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Oper KölnRossinis „La Cenerentola“ feiert am Samstag im Staatenhaus Premiere

Lesezeit 4 Minuten
Matteo Beltrami und Cecilia Ligorio im Staatenhaus. Sie proben für die Oper La Cenerentola von Rossini.

Dirigent Matteo Beltrami und Regisseurin Cecilia Ligorio bringen im Staatenhaus Rossinis Oper Köln La Cenerentola, Aschenbrödel, auf die Bühne.

Am Samstag feiert die Oper Köln mit Rossinis „La Cenerentola“ im Staatenhaus Premiere. Die Geschichte von Aschenputtel rührt noch immer an und ist auch in der Gegenwart ein Stoff, der ganz viel über die Gesellschaft aussagt.

Die Geschichte ist unschlagbar gut: Cinderella, das Aschenbrödel, rührt an und wird als Märchen in unterschiedlichsten Sprachen und Genres von den Brüdern Grimm bis Disney immer wieder erzählt. Vor über 200 Jahren komponierte Gioacchino Rossini aus dem Stoff die Oper „La Cenerentola“. Auf Deutsch: „Aschenputtel, oder der Triumph des Guten.“

In zwei Akten erzählen der Komponist des Belcanto und sein Librettist Jacopo Ferretti. Ihre Vorlage stammt aus der Sammlung von Charles Perrault. Die böse Stiefmutter ersetzten sie durch einen Stiefvater, einen verarmten Adeligen, und die Fee ist bei ihnen Alidoro, der Lehrmeister des Prinzen. Am Samstag feiert „La Cenerentola“ im Staatenhaus Premiere.

Hochmoderne Musik

Regisseurin Cecilia Ligorio und Dirigent Matteo Beltrami sind gebürtige Italiener, für beide ist es die erste Begegnung mit dem Staatenhaus. Von Köln sind sie begeistert – vielmehr vom Menschenschlag, denn von der Stadt haben sie bisher nicht viel gesehen. Ligorio hat es in den Probenwochen noch nicht einmal geschafft, den Dom zu besuchen. Und wenn Beltrami und sein Hund im Dunklen um den Aachener Weiher spazieren, begegnen sie vor allem Kaninchen. Ihre Tage verbringen sie im Staatenhaus.

Und so elektrisiert, wie beide wirken, dürfte es eine großartige Oper werden. Ihre Arbeit mit dem Ensemble und dem Gürzenich-Orchester ist dabei weitaus mehr als eine Lektion in „Italienisch für Anfänger.“

„Rossini ist etwas diffiziler als andere Opernkomponisten. Wir Italiener kennen ihn ja von Kind an. Aber für ein deutsches Orchester ist das nicht immer einfach. Ich habe schon viele gute Ensembles dirigiert, aber das Gürzenich Orchester ist besonders nahe dran, geht einen sehr italienischen Weg“, erzählt Matteo Beltrami.

Rossini unter den Top 10 im Repertoire des Mailänder Musikers

Im Repertoire des Mailänder Musikers gehört Rossini zu den Top 10. „Das ist kein normales Belcanto-Repertoire, das ist hochmodern, schon Musik des 20. Jahrhunderts. Rossini ist verrückt, surreal“, sagt er. Ungemeiner Sprachwitz und eine Silbenbetonung, die an Percussion erinnere, dürften nur einige wenige Geheimnisse sein, die seine Musik so zeitlos macht. Das Sextett „Il nodo avviluppato“ beispielsweise könne durchaus als „Konzert für Orchester und Percussion“ angesehen werden – die Sängerinnen und Sänger sind die Schlaginstrumente“, sagt Beltrami.

„La Cenerentola“ steht regelmäßig auf dem Programm großer und kleiner Opernhäuser. Und immer noch gibt es etwas Neues zu erzählen. Cecilia Ligorio versetzt Aschenputtel in eine Hollywood-Dreamland-Ästhetik des Tanzmusicals der 1940er Jahre: Cadillac statt Kutsche, Pin-up-Dress statt Reifrock. Doch die Sehnsucht nach gesellschaftlichem Erfolg, nach der Sonnenseite des Lebens ist allgegenwärtig.

Die Regisseurin sieht in der Ausdruckskraft des Tanzes das Schlüsselerlebnis des Stücks. „Ich erinnere mich noch, wie mir meine Mutter das Märchen vorlas. Beschäftigt haben mich diese Füße, die so geschwollen waren, dass sie nicht mehr in die Schuhe passten.“ Rossinis Geschichte sei auch ein zeitloses Gesellschaftsporträt. „Die Familie von Cenerentola ist verarmt, hat eine Menge Geld verloren. Sie wollen wieder dabei sein. Das ist der Grund, warum sie eine der Schwestern mit dem Prinzen vermählen wollen. Das ist ein Upgrade.“

Verständnis für verkorkste Charaktere

Wichtig ist es der Regisseurin, die beiden bösen Stiefschwestern nicht zu Hassfiguren zu machen. Ihnen sei zwar zu misstrauen, denn sie seien nicht ehrlich. Aber sie hätten auch unter dem gesellschaftlichen Absturz zu leiden. „Sogar mit den hässlichsten Charakteren sollte man Empathie haben“, sagt sie.

Auch Cenerentola ist nachsichtig. Anders als bei den Brüdern Grimm verzeiht sie bei Rossini und Ferretti. „Sie will loslassen können“, sagt Ligorio. Und für diesen Ausdruck der Freude eigne sich die Form des Musicals besonders gut. Für Beltrami beißt sich das überhaupt nicht mit der Opernmusik. „Rossini ist einer der italienischen Opernkomponisten, der dem Musical besonders nahe ist. Man kann ihn tanzen, immer und jederzeit, es ist der pure Rhythmus.“

Premiere in Köln

Regisseurin Cecilia Ligorio hat Opern mit dem Ensemble Nacional de España oder der Opéra Royal de Wallonie Lüttich inszeniert. Als Schauspielerin arbeitete sie bereits mit Literaturnobelpreisträger Derek Walcott zusammen. In Deutschland führt sie zum ersten Mal Regie. Matteo Beltrami dirigierte bereits in mehr als 50 Opern – unter anderen an der Deutschen Oper Berlin, der Semperoper Dresden oder dem Aalto-Theater in Essen. Seit 2021 ist er künstlerischer Leiter des Luglio Musicale Trapanese auf Sizilien. Bei der Musikalischen Leitung in Rossinis „La Cenerentola“ stellt er sich erstmals an der Oper Köln vor. 

Gioacchino Rossini: La Cenerentola, Premiere am 17. 12.,19.30 Uhr, Staatenhaus, Saal 1.

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