Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Blumen haben Emotionen“Susanna Taras stellt gigantische Blütengärten aus Wolle her

Lesezeit 3 Minuten

Vom Treppenhaus des MAKK aus eröffnet sich ein blumiges Panorama aus der Hand von Susanna Taras.

Köln – Die Sinne trügen. Keine heimlichen Duftkerzen, Raumsprays oder Parfümwolken durchwabern das Museum für angewandte Kunst (MAKK) – nein, den Eindruck dass hier alles frisch und betörend riecht, macht allein der Anblick der gigantischen Blumengärten, die Künstlerin Susanna Taras auf zwei Etagen arrangiert hat. Titel der neuen Schau: „Blumen, Flowers, Fleurs“.

Taras arbeitet nicht mit Öl oder Tempera, sie verwendet Wolle, deren Fäden sie eigens einfärben lässt. Ihre Rosen, Malven, Winden oder Stiefmütterchen wirken intensiv, die Teppichstruktur der gewobenen Stängel und Blätter, Stempel und Blüten kommt so authentisch herüber, dass das Künstliche der Natur ungemein nahe kommt. Lose Fäden oder Fusseln wirken wie Blütenstaub.

Blumen als Botschafter

Die Botschaft ist einfach: „Schönheit und Freude versetzen in Schwingung, so dass das Leben Spaß macht“, sagt Susanna Taras. Jeder Künstler arbeite anders. Ihr liege es nicht, Missstände in ihrer Kunst zu thematisieren. „Das nähme mir nur die Kraft.“ Ihre handwerklich raffinierten und ästhetisch durchkomponierten „Wallflowers“ sind eine diplomatische Aufforderung zum Glücklichsein.

Dass in der Pflanzenwelt alles Freude Sonnenschein ist, sagt Taras nicht. Ihre Blumen hat sie eigens für die Räume des MAKK so arrangiert, dass sie in Dialog miteinander treten. Dass Schöllkraut reckt sich zur Tulpe und wie bei einer Familienaufstellung will auch das kleine Hornveilchen seinen Platz behaupten.

Zur Person

In ihrer Heimatstadt Stuttgart sowie in München und Tübingen hat Susanna Taras Malerei und Kunstgeschichte studiert und absolvierte Stipendien der Kunststiftung Baden-Württemberg. Sie erhielt den Staatspreis des Landes. Seit 1992 sind ihre Werke in internationalen Ausstellungen oder in Publikationen bei Hatje Cantz. Die Künstlerin lebt in Potsdam. Begleitend zur Schau gibt es Vorträge, Bastelkurse und Kino. (jan)

www.makk.de

„Auch Blumen haben Emotionen“, sagt Taras. Und damit ist das MAKK inhaltlich gar nicht weit weg von der Ausstellung „Grüne Moderne“, die das Ludwig Museum derzeit zeigt. Im vergangenen Jahrhundert gab es eine neue Sicht auf Pflanzen, da sie auf einmal als Lebewesen wahrgenommen wurden.

„In den Pflanzen zeigt sich das Prinzip der Evolution“, sagt Taras. Sie stünden für Wachstum und Entwicklung, seien Sinnbild der Transformation. Auch der Mensch, der unermessliches Potenzial in sich trage, könne sich als Blüte in der Welt einbringen, mit seinen Talenten gestalten und bereichern.

Bis zum Frühjahr geht die poetische Schau

„Das kann eine liebevolle Kindererziehung sein, das umsichtige Leiten einer Firma, oder jemand kocht sehr gut – alles ist Energie“, sagt Taras. Die Farbkomposition wirft immer wieder neue Facetten auf, die Schattierungen sind meisterhaft angelegt und alles wirkt so organisch, dass die Ausstellung nicht hinter einem Besuch des Botanischen Gartens zurückstehen braucht. Für Taras steht fest, dass jeder versuchen sollte, sich sein Paradies zurück zu erobern. Die Blume als Liebesbotin sei da eine gute Weggefährtin.

Ein Kind schrieb bei einer Ausstellung laut Taras einmal folgenden Satz ins Gästebuch: „Der Schnee schmilzt beim Anblick der Blumen.“ Bis zum Frühjahr geht die poetische Schau und mag manche Durststrecke überbrücken.

Bis 26.3., Di bis So, 10 – 18 Uhr, Eintritt frei. An der Rechtsschule