikern Skepsis bis Ablehnung. Streitbar war der auch als „Kunstkoloss“ bezeichnete Sammler, dessen Kunstappetit schier unersättlich wirkte. Reichte sein Engagement doch bis hin zu Arno Breker reichte, den Lieblingsbildhauer Hitlers.
Mit seiner Frau Irene, Tochter aus der Aachener Schokoladen-Dynastie Monheim, baute Ludwig in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beharrlich eine Sammlung von 14.000 Werken internationaler Kunst auf, die heute mit Standorten von Peking über Wien bis St. Petersburg und Köln als eine der wichtigsten und umfassendsten weltweit gilt.
Beginnend mit der Sammlung von Antiken und mittelalterlichen Bildwerken startete das Engagement für die zeitgenössische Kunst in den späten 1950er-Jahren. Zunächst mit Blick auf Deutschland und Frankreich vollzogen die Ludwigs mit dem Ankauf einer Arbeit von Tom Wesselmann 1967 den Sprung in die USA.
Wenige Jahre später drehte sich die Blickrichtung: Während die USA und Westeuropa im Fokus blieben, kamen die DDR, die Sowjetunion und später China, Kuba sowie Lateinamerika hinzu. Kurzum: Die Ludwigs waren von der Sammelleidenschaft angetrieben. 1982 mochte der Mäzen gegenüber der „Welt am Sonntag“ nicht ausschließen, dass die Kinderlosigkeit des Ehepaars die Leidenschaft des Sammelns und die großzügigen Schenkungen gefördert habe: „Immerhin entfällt bei uns der Urtrieb, etwas zu vererben.“
Vision für die Weltkunst
Doch er war nicht der einzige Sammler. Die Kölner Kunsthistorikerin Regina Wyrwoll sieht Ludwig heute nicht uneingeschränkt als Pionier. Denn es gab auch Kunstmäzene wie Karl Ströher, Erbe des Darmstädter Wella-Konzerns, mit dem der Aachener Fabrikant in einer Art Konkurrenzkampf gestanden haben dürfte.
„Das, was ihn von allen anderen Sammlern unterscheidet, ist, dass er von Anfang an nicht für die eigenen vier Wände oder Ausstellungshallen gesammelt hat, sondern immer für die Öffentlichkeit“, sagt Wyrwoll, die sich in langen Gesprächen mit ehemaligen Weggefährten auf die Spuren der der Ludwigs begab (Regina Wyrwoll: „Irene und Peter Ludwig. Einblicke in die internationalen Aktivitäten des Sammlerpaares“. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, 303 S., 25 Euro).
Eine der Schlüsselfiguren im internationalen Kontext ist der Kölner Galerist Thomas Krings-Ernst, der ab 1986 eng mit Peter Ludwig zusammenarbeitete, bis dieser starb. „Ich habe die Sammlung Ludwig 1968 zum ersten Mal in der Pop Art-Ausstellung im Suermondt-Museum als Student erlebt. Das Aachener Publikum sagte: ,Das ist doch Unfug, was der hier zeigt, der gibt das Geld seiner Frau aus'. Ich war aber elektrisiert“, erzählte Thomas Krings-Ernst damals in einem Interview.
Den Kölner Galeristen und den Aachener Sammler einte, dass sie eine Vision und eine Mission hatten: die Weltkunst. Seine eigene Rolle im Ludwig-Imperium bezeichnet der Galerist als „Cicerone“, als eine Art Fremdenführer, der zu den Hotspots der Kunst geleitet. Krings-Ernst wurde zum Wegbereiter im Dialog mit Frankreich, half die Brücken nach Havanna, St. Petersburg und Peking zu bauen.
Musik spielt in Köln
Die eigentliche Musik spielte dann in Köln: Zumal Kulturdezernent Kurt Hackenberg und Gert von Osten, Generaldirektor der Museen, dem Sammlerpaar Türen öffneten. „Sie haben begriffen, was seine Kunst bedeutet“, erklärt Wyrwoll. Dass es im Gegenzug mit dem Mäzen nie leicht war, darüber klärt ihr Buch aber auch auf. „Peter Ludwig machte Verträge, hatte Zeitfenster. Heute haben es Sammler in der Stadt schwerer. Sie sind nicht so knallhart.“