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Wallraf-RichartzBarocke Brüder nach Jahrhunderten wiedervereint

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Joannes de Ruyter und sein Bruder Daniel.

Joannes de Ruyter und sein Bruder Daniel. 

Das Wallraf zeigt die Gemälde der Brüder Joannes und Daniel de Ruyter des bedeutenden niederländischen Porträtmalers Jan van Ravesteyn.

Das Nesthäkchen war zuerst da, jetzt kam der Erstgeborene hinzu. Die Brüder Daniel und Joannes de Ruyter sind nach fast vierhundert Jahren wieder vereint. Die Barockabteilung des Wallraf-Richartz-Museums hat die zwei Kinderbildnisse, die der niederländische Porträtspezialist Jan van Ravesteyn (1570 bis 1657) zwischen 1632 und 1639 von den Sprösslingen der großbürgerlichen Kaufmanns- und Juristenfamilie de Ruyter fertigte, direkt nebeneinander gehängt.

Umfassende Porträtgalerie

Ursprünglich gehörten die Tafeln zu einer mehrere Generationen umfassenden Porträtgalerie, in der die Familie ihren Stolz über wirtschaftlichen Erfolg zum Ausdruck brachte. Aber ähnlich wie in anderen Sammlungen wurden die Bilder in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Ein Puzzlespiel für die heutige Forschung. Das bis dahin unentdeckte Bildnis des jüngeren Daniel erwarben die Freunde des Museums dank der Spenden des 2024 verstorbenen Professor Jürgen Krüger bereits vor zwei Jahren.

Kunsthistorikerin Anja Sevcik, Leiterin der Barockabteilung, wusste aber, dass es auch das Bild des Erstgeborenen gibt. Nun konnte man es bei Sotheby's in London für etwa 52.000 Euro erwerben. Preislich habe das andere Bild ähnlich gelegen. „Dass beide wieder an einer Museumswand vereint sind, ist ein großer Glücksfall“, sagt Sevcik, die durchaus einen lokalen Bezug sieht, kam beider Vater David de Ruyter doch in Köln zur Welt.

Ein Bild von Schwester Hester?

Der Calvinist aus der Antwerpener Kaufmannsfamilie lebte im Exil aufgrund der Glaubenskonflikte, was ihn aber nicht von einer Liebesheirat abhielt. Seine Ehefrau Lucretia van der Meulen (1591 bis 1672) war Katholikin. Auch von ihr muss es noch ein Bildnis geben, es war laut Sevcik zwei Mal in Köln im Handel, doch hätten sich die Spuren verloren. Ihre Recherche ist aber noch lange nicht abgeschlossen, denn aus den Familienbildnissen muss es auch eine Darstellung von Daniels und Joannes’ Schwester Hester geben.

Die Eltern ließen sich die Abbildung ihrer Kinder was kosten. Nah am Leben malte sie van Ravesteyn, der beide Bilder signierte. Ungezwungen blicken die Brüder den Betrachter an, aber sind schon als stolze Edelleute zu erkennen, beide haben es zu etwas gebracht. Die Neuerwerbung Joannes ist auf dem Landsitz in Den Haag dargestellt: Eine Reitgerte in der einen Hand, einen Zwergpapagei auf der anderen lächelt der junge Mann im damals üblichen Kleidchen vergnüglich.

So vermochten es nur Kinder, die nicht in die ernste Rolle des kleinen Erwachsenen gezwängt wurden, was damals auch vorkam. Joanes trat in die Fußstapfen des Vaters, wurde auch Jurist. Mit seinem Bruder Daniel, der ebenfalls Jura studierte, ging er auf Kavalierstour – der damals obligatorischen Europareise der Söhne aus vornehmem Hause. Sevcik konnte recherchieren, dass der jüngere Daniel nach Lille ging, wo er vermutlich die Ländereien der Familie verwaltete.