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Museum Ludwig in KölnWolfgang Hahn-Preis für Frank Bowling

Lesezeit 3 Minuten
Das abstrakte Bild von Frank Bowling trägt den Titel "Flogging the dead Donkey" und hängt im Museum Ludwig.

Das Bild "Flogging the Dead Dunkey" hängt nun im Museum Ludwig. Sein Schöpfer, Frank Bowling, erhielt den Wolfgang Hahn Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst. 

Der abstrakte Maler Frank Bowling erhielt den Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst. Das Museum Ludwig ist das erste deutsche Museum, das eine seiner Arbeiten zeigt.

„Flogging the Dead Donkey“ heißt das neue Bild im Museum Ludwig, dessen Titel sich mit „Den toten Esel auspeitschen“ übersetzen lässt. Im ursprünglichen Sprichwort ist von einem Pferd die Rede. Aber üblicher waren in Frank Bowlings Heimat Guyana die Esel.

Der 88-jährige Künstler wurde gestern mit dem Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst ausgezeichnet, den sein Sohn Ben für ihn entgegennahm. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Bowling nicht teilnehmen.

Fußabdruck im Bild

Monochrom arbeitet der Maler, legt sich mit einer genauen Farbbezeichnung aber nicht fest. Das Bild, das nun im Ludwig im gleichen Gang wie die Werke Gerhard Richters hängt, war in intensivem Rot angelegt, wechselt teilweise ins Braun. In einem Videofilm, den Bowlings Sohn Sacha drehte, ist zu sehen, wie die Leinwände im Atelier immer wieder bearbeitet werden. Mit der Spritzpistole zielte Bowling auf den toten Esel, sogar ein Fußabdruck ist unterhalb zu sehen und einige, informelle Farbeinsprengsel in Blau und Gelb.

„Er ist ein Alchemist der Farbe“, erklärte Mayen Beckmann, Vorsitzende der Gesellschaft für Moderne Kunst, welche das Bild für das Museum erwarb. 2020 erhielt Betye Saar (96) den Wolfgang Hahn Preis. Die US-amerikanische Künstlerin thematisierte von Anfang an die negativen Darstellungen von Afroamerikanern und die in den USA weit verbreitete rassistische Haltung gegenüber schwarzen Menschen.

Ein Thema, das auch Bowling stark beschäftigt, obwohl er laut Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, „nicht auf das Politische reduziert werden möchte.“ Seine Biografie spricht für sich. Als 19-Jähriger wanderte er aus der südamerikanischen Heimat nach London aus, studierte erst Literatur, dann Kunst. In der Metropole wurde es ihm zu engstirnig, als er trotz seiner viel beachteten künstlerischen Position ausgegrenzt wurde. Zum Beispiel bei der Ausstellung der „New Generation“, zu der er 1964 aufgrund seiner abstrakten Werke und des Diskurses hätte eingeladen werden müssen.

Nach New York ausgewandert

Zwei Jahre später wanderte er erneut aus – diesmal nach New York. Hier entwickelte er sein Interesse an der Abstraktion, als er den Werken von Ad Reinhardt, Barnett Newman, Clyfford Still, Marcia Hafif und Mark Rothko begegnete, die ebenfalls in der monochromen Malerei experimentierten. In Deutschland machte er 1959 erstmals in München Station, besuchte später Berlin Düsseldorf, Hamburg, Eckernförde oder Worpswede und natürlich Köln. „Aber das war noch bevor der heutige Museumsbau hier stand“, so Ben Bowling.

Der Sohn, der eigentlich Kriminologe ist, managt heute den Vater und sprach gestern von Ausstellungsprojekten in allen Facetten. Das Frühwerk steht ebenso im Focus, wie seine neuesten Arbeiten. Dreimal in der Woche erscheine er im Atelier und arbeite. Zu seinen Vorbildern zählten Landschaftsmaler wie William Turner oder Thomas Gainsborough, bei ihnen lägen die Anfänge des Abstrakten.

1975 kehrte Frank Bowling nach London zurück. Anerkennung fand er jedoch erst im fortgeschrittenen Alter. Als Kritiker schrieb er unter anderen für das Arts Magazine und warnte davor, „etablierte Strukturen der Museen“ als Bollwerke gesetzter Kunstvermittlung „niederzubrennen.“ Besser sei es, wenn es gelinge, die Strukturen von innen heraus zu verändern. „Ein Museum brennen zu sehen, ist Zuschauersport. Sich im Stacheldraht zu verheddern, tut weh“, übersetzte Dziewior.

Engagement für Avantgarde

Der Name des von der Gesellschaft für Moderne Kunst mit maximal 100.000 Euro dotierten Preises erinnert an den Sammler und Gemälderestaurator Wolfgang Hahn. Er engagierte sich zumal für die Kunst der europäischen und amerikanischen Avantgarde in Köln und war Gründungsmitglied der Gesellschaft für Moderne Kunst sowie Leiter der Restaurierungsstätten im Wallraf-Richartz-Museum/Museum Ludwig.

Durch den Ankauf zum Wolfgang-Hahn-Preis erhalte das Museum Ludwig als bundesweit erste öffentliche Sammlung ein Bild Bowlings, so Dziewior. „Wir sind ihm für seine Großzügigkeit sehr dankbar", sagte Mayen Beckmann. Im kommenden Jahr erhält Francis Alÿs den Preis. Der Belgier lebt in Mexiko.