Eine Frage noch...Vor 50 Jahren löste Inspektor Columbo seinen ersten Fall

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Peter Falk, alias Columbo, trug bis 1978 den gleichen Trenchcoat. Der kam auch nicht aus der Filmrequisite sondern aus Falks privatem Kleiderschrank.

Peter Falk, alias Columbo, trug bis 1978 den gleichen Trenchcoat. Der kam auch nicht aus der Filmrequisite sondern aus Falks privatem Kleiderschrank.

Beileibe nicht jeder verfügt über annähernd so viel Geduld und Selbstbeherrschung wie Tommy Brown (Johnny Cash). Der vom damals ganz in Schwarz schimmernden Stern der Country- und Westernmusik gespielte Sänger auf Mission zur Rettung der verlorenen Seelen scheint die Gastfreundschaft in Person zu sein, während der Inspektor mit dem abgetragenen Trenchcoat, dem Zigarrenstummel und dem schwarzen Notizbuch, in dem er beständig hin- und herblättert, beginnt, sich in Browns Privatleben umzuschauen. Solche Contenance auf Augenhöhe ist im täglichen Berufsleben von Lieutenant Columbo vom L.A. Police Departement - einem gebürtigen New Yorker mit italienischen Wurzeln und ohne Vornamen - allerdings eher ungewöhnlich.

Trenchcoat und Zigarre als Markenzeichen

Üblicherweise behandeln ihn fast alle Hauptverdächtigen eher herablassend: so wie einen Clochard, den es alsbald wieder loszuwerden gilt.

Und er würde ja auch gehen. Er ist eigentlich schon auf dem Weg, als er sich noch mal umdreht: "Ach, was ich Sie noch fragen wollte ..."

So kennen und so lieben Fernsehzuschauer weltweit ihren Columbo, seit er vor 50 Jahren - exakt am 20. Februar 1968 - auf NBC seinen ersten Fall gelöst hat. "Prescription Murder" (Mord nach Rezept) hieß er und sollte ursprünglich nicht mehr sein als die Verfilmung des gleichnamigen und erfolgreichen Bühnenstücks von Richard Levinson und William Link aus dem Jahr 1962.

Nachdem Hauptdarsteller Thomas Mitchell gestorben war und weder Bing Crosby noch Lee J. Cobb ("Die zwölf Geschworenen") den Part wollten, sollte sich die vierte Option als Volltreffer erweisen: Peter Falk! Obwohl man ihn mit knapp 40 Jahren eigentlich als zu jung befand. Denn Vorbild für die Figur des Inspektors war der Untersuchungsrichter Porfirij aus Dostojewskis "Schuld und Sühne".

Erfolg mit Top-Quoten

Einschaltquoten und Kritiken machten derlei Befürchtungen obsolet. "Mord nach Rezept" wurde ein Überraschungserfolg und die Grundlage der Krimiserie "Columbo", die am 15. September 1971 Premiere feierte und zunächst in der Reihe "NBC Mystery Movies" gezeigt wurde. Die Zeit schien überreif für einen Ermittler wie ihn. Einen, der auf rasante Action, Schusswaffen und Gewalt souverän verzichten konnte und stattdessen mit Intelligenz, Scharfsinn und einem erfrischenden Schuss Selbstironie punktete. Und wohl niemand hat das für die deutschen Fernsehzuschauer so authentisch herübergebracht wie Klaus Schwarzkopf, der Peter Falk 18 Jahre lang synchronisierte.

Peter Falk gewann für diese Rolle auf Anhieb einen Emmy; dem 1974, 1975 und 1990 noch drei weitere sowie sieben Nominierungen folgen sollten. Auch die Hollywood Foreign Press Association war beeindruckt, zeichnete Falk 1972 mit dem Golden Globe in der Kategorie "Bester Fernsehschauspieler Drama" aus und nominierte ihn zwischen 1971 und 1993 acht Mal.

Limitierung gegen Abnutzung

Columbo lief bis 1978 mit fünf oder sechs Episoden in Spielfilmlänge pro Jahr. Eine kluge Entscheidung aller Beteiligten, um einen möglichen Abnutzungseffekt tunlichst zu vermeiden. Der hätte in der Tat bestanden, denn die Fälle folgten einem klar definierten Muster. Die oben erwähnten Hauptverdächtigen sind tatsächlich die Täter - was der Zuschauer weiß und Columbo zumindest schon mal ahnt. Das Prinzip des "Whodunit" (Wer hat' s getan) wird hier durch das "Howcatchem" (wie man den Täter überführt) ersetzt. Die, welche zu überführen sind, stammen fast ausnahmslos aus der Welt der Wohlsituierten.

Gespielt von bekannten Film- und TV-Darstellern wie Martin Landau, Robert Vaughn, Ray Milland, Vincent Price, José Ferrer, Dick van Dyke, Louis Jourdan, Eddie Albert, Robert Foxworth, Rip Torn oder Ricardo Montalbán sowie Honor Blackman ("Goldfinger"), Faye Dunaway, Janet Leigh, Vera Miles, Anne Baxter, Tyne Daly ("Cagney & Lacey") und Helen Shaver.

Zwei weitere Filmgrößen nahmen auf dem Regiestuhl Platz. So drehten Steven Spielberg und Jonathan Demme ("Das Schweigen der Lämmer") zu Beginn ihrer Karriere jeweils eine Columbo-Folge. Der Reiz dieser Kriminalfilme besteht in den Verbalduellen beruflich erfolgreicher Menschen mittleren oder fortgeschrittenen Alters, die kultiviert und eloquent auftreten und intelligent genug sind, um komplizierte Mordpläne zu ersinnen: Ärzte und Anwälte, Geschäftsleute, Dirigenten, Weingroßhändler, Kunstkritiker, Schachgroßmeister, Militärs, Musiker, Schauspieler, Diplomaten - skrupellos, krankhaft ehrgeizig und ihrer Sache allzu sicher.

Steven Spielberg Columbo-Regisseur

Der Inspektor, der in ihrem Umfeld wie ein Fremdkörper wirkt, gibt sich höflich, servil; in der gebeugten Körperhaltung, dem Kratzen an der Stirn und dem Blick von schräg unten. Als bitte er permanent um Entschuldigung für das, was er tut: "Nein, das ist reine Routine."

Dazu strapaziert er in aller Regel schier endlos die Geduld der Verdächtigen mit einem Insistieren auf angeblich unwichtigen Details. Doch Einfühlungsvermögen gepaart mit Intelligenz, Logik und Kombinationsgabe sowie der Bereitschaft, gelegentlich auch zu nicht ganz lauteren Methoden zu greifen, geben dem Inspektor ein Profil, von dem die Antagonisten nicht einmal ahnen. Wobei niemals völlige Gewissheit darüber bestehen wird, wie schusselig ihr Gegenüber tatsächlich oder was daran Taktik ist, um die Täter in falscher Sicherheit zu wiegen. War die Figur des Inspektor Columbo in den ersten Folgen eher durchschnittlich, haben ihm seine Schrullen im Laufe der Jahre Kultstatus verliehen. So wie der unverwüstliche beige Trenchcoat (Peter Falk trug bis 1978 immer denselben Mantel ) das Peugeot 403 Cabriolet Baujahr 1959, ein Basset ohne Namen und Mrs. Columbo - die tatsächlich nicht ein einziges Mal in Erscheinung tritt und stets der wohl größte Fan des Hauptverdächtigen ist. Nach elf Jahren Pause wurden von Anfang 1989 bis Ende 2002 in lockerer Folge erneut einzelne Fernsehfilme für ABC produziert und machten Falk eine Zeit lang zum bestbezahlten TV-Darsteller weltweit. Insgesamt gibt es 69 Folgen. Die letzte war am 30. Januar 2003 in den USA und am 14. September 2004 in Deutschland zu sehen. Danach wurde die Reihe eingestellt, da Peter Falk der Ansicht war, mit inzwischen 75 Jahren die Rolle nicht mehr verkörpern zu können. Zu wissen, wann Schluss ist und die Rolle seines Lebens nicht überstrapazieren - das hat Stil. Inspektor Columbo hätte dasselbe getan.

Mehr zur Serie

Vor 50 Jahren löste Inspektor Columbo für den amerikanischen Sender NBC seinen ersten Fall und legte damit den Grundstein für eine Kultserie, die bis heute eine weltweite Fangemeinde hat.Die Serie läuft regelmäßig auf Sendern wie Super RTL, RTL Nitro und wird damit seit Mitte der 1970er Jahre kontinuierlich ausgestrahlt oder wiederholt. Zurzeit wird sie im Free-TV von ZDFneo gezeigt. DVD-Veröffentlichungen Zwischen 2005 und 2012 erschienen alle Episoden in zehn Staffel-Boxen. Die DVDs sind in Deutschland außerdem auch in zwei Gesamtboxen erhältlich: als Standardversion in einer Box aus Pappe und einer limitierten Holzbox mit mehrseitiger Heftbeilage. Als Blu-ray wurde bisher nur die Episode "Des Teufels Corporal"veröffentlicht.

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