Interview

Lit.Cologne
Stefanie Sargnagel spricht in Köln über ihre Zeit als Dozentin in Iowa

Lesezeit 3 Minuten
Die Autorin Stefanie Sargnagel

Die Autorin Stefanie Sargnagel

Ihre teils skurrilen Erfahrungen als Dozentin für kreatives Schreiben in den USA  hat Sargnagel im Buch „Iowa“ verarbeitet, mit dem sie am 10. März auf der lit.cologne zu Gast ist.

Warum ein Nest im Mittleren Westen und nicht Kalifornien oder New York?

Ich habe die Einladung eines kleinen Colleges angenommen, das sich eben mitten in Iowa in einer Kleinstadt befindet. Eigentlich fand ich gerade das spannend, weil man als Tourist vielleicht nicht auf die Idee kommt, das weniger glamouröse Heartland der USA zu besichtigen.

Welches Erlebnis, das es vielleicht nicht ins Buch geschafft hat, ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Die Erlebnisdichte war aufgrund der ländlichen Gegend nicht besonders hoch, im Gegenteil habe ich auch das unscheinbarste Eichhörnchen im Buch verarbeitet. Das Schreiben über die Langeweile war die Herausforderung. Was aber so schön an den USA ist, ist dass einem jede Banalität so erscheint, als wäre man in einem bedeutenden Film, weil man jede Banalität aus Filmen kennt.

Hat sich Ihr Blick auf die USA und ihre Bewohner durch die Reise verändert?

Ich war eher überrascht, wie sehr alles meine Erwartungen bestätigt hat, was aber auch daran liegt, dass eben alles schon popkulturell verarbeitet wurde. Im Grunde ist Iowa mehr eine Kulisse einer Freundschaft, über die ich schreibe.

Donald Trump könnte bald erneut Präsident werden – können Sie nach Ihrer Reise mögliche Gründe dafür ausmachen, warum die Amerikaner ihn trotz allem wieder wählen?

Ich denke, wie überall auf der Welt hat es viel mit Fehlinformationen und Propaganda zu tun. Schlechte Bildung, religiöser Fundamentalismus, wegbrechen von Sicherheiten. In den USA kommt noch die Skepsis gegenüber einem Sozialstaat dazu, der mir auch von armen Leuten in Gesprächen als kommunistische Überwachung dargestellt wurde.

Es gibt Stellen, an denen klar die Grenze zur Fiktion überschritten wird – warum setzen Sie solche fantastischen Elemente wie etwa seinen Flug auf einem Pelikan ein?

Ich bin ein verträumter Mensch mit wenig Realitätsbezug, auch wenn ich autobiografisch schreibe, bilde ich mir auch manchmal einfach ein, dass eine Hauptfigur plötzlich auf einem Pelikan herumgeflogen wäre. Sie haben kreatives Schreiben unterrichtet – ist das überhaupt etwas, das man erlernen oder beibringen kann? Ich denke, wie bei allen Dingen braucht man grundsätzlich ein Gespür oder ein Talent, kann sich aber grundsätzlich durch Übungen bis zu einem gewissen Grad verbessern und sich Kniffe von erfahrenen Leuten abschauen. So wie wenn man nur durch Übung kein Marathonchampion wird, wird man auch nicht nur durch Übung ein Schreibprofi. Aber man kann ja trotzdem etwas für sich rausholen. Der Kurs diente auch zur Vertiefung des Spracherwerbs.

Sie geben zu, kein Fan von den „Begleiterscheinungen“ des Autorinnendaseins, zum Beispiel Lesereisen, zu sein. Was gefällt Ihnen dennoch an diesem Beruf?

Lesereisen finde ich eigentlich toll, die sind die Belohnung fürs Schreiben. Vor allem wenn ich sie mit musikalischer Begleitung oder anderen Autorinnen gemeinsam mache, dann kann das in einen lustigen Roadtrip ausarten. Nur alleine sind sie langweilig. Am wenigsten gefällt mir das Alleinsein am Dasein als freischaffende Künstlerin, das Zurückgeworfen sein auf sich selbst. Ich bin ein geselliger, kollektivistisch veranlagter Mensch und man hat keine Bürostruktur, keine anwesenden Kolleginnen, man muss sich wirklich ins Zeug legen für soziale Kontakte. Ein Buch muss man nun mal trotzdem alleine schreiben. Ich treffe mich aber zum Beispiel mit anderen Autorinnen im Kaffeehaus und wir schreiben gemeinsam. Das ist eine Verbesserung.

Stichwort Baked Beans mit Cola: Ist die amerikanische Küche wirklich so schrecklich wie im Buch beschrieben?

Als Kind einer berufstätigen Alleinerzieherin bin ich mit Fertiggerichten und Fast Food aufgewachsen, also bin ich das Gegenteil eines Snobs was Kulinarik betrifft. Aber selbst der österreichische McDonalds kommt einem im Vergleich zum Junk Food Iowas wie ein gehobenes Restaurant vor.  

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