„Trimm-dich!“-RevivalTraining im Freien liegt voll im Trend

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Viel braucht man eigentlich nicht, um fit zu bleiben: Eine Laufstrecke und ein kleines Mäuerchen wie hier genügen.

Viel braucht man eigentlich nicht, um fit zu bleiben: Eine Laufstrecke und ein kleines Mäuerchen wie hier genügen.

„Trimmy“ hat seinen festen Platz im Hof des Deutschen Olympischen Sportbundes. Hier am Frankfurter Stadtwald, wo der Dachverband der Vereinssportler Deutschlands arbeitet, steht die knapp ein Meter große Figur auf einem Betonsockel, die rechte Faust mit aufrechtem Daumen ausgestreckt, im Gesicht ein zufriedenes Grinsen. Die Geste könnte bedeuten: „Die Trimm-dich-Idee lebt, sie heißt heute nur anders!“

Fast 50 Jahre alt ist „Trimmy“, erfunden wurde er 1970. Mit ihm als Maskottchen wurde damals zum individuellen Sporttreiben im öffentlichen Raum aufgerufen. Zum Laufen, Springen, Hangeln, Balancieren in der Natur, ohne große Hilfsmittel. Der eigene Körper als Übungsgerät. Heute folgen Outdoor-Freizeitparks und das Functional Training einer ganz ähnlichen Idee. Und das zu Recht: Denn Training mit dem eigenen Körpergewicht ist abwechslungsreich, frische Luft und Licht tun zusätzlich gut.

„Wir beobachten seit längerem, dass kommerzielle Studios wie Vereine ihre Angebote erweitern, weg vom reinen Krafttraining hin zum sogenannten funktionalen Training“, sagt Professor Christoph Breuer, Sportökonom an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln. Und mehr und mehr findet Sport draußen statt, in der Natur, mit den dort gegebenen Möglichkeiten.

Bedient wird offenbar auch eine Sehnsucht nach dem Authentischen in digitalen Zeiten. Man stemmt keine Gewichte. Ganze Bereiche, die Psyche eingeschlossen, sollen gestärkt werden, nicht bloß einzelne Muskeln. Ziel ist ein gut trainierter Rumpf – man kann auch sagen ein starker Rücken – als Basis für Fitness und Wohlbefinden.

Outdoor-Freizeitparks etwa bieten – häufig in der Nähe einer Laufstrecke – die Möglichkeit, den ganzen Körper zu trainieren. Dafür stehen verschiedene Geräte bereit. Laufen wird auf diese Weise kombiniert mit Übungen, die aus der klassischen Gymnastik kommen, aus dem Yoga, auch aus dem guten alten Zirkeltraining. „Kniebeuge und Liegestütz erleben eine Renaissance“, sagt Professor Detlef Kuhlmann, Sportpädagoge von der Leibniz-Universität Hannover.

Anders als die früheren Trimm-dich-Pfade sind die Parks heute meist kreisförmig angeordnet. „Sie sind auch etwas weniger auf Leistung ausgelegt als die Trimm-dich-Pfade“, sagt Professor Ingo Froböse von der DSHS. Wie beim funktionalen Training üblich dient der eigene Körper als Trainingsgerät. Nur durch die Veränderung der Körperposition am Gerät wird die Intensität verändert.

Wer das richtig nutzen will, braucht allerdings Kenntnisse, betont Froböse. Deswegen sei es ratsam, sich erstmal von einem Trainer zeigen zu lassen, wie funktionales Training funktioniert. Alternativ kann man sich einfach einer Trainingsgruppe anschließen: Einsteiger können sich so gegenseitig unterstützen.

Die Frankfurter Fitness-Expertin und Buchautorin Yvonne Wagner sieht die Vorteile von funktionalem Training in der Vielfalt, in der Kombination von Übungen. Das beuge Langeweile und auch Verletzungen vor. „Bevor der Verstand mir sagt, das tut mir gut, spüre ich doch schon Lust oder eben auch Unlust. Es geht also darum, die Emotionen positiv anzusprechen.“

Froböse schätzt an den Freizeitparks, dass sich das Training dort so gut in den Alltag integrieren lässt. Es ist unabhängig von festen Kurszeiten und Mitgliedschaften. Idealerweise motiviert das, öfter Sport zu treiben. Für Sportpädagoge Kuhlmann ist Eigenmotivation die wichtigste Voraussetzung, um aktiv zu werden: „Bewegung auf Rezept funktioniert nicht“, ist seine Erfahrung. Wer regelmäßig Sport treiben will, sollte sich nicht sagen „Ich muss“, sondern mit Spaß an die Sache herangehen. Ein Fünf-Punkte-Plan für Functional Training im Freien:

Vorbereiten

Wer lange nicht mehr oder noch nie regelmäßig Sport gemacht hat, sollte sich vor Trainingsbeginn gründlich untersuchen lassen, um Risiken auszuschließen. Und sich wettergerechte Kleidung sowie gute Schuhe zulegen.

Regelmäßig trainieren

Zwei Mal in der Woche, eine Stunde lang. Der Körper braucht aber gerade zu Anfang regelmäßige Pausen, um zu regenerieren. Also andererseits nicht jeden Tag trainieren.

Warm machen

Aufwärmen ist ein Muss. Knapp zehn Minuten, das kann auch Einlaufen auf der Stelle sein, mit Bein- und Armbewegungen wie beim Joggen. Das geht nahezu überall.

Realistische Ziele

Zu intensives Training schadet und frustriert. Nicht versuchen, mit einem besonders langen und harten Training Versäumtes aufholen zu wollen. Je realistischer die Ziele sind, die man sich setzt, desto eher bleibt man dran.

Tageslicht nutzen

Sonnenlicht ist vor allem zur Produktion von Vitamin D, zur Überwindung der Frühjahrsmüdigkeit und überhaupt fürs Wohlfinden wichtig. Was nicht heißt, dass bei schlechtem Wetter gar nichts geht. Für Regenwetter gibt es die passende Ausrüstung. Außerdem gilt: besser am Abend nach dem Job trainieren als überhaupt nicht. (dpa)

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