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Interview

Musical Dome-Leiterin Michaela Guth
Warum Köln auch zwei Musicalhäuser vertragen könnte

Lesezeit 4 Minuten
Köln, RSK, Interview Musical Dome

Michaea Guth (l.) mit Sophie Berner, die die Rolle der Satine aus der Taufe hob und nun wieder eine Reihe von Vorstellungen spielt.

Zur 1000. Vorstellung von „Moulin Rouge“ spricht die neue Leiterin des Musical Domes, Michaela Guth, über die Zukunftspläne

Den sicherlich schwierigsten Moment am Theater konnten Sie beim neuen Job im Musical Dome überspringen: die Ungewissheit, ob ein Stück gut läuft oder nicht.

Genau. Das ist definitiv großartig. Da falle ich erst mal in ein weiches Bett, weil es in der Tat eine extrem erfolgreiche Produktion ist. Es ist jetzt die Herausforderung, dieses Niveau weiterzuführen, auf diesem Level zu bleiben, die Leute weiter zu begeistern.

Moulin Rouge“ als Long-Run-Musical ist wie ein Räderwerk, wo eins ins andere greift. Wenn man in so einen laufenden Betrieb einsteigt, wie schnell erkennt man, wo man nachjustieren muss oder wo man nachjustieren kann?

Relativ schnell. Denn natürlich kommt jeder Theaterleiter mit anderen Blick und mit einem anderen Ansatz. Aber das sind nur Kleinigkeiten. Unter anderem geht es um die Frage: Wie begeistern wir das Publikum noch mehr?

Gibt es ein Beispiel?

Etwa zuletzt unser Projekt Get Technical, wo wir das Haus geöffnet und einen Blick hinter die Kulissen gewährt haben. Auch, um einer jüngeren Zielgruppe die Berufe des Theaters näherzubringen. Insgesamt das Theater nahbarer, greifbarer zu machen.

Zuletzt hatten Sie mit Massimo Sinató einen prominenten Gaststar für eine Reihe von Vorstellungen. Hat sie das gelohnt?

Tatsächlich war es ein extrem großes Pressethema mit extrem großem Media-Output. Aber wir haben auch festgestellt, dass Shows, in denen er gespielt hat, noch besser gebucht waren. Mit solchen Ansätzen halten wir „Moulin Rouge“ frisch. Es war für das ganze Haus ein großer Aufwand: die Einstudierung, das Anfertigen der Kostüme für ihn. Aber es hat Spaß gemacht und sich definitiv gelohnt. Wir werden das Thema Gastauftritte also weiterverfolgen.

In Bonn und in Düsseldorf, wo Sie am Capitol Theater gearbeitet haben, laufen an den dortigen Schauspiel- respektive Opernhäusern auch Musicals. Ist das für eine Long-Run-Show belebend oder Konkurrenz?

Definitiv belebend. Ich glaube, es gibt nicht diese klassische Konkurrenzsituation. Sondern dadurch, dass man sich mit den Shows und mit den unterschiedlichen Zielgruppen und so weiter entsprechend abgrenzt, belebt viel Entertainment, viel Theater, viel Oper.

Der hiesige Opern-Intendant Hein Mulders verschließt sich dem Genre bislang.

Ich denke, irgendwann werden wir ihn wahrscheinlich auch noch überzeugen. (lacht)

Wie sehen im Moment die Pläne für das Staatenhaus aus, das ATG Entertainment zum Musicaltheater umbauen will?

Ab Anfang 2026 fangen wir mit den Umbaumaßnahmen an dann noch in Koexistenz mit der Oper. Das Ziel ist, Mitte/Ende 2028 mit einer großen Premiere zu eröffnen. Und wenn wir die Möglichkeit hätten, hier noch weiter zu spielen ...

Hier im Musical Dome?

Im Moment haben wir die Verlängerung bis 2028 bekommen. Und darüber hinaus könnte ich mir gut vorstellen, dass wir sogar mit zwei Musicalhäusern hier in Köln eine gute Auslastung fahren können.

Das ist mal eine Ansage.

Es ist die große Strategie, Köln nach Hamburg zum zweitgrößten Musicalstandort in Deutschland aufzubauen. Das Potenzial ist da. Und wir arbeiten daran, das Musicalgenre hier noch weiter zu etablieren.

Es gab lange Durststrecken, eine ganze Reihe von Shows in Köln liefern nicht so gut wie erwartet ...

Spätestens mit „Moulin Rouge“ haben wir eine Trendwende geschaffen. Es bietet drei Stunden Eskapismus, angefangen vom ersten Schritt ins Theater über den Wow-Effekt, wenn man den Saal betritt bis hin zur Show.

Aber außer „Moulin Rouge“ gibt im Moment kein Musical, für das der komplette Saal gestylt werden muss. Und für die nächste Show können Sie ja nicht den Elefanten im Saal lassen.

Den Elefanten nicht, aber es gibt sicherlich andere Dinge. Und für neue Shows sind wir im Kontakt mit Lizenzgebern am Broadway und im Westend. Dort geht auch der Trend da hin, größer Shows zu machen und diesen Bombast weiter zu führen dieses Gesamterlebnis, das beim Betreten des Theaters beginnt. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir das auch mit anderen Produktionen schaffen.