Sollte Israel wie geplant beim ESC 2026 antreten, droht ein Teilnehmerschwund: Vier Länder ziehen den Boykott in Betracht.
Politischer Druck wächstNächstes Land droht mit ESC-Boykott bei Israels Teilnahme

Inzwischen haben vier Länder ihre künftige Teilnahme am ESC an Bedingungen geknüpft. (Symbolfoto)
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Der Druck auf den Eurovision Song Contest (ESC) nimmt zu. Nachdem bereits aus Irland, Slowenien und Spanien entsprechende Stimmen laut geworden waren, haben nun auch die Niederlande mit einem Boykott gedroht. Der Grund: Alle vier Länder wollen sich der Teilnahme verweigern, falls Israel wie geplant für den Wettbewerb zugelassen wird.
Avrotros, der Sender, der den ESC in den Niederlanden ausstrahlt, hat eine entsprechende Erklärung herausgegeben. Darin heißt es, man könne „die Teilnahme Israels in der heutigen Situation angesichts des anhaltenden und schweren menschlichen Leidens in Gaza nicht länger verantworten“. Der Sender nennt auch die „schwerwiegende Aushöhlung der Pressefreiheit“ durch Israel, den Ausschluss internationaler unabhängige Berichterstatter und die vielen Opfer unter Journalisten. Die Niederlande schließen sich damit einer Ankündigung Irlands vom Vortag an.
70 Künstler fordern Ausschluss Israels
Slowenien hatte schon Anfang September klar durchblicken lassen, dass man bei einer Teilnahme Israels nicht dabei sein werde. Spanien und Island erwägen ebenfalls, bei einer Teilnahme Israels dem Eurovision Song Contest im kommenden Jahr in Wien (12. bis zum 16. Mai 2026) fernzubleiben. Aus diesen beiden Ländern gibt es jedoch noch keine offiziellen Stellungnahmen der verantwortlichen Sender.
Auch und gerade im Kreise der Künstler, die ihre Länder beim ESC vertreten, gibt es schon länger Kritik an der geplanten Teilnahme Israels. 70 frühere Teilnehmer unterzeichneten einen offenen Brief, der den Ausschluss fordert. Die beiden letzten Sieger, Nemo und JJ, unterstützen solche Forderungen.
Österreich befürwortet Teilnahme Israels
Vom norwegischen Sender kam die Meldung, es gebe Gespräche mit dem ESC-Veranstalter EBU. Ein Sendervertreter sagte auf Anfrage, man befinde sich in einem Prozess, „in dessen Rahmen die EBU Anfang Dezember eine gründliche Überprüfung mit allen Mitgliedsländern durchführen wird“. Im Dezember wolle die EBU eine Entscheidung treffen.
Der österreichische Sender ORF hat sich als Gastgeber des ESC 2026 bereits eindeutig für eine Teilnahme Israels ausgesprochen. Er würde dies begrüßen, sagte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann Anfang September. Auch der Stiftungsrat des öffentlich-rechtlichen Senders empfahl Weißmann zuletzt, diese Position weiterhin zu vertreten.
Seit Ausbruch des Gaza-Krieges 2023 überschattet der Nahost-Konflikt den erklärt unpolitisch konzipierten ESC. Sowohl beim Wettbewerb in Malmö 2024, als auch in Basel 2025 gab es israelkritische Demonstrationen auf den Straßen und vereinzelt auch Pfiffe und Buhrufe im Saal gegen Israels Acts. (dpa/red)