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NeuerwerbungIm Wallraf-Richartz-Museum blüht barocke Blütenpracht

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Frans Francken: Ein Sammlerkabinett

Frans Francken: Ein Sammlerkabinett

In "B(l)ooming" erzählt das Wallraf-Richartz-Museum Geschichten aus der Blütenpracht des Barock 

Auf wen zeigt die Tulpe? Womöglich ist es eine Frage für die Forschung, aber eine Vermutung hat Anja Sevcik schon. Die Leiterin der Abteilung Malerei beim Wallraf-Richartz-Museum ist nur wenige Sekunden nach der Enthüllung des neuerworbenen Gemäldes „Sammlerkabinett“ des Antwerpener Barockmalers Frans Francken dem Jüngeren (1581 bis 1642) schon in einem der wohl spannendsten Kapitel der Kunstgeschichte angelangt: Dem Boom der Blumen, der in einem Börsencrash endete.

Teure Objekte der Begierde

Im kleinen Porträt hinter der Tulpe könnte Francken Carolus Clusius (1526 bis 1609) verewigt haben. Der niederländische Mediziner, Botaniker und Fachbuchautor unternahm Forschungsreisen durch Europa, auf denen er Pflanzen entdeckte. Blumenbilder wurden populär, verbunden mit berühmten Namen wie Adriaen Coorte und Roelant Savery aus den Niederlanden, Giovanni Stanchi aus Italien oder dem Deutschen Peter Binoit. Wie Museumsdirektor Marcus Dekiert erklärt, sind Blumenbilder bei Auktionen auch heute mit die teuersten Objekte der Begierde.

Froh waren er und sein Team, dass sie mit Hilfe der Freunde des Museums das neue Bild in der Schweiz für insgesamt 120.000 Euro aus Mitteln des verstorbenen Mäzen Professor Jürgen Krüger ersteigern konnten. Laut Dekiert ist es ein wichtiges Puzzlestück. Es hängt zentral im Fenstersaal in der neuen Ausstellung „B(l)ooming“. Der Titel zielt einmal auf die „Barocke Blütenpracht“, spielt aber auch auf die Boomzeiten der Zwiebel-Zocker an. Tulpen aus der Türkei oder Afrika, die durch Läuseschäden so manipulierte Farbverläufe erhielten, erzielten auf Auktionen Preise von exquisiten Immobilien.

Zusammenbruch des Zwiebelhandels

Solange, bis der Zwiebelhandel plötzlich zusammenbrach. Klein ist die Schau, fährt aber ein reiches Bouquet an privaten Dauerleihgaben und Bildern aus dem Fundus auf, die eigens restauriert wurden, um in frischer Strahlkraft das Auge zu erfreuen. Auf Initiative des Wallraf arrangieren Floristen im Wechsel Sträuße, die von den Bildern inspiriert sind – als Wertschätzung einer oft als selbstverständlich genommenen Kunst.

Schon in der Barockzeit rümpften Kunstsachverständige die Nase, dass Blumiges besser gehandelt wurde als eine virtuos ausgearbeitete Kriegsszene. Aber Blumen wird Heilkraft zugesprochen, immer stehen sie für die Liebe. Womöglich ist es das Menschliche, das durch die Blume zum Ausdruck kommt. Wie bei der Landpartie mit Mohnblume eines unbekannten Malers, der womöglich der Rubens-Schule zuzuordnen ist. Nichts ist gestellt.

Ein natürliches Familienidyll als lebendiger Schnappschuss des Barock. Im „Sammlerkabinett“ zeigt Francken die High Society mit repräsentativen Schätzen der Kunst, dem Globus als Zeichen der Weltläufigkeit und der Seeschnecke, die für die Schöpfung steht. Aber auch die finstere Zeit zeigt das Bild, ein gelangweilter Affe blickt zu den Eselsköpfen vor dem Fenster, die wütig Folianten zerstören. Feinde hatten Kunst und Wissenschaft jederzeit.

Bis 31. Mai 2026, Di bis So 10 – 18 Uhr, Obenmarspforten 40.