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Kontrapunkt-KonzertPatrick Hahn und Angela Hewitt überzeugen in der Kölner Philharmonie

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Patrick Hahn und Angela Hewitt beim Schlussapplaus in der Kölner Philharmonie.

Patrick Hahn und Angela Hewitt  beim Schlussapplaus in der Kölner Philharmonie. 

Dirigent Patrick Hahn und das Sinfonieorchester Wuppertal spielten im Abonnement der Kontrapunkt-Konzerte Gustav Mahlers 1. Sinfonie in der Philharmonie. Im ersten Teil des Konzerts begleiteten sie Angela Hewitt in Mozarts Klavierkonzert Nummer 17 in G-Dur. 

Mozarts Musik steckt voller Leben. Die unterschiedlichen Charaktere dabei zum Sprechen zu bringen, ist die eigentliche Kunst. Scheinen sie doch in unterschiedlichen Melodien miteinander zu kommunizieren. Und die kanadische Pianistin Angela Hewitt ist eine Musikerin, die alle zusammenbringt.

Jüngster GMD im deutschsprachigen Raum

Dass sie bei der Aufführung des Klavierkonzerts Nummer 17 in G-Dur den österreichischen Dirigenten Patrick Hahn (28), jüngster Generalmusikdirektor im deutschsprachigen Raum, und sein Sinfonieorchester Wuppertal an ihrer Seite hatte, war die ideale Voraussetzung.

Keine Sekunde riss die Spannung ab, Ensemble und Solisten waren wunderbar aufeinander abgestimmt – eine Sternstunde, der man anhörte, dass Mozart das G-Dur Konzert (1784) mit der zierlichen Violin-Melodie im Kopfsatz und dem pulsierenden Finale in seiner goldenen Zeit komponierte.

Skizzen und Ideen umgesetzt

Gustav Mahler, dessen Sinfonie Nummer 1 in D-Dur (1888) im zweiten Teil des Konzerts erklang, wurde durch zwei Liebschaften beflügelt. Zuerst zur Koloratursopranistin Johanna Richter, einer Kollegin des jungen Dirigenten am Stadttheater Kassel und spätere Opernsängerin in Köln.

Doch Mahlers Liebe wurde von der Künstlerin nicht erwidert. Die Verzweiflung mag in die Melodien des „Fahrenden Gesellen“ eingeflossen sein – seinem Liederzyklus (1885), der ihn drei Jahre später zur ersten Sinfonie anregte. Beflügelt wurde dieser Drang offenbar durch die – erwiderte – Leidenschaft zur Gattin des Enkels Carl Maria von Webers.

Sie half ihm, Skizzen des Komponisten der Romantik (1786 bis 1826) zu sichten. Der Briefwechsel offenbart Mahlers Überlegung, selbst sinfonisch zu komponieren. Viele seiner über Jahre gesammelten Ideen und Skizzen fließen in die Sinfonie ein.

Derber Ländler

Der Komponist wankte zuerst, ob er sein Werk als sinfonische Dichtung oder als Sinfonie konzipieren soll. Mit „Titan“ hatte Mahler die Sinfonie überschrieben – angelehnt an den Roman von Jean Paul, der wiederum von der Französischen Revolution geprägt war. Der derbe Ländler und „Bruder Jakob“ erklingen in einem folkloristischen Feuerwerk neben zahlreichen anderen musikalischen Zitaten. Patrick Hahn versteht sich auf dieses Kaleidoskop der Stimmungen und Klangfarben hervorragend. Er motiviert seine Wuppertaler, über ihre Grenzen hinauszugehen. Trotzdem könnte er langsam vielleicht ein neues Orchester gebrauchen – in Köln wäre ja bald eine Stelle frei