Buchautorin und Mutter gibt TippsSo gelingt Eltern die entspannte Reise in den Urlaub

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Wie sich mit Kindern gut reisen lässt, warum Schinkenbrote helfen und Mütter sich entspannen sollten, darüber sprach unsere Autorin Christiana Rinkl mit Buchautorin Lucinde Hutzenlaub, selbst Mutter von vier Kindern ist, mit denen sie schon oft auf Reisen war.

Hutzenlaub

Lucinde Hutzenlaub.

Frau Hutzenlaub, jetzt sind Osterferien. Viele Familien verreisen wieder. Glauben Sie, dass Reisen Kinder prägt?

Wir sind immer viel verreist und ich habe den Eindruck, das unsere vier Kinder auf jeden Fall sehr offen und neugierig sind. Sie sparen inzwischen selbst auf ihre Reisen und jobben auch dafür. So eine große Fernreise ist ja auch etwas Besonderes. Unsere letzte ist jetzt vier Jahre her. Dass die Vorbereitung davor ein Teil der Reise ist, haben meine Kinder dabei natürlich auch gelernt. Inzwischen planen sie mit und entscheiden, wohin es gehen soll. Eine Landkarte hängt dann immer in unserer Küche, mit vielen Stecknadeln für alle Wünsche und Reiserouten.

Beginnt der Urlaub denn tatsächlich schon beim Packen?

Das Packen ist das Einzige, was ich weglassen würde, wenn ich könnte. Meine großen Kinder packen zwar inzwischen selber, aber meine eigenen Sachen packe ich immer auf den letzten Drücker und vergesse dabei die Hälfte. Schlimm am Urlaub finde ich auch, wenn man zurück kommt, und einen dann das Chaos erwartet. Deswegen mache ich es zu Hause lieber vorher noch ordentlich. In meiner Familie haben sich Listen wie die Packliste sehr bewährt, aber auch zum Beispiel unsere Urlaubsbeginn-Anti-Streit-Checkliste mit verschiedenen Punkten wie: Wer füttert die Katze? Sind alle Schulbrote aus den Ranzen entfernt?

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Und wenn es los geht, gibt es dann doch oft Streit auf der Rückbank des Autos?

Ich habe gelernt: Auch wenn weniger Kinder mitfahren, können die sich um die besten Plätze streiten. Früher waren die besten Plätze hinten, weil die Kinder dort heimlich Filme auf dem iPad gucken konnten. Heute ist der beliebteste Platz der Beifahrer-Platz mit der Hoheit über das Radio.

Und wenn die Kinder streiten, reichen Sie Brote und Cracker.

Essen und singen hilft immer bei uns. Mein Mann ist ein großer Verfechter von Vesperbroten für unterwegs. Kaum sitzen wir im Auto, kommt der Hunger. Auch bei mir. Oft hilft aber auch ein Apfel. Auf unseren Reisen haben wir aber tatsächlich schon oft den einen oder anderen mit einem Schinkenbrot besänftigt.

Was darf man beim Packen auf keinen Fall vergessen?

Bei uns war besonders tragisch die vergessene PIN für die Kreditkarte. Das war wirklich ätzend, denn die Karte braucht man ja nicht nur beim Einkaufen sondern oft auch beim Check-in im Hotel. Blöd war auch, als unsere Tochter, die zu Hause geblieben war, sich ausgesperrt hatte und nicht wusste, wo der Ersatzschlüssel ist. Sie hat dann einen Schlüsseldienst bestellt und der war richtig teuer. Wichtig ist es auch, Versicherungsunterlagen mitzunehmen, vor allem die der Auslandskrankenversicherung.

Sie schreiben: Der absolute Erholungs-Killer ist die Erwartung, dass alles für alle perfekt ist. Wie macht man sich davon frei?

Tja, wenn die Kinder entspannt sind, sind wir das auch. Einen Urlaub zu finden, der für alle passt, ist natürlich ideal. Aber dann geht es auch darum, loszulassen. Es kommt wie es kommt, und man darf sich dann auch mal sagen: "Ich setze mich jetzt da vorne an den Steg und trinke ein Glas Wein." Das ist ein typisches Mütterproblem, dass wir uns für alles zuständig fühlen.

"Urlaub mit der Familie ist eine Herausforderung an die Flexibilität, Gelassenheit, das Harmoniebedürfnis und die Großzügigkeit anderen Vorstellungen gegenüber", schreiben sie.

Ja, und das ist nicht nur im Urlaub eine wichtige Lerneinheit. Dort zeigt es sich eben nur besonders intensiv. Urlaub bedeutet ja Familie unterm Brennglas. Je teenagiger die Kinder werden, desto schwieriger wird es. Wichtig ist, dass wir uns als Eltern nicht jeden Schuh anziehen. Wenn meine Tochter im Urlaub keinen Anschluss findet, kann ich einmal mit ihr dort rüber gehen und dann sollte es aber auch gut sein. Jeder hat und bekommt letztendlich den Urlaub, den er verdient. Als Mutter bin ich nicht automatisch der mitgereiste Animateur. Ich darf mich auch abends mit dem Papa an die Bar setzen, weil ich mich auch entspannen will. Diesen Raum darf ich mir nehmen.

An welche Urlaubs-Momente erinnern Sie sich besonders gern?

Zum Beispiel an unseren Türkeiurlaub als Mehrgenerationen-Familie. Wir sechs, meine Eltern und mein Bruder mit seiner Familie. Diese Kombination aus Großeltern, Teenagern und Kindern war nicht gerade einfach. Trotzdem erinnere ich mich so gerne daran, wie wir abends alle um diesen riesigen Tisch herum saßen und so viel gelacht haben. Es war schön, mit den Menschen zusammen zu sein, mit denen man im Alltag viel zu wenig Zeit verbringt. Aber ich erinnere mich auch dran, als wir Weihnachten in Neuseeland in einen Sturm kamen und weder vor noch zurück konnten. Davon erzählen wir heute noch.

Was ist das Schönste für Sie am Urlaub?

Mit Zeit und Muße Spaß zu haben. Und Überraschendes zu erleben, auch rückblickend. Meine große Tochter ist inzwischen ausgezogen und letztens rief sie mich an, weil sie die Nummer von unserem Ferienhof in Bayern haben wollte. "Da will ich unbedingt mit meinem Freund hin. Das fand ich als Kind immer so toll da", sagte sie. Und ich dachte, sie hätte es immer dort gehasst.

Wie sich mit Kindern gut reisen lässt, warum Schinkenbrote helfen und Mütter sich entspannen sollten, darüber sprach unsere Autorin Christian Rinkl mit Buchautorin Lucinde Hutzenlaub, selbst Mutter von vier Kindern ist, mit denen sie schon oft auf Reisen war.

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