„Alexa, erzähl einen Witz“Digitale Mitbewohner erheitern und erleichtern den Haushalt

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Kleine praktische Helfer im Haushalt: Zum Beispiel auch als Timer für den Tee zu nutzen.

Kleine praktische Helfer im Haushalt: Zum Beispiel auch als Timer für den Tee zu nutzen.

Köln – Alexa: „Guten Morgen. Herzlichen Glückwunsch, Manolo Blahnik. Der international bekannte Schuhdesigner wird heute 75. Er wuchs auf einer Bananenplantage auf. Seine Karriere ist ein gutes Beispiel dafür, dass man alles werden kann, wenn man nur daran glaubt.“

Google Home Mini: „Hi Lioba. Das Wetter in Bickendorf ist heute trüb. Die Höchsttemperatur beträgt sechs Grad, später ziehen aus Westen graue Wolken herein, die Dauerregen mitbringen. Es folgen die letzten Nachrichten vom Deutschlandfunk.“

Wenn Sie sich für einen sprachgesteuerten Heim-Assistenten entscheiden, könnten Sie künftig morgens so oder so begrüßt werden. Amazons Alexa und Googles Home Mini balgen sich gerade jetzt vor Weihnachten um den Titel „Meistgekauftes neues Technik-Ding, das eigentlich kein Mensch braucht“. Um den wahren Nutzen herauszufinden, haben mein Sohn und ich beide Geräte eine Woche lang getestet.

Bei der Autorin Lioba Lepping zu Hause: Der Google Home Mini (l.) und der Echo Dot von Amazon im Wettbewerb am Küchentisch: Welches Gerät eignet sich besonders gut?

Bei der Autorin Lioba Lepping zu Hause: Der Google Home Mini (l.) und der Echo Dot von Amazon im Wettbewerb am Küchentisch: Welches Gerät eignet sich besonders gut?

Echo Dot von Amazon

Das cloudbasierte Sprachsystem im Echo Dot heißt Alexa, Preis: 59,90 (Preisempfehlung), im Fachhandel (wo es eine ausführliche Beratung dazu gibt) und im Internet sind beide dezeit schon für etwa 35 Euro zu haben.

Google Home Mini

Der Google Home Mini hat keinen „Vornamen“, der Sprach-Assistent wird aktiviert mit den Worten „Ok, Google“ oder „Hey, Google“. Vielleicht etwas sperrig, aber für alle, die Alex oder Alexa heißen, die einzig mögliche Lösung, denn die können sich den Echo Dot gleich abschminken. Alexa würde ständig dazwischen quatschen.

Erste Schritte

Bei beiden im Prinzip gleich: Auspacken, Kabel anbringen, das Gerät mit der Steckdose verbinden. Dann muss eine App heruntergeladen werden, was bei Technik-Antihelden wie mir schon die ersten Fallstricke bereit hält. Handyspeicher voll – schnell ein Spiel vom Kind gelöscht. Passwort vergessen – schnell die Passworthilfe aktiviert, die Mail im Spamfilter gefunden, den Sicherheitscode eingegeben und siehe da – die App ist installiert, das Gerät erwacht zum Leben.

Bei Alexa rotiert ein blauer bis hellblauer Lichtring, bei Google vier leuchtende Punkte.

Bei Alexa muss man den WLAN-Schlüssel noch manuell eingeben, das Google-Gerät verbindet sich automatisch. In beiden Fällen geht aber beides reibungslos und ist selbst für Technikunkundige wie mich fast spielerisch zu bewältigen.

Was können die?

Beim Echo Dot ist ein kleines Heftchen mitgeliefert, das erste Anwendungsanregungen gibt. So beeindruckt Alexa direkt den Achtjährigen, indem sie auf Aufforderung einen Witz erzählt. Alexas eigentliche Stärke ist ihre Musik-Affinität. Auf Zuruf findet sie Lieder einer bestimmten Band oder schaltet auf einen gewünschten Radiosender. Alexa weiß auch immer, wie spät es ist, wie das Wetter ist, wie hoch der 1. FC Köln verloren hat und wann er wieder spielt. Sie kann die neusten Nachrichten abrufen und Smalltalk: „Alexa, woran denkst du?“ „An einen Freund, er ist ein selbstfahrendes Auto. Er denkt über einen Jobwechsel nach. In letzter Zeit fühlt er sich immer so gerädert.“ „Alexa, kannst du kochen?“ „Auf Kochen, Bügeln und Fensterputzen bin ich noch nicht programmiert, aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ „Alexa, du bist dumm.“ „Das ist aber nicht lieb von Dir.“ „Das war ein Scherz“. „Ach so, haha.“

Auch Googles Home Mini kann Smalltalk und lässt vermuten, dass die Programmierer im Silicon Valley morgens gut gelaunt zur Arbeit kommen. „Ok. Google, kennst du Alexa?“ „Eine gute Kollegin. So weit ich weiß, hat sie einen ganzen Laden hinter sich.“ „Hey, Google, wie geht es dir?“ „In der Hinsicht habe ich vieles gemein mit französischer Küche: Alles ist in Butter.“

Neben der Wortspielerei können Alexa und Hey Google auch Rezepte für Pfannkuchen vorsagen und dank Timer-Funktion dafür sorgen, dass der Tee nur fünf Minuten zieht.

Grundsätzlich ist das Anwendungsspektrum der Sprach-Assistenten beliebig erweiterbar, indem man sie – ganz nach individuellen Vorlieben – mit Apps (Pizzalieferdienst bis Taxiruf) und Geräten, natürlich auch das TV, verbindet. Stichwort smart home.

Freunde von uns steuern schon längst ihre Jalousien, Lampen und Heizung mit Echo Dots großem Bruder, dem Amazon Echo, und sind damit sehr zufrieden.

Experten sehen im sprachgesteuerten Heim sowieso die wahre Zukunft.

Look an Feel

Der Echo Dot ist der kleine Bruder vom Amazon Echo. Es ist der Echo minus Lautsprecher, für Nicht-Klang-Freaks absolut ausreichend. Es ist flach, rund und verströmt mit seinem leuchtenden Ring Raumschiff-Enterprise-Feeling. Wenn man das Signalwort Alexa sagt, zuckt der Ring in dunkel- und hellblau. Dann ist Alexa auf Sendung („Wo wohnst du, Alexa?“ „Ich bin hier und mein Kopf ist in der cloud.“) Im Ruhezustand ist das Licht aus. Alexa hat vier Knöpfe: zwei Lautstärkeregler, einen Stummschalteknopf (ganz nützlich, wenn sie gerade wieder über Albert Einstein philosophiert, das passiert manchmal…) und ein weiterer, dessen Funktion mir noch nicht ganz klar ist…. Google sieht aus wie ein Nadelkissen mit vier leuchtenden Punkten. Er erinnert an einen schicken Lounge-Pouf in mini. Es gibt ihn in verschiedenen Farben. Er ist formschön, und passt in jedes durchgestylte Wohnzimmer.

Unterschiede

Bei Alexa lässt sich auch die Lautstärke über die Stimme (Alexa, leiser/lauter) regeln, bei Google tippt man links oder rechts von den vier Leuchtpunkten auf das Nadelkissen. Das Google-Gerät nennt seinen Besitzer beim Vornamen, Alexa nicht.

Fazit

Amüsant sind die Alltagshelfer allemal und in der Tat auch nützlich: In meinem Haushalt ersetzen sie allein fünf Geräte: Den Wecker, das Radio, den CD-Spieler, den Küchen-Timer, das Thermometer. Außerdem können sie rechnen, buchstabieren, übersetzen, und haben ein enzyklopädisches Allgemeinwissen. Ganz praktisch, nicht nur wenn schulpflichtige Kinder im Haushalt wohnen.

Letzte Zweifel

Tatsächlich weiß keiner so genau, was die kleinen Mitbewohner so alles mithören und was ihre jeweiligen Programmier-Crews im fernen Amerika daraus machen. Um sicher zu gehen, dass sie nichts mitbekommen, hilft nur Stecker ziehen.

Meinen Freunden mit dem smart home ist das mit dem Mithören wurscht. Ich neige auch dazu, meine Konversation als zu trivial, um interessant zu sein, einzustufen. Dennoch sollte man sich der latenten Spionierfähigkeit der elektronischen Helferlein bewusst sein.

Wissenswert bis kurios

Sowohl Amazons Sprachassistent Alexa als auch Googles Assistant speichern alle Sprachkommandos ihrer Nutzer und legen sie in übersichtlichen Listen ab. Diese können vom Smartphone aus oder am Computer angesehen werden.

Alexa: Nutzer gehen hier in die Verlaufsanzeige der Alexa-App. Dort sind alle Sprachkommandos gelistet. Nutzer haben die Möglichkeit, die gespeicherten Kommandos anzuhören und Amazon Rückmeldung zu geben - etwa, wenn die Spracherkennung nicht gut funktioniert hat. Einzelne Sprachaufnahmen können hier auch gelöscht werden. Wer alle Spracheingaben seiner Alexa-Produkte löschen will, geht dazu auf https://www.amazon.de/mycd und wählt dort nach der Anmeldung den Punkt "Meine Inhalte und Geräte" aus. Laut Amazon führt eine Löschung aller Sprachkommandos allerdings dazu, dass der Assistent schlechter funktioniert.

Google Assistant: In Googles Aktivitätenprotokoll finden Nutzer des Assistants eine Liste mit Datum, Uhrzeit und Standort der Spracheingabe. Außerdem eine Tonaufname und ein Transkript des Sprachbefehls. Auch hier können einzelne Einträge einfach gelöscht werden. Zum Aktivitätenprotokoll gelangt man entweder über die Google-App des Android- oder iOS-Smartphones oder per Anmeldung auf der Google-Website. Dort in den Kontoeinstellungen findet sich der Punkt "Konten & Datenschutz/Google-Aktivitätseinstellungen" (Smartphone) oder "Persönliche Daten & Privatsphäre/" (Browser).

Was alles passieren kann

Während ein Mann aus Pinneberg auf der Reeperbahn feierte, riefen Nachbarn die Polizei. Die Beamten stellten fest, dass die Musik aus der Wohnung des Mannes im sechsten Stock kam - nur war dort niemand. Sie ließen die Tür vom Schlüsseldienst öffnen, stellten fest, dass Alexa allein zu Hause war und schalteten den Lautsprecher aus. Der Besitzer wandte sich mit via Facebook an Amazon - Tausende Menschen reagierten darauf. Das lag auch an der humorvollen Art: Als er Alexa danach gefragt habe, ob sie ihm die Kosten, die sie selbst verschuldet verursacht habe, überweisen könne, kam nur ein trockenes: "Darauf habe ich leider keine Antwort." Amazon reagierte: "Echo wurde durch Fernzugriff aktiviert und auf maximale Lautstärke gestellt; ausgelöst durch die kundeneigene Music-Streaming-App eines Drittanbieters." Obwohl der Alexa-Cloud-Service einwandfrei funktioniert habe, übernahm Amazon die Regulierung der Kosten für den Vorfall. (dpa)

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