Köln – Viele Eltern sind baff, dass sie für ein Schulranzen-Set heute rund 200 Euro hinlegen müssen. Ist der Preis gerechtfertigt?

Natürlich sind Schulranzen Trendprodukte mit jährlich wechselnden Motiven. Einmal sind es die Dinos, dann die Helden aus Star Wars oder klassische Prinzessinnen- oder Pferdebilder. Vorjahresmotive sind meist etwas günstiger. Als Vater zweier Söhne kann ich aber sagen, dass der erste Schulranzen beim Nachwuchs nur schwer verhandelbar ist. Allerdings sollten die Materialien hochwertig und die ergonomischen Eigenschaften wirklich vorhanden sein.

Woran erkennt man denn Qualität?

Der Ranzen sitzt perfekt, wenn er an beiden Schulterblättern anliegt, während die Oberkante der Schultasche mit der Schulterhöhe abschließt. Die Tragegurte sollten gepolstert und stufenlos verstellbar sein und nicht einschneiden. Wichtig sind keine scharfen Ecken und Kanten und schadstoffgeprüfte Materialien. Ein Qualitätssiegel ist, neben dem GS-Zeichen (geprüfte Sicherheit), wenn das Produkt der DIN 58124 entspricht.

Im vergangenen Jahr hat der TÜV berichtet, dass 90 Prozent der produzierten Ranzen nicht der Sicherheitsnorm entsprechen. Wieso?

Viele Ranzen werden nicht gut gesehen wegen fehlendem oder zu wenig fluoreszierendem Material. Wir empfehlen Schulranzen, deren Flächen vorn und an den Seiten zu mindestens zehn Prozent aus retroreflektierendem (hellem) Material bestehen. Diese Beschichtung strahlt zurück, wenn sie angeleuchtet wird. Weitere 20 Prozent des Ranzens sollten fluoreszierende (orangefarbige) Materialien aufweisen, die Licht speichern und es nur langsam wieder abgeben.

Wie kann man das testen?

Ein Elternteil kann im Geschäft den Ranzen anziehen, und das angehende Schulkind macht aus wenigen Metern Abstand ein Foto mit Blitz. Dann sieht man auf den ersten Blick, ob und wie der Schulranzen zurückstrahlt.

Was halten Sie von Schultaschen mit Gurt, die nur über eine Seite getragen werden?

Darauf sollten Grundschüler verzichten. Kinderrücken sind, auch wenn es sich um sportliche Kinder handelt, in der Wachstumsphase zu empfindlich. Der richtige Ranzen hilft, die Wirbelsäule zu entlasten. Er sollte fest am Rücken sitzen und die schweren Bücher im hinteren Fach verstaut sein.

Kann man sein Schulkind guten Gewissens einen herkömmlichen Rucksack tragen lassen?

Viele Rucksäcke erfüllen leider nicht die Sicherheitsfunktionen, die ein Schulranzen besitzt, sowohl bezüglich reflektierenden Flächen als auch bezüglich Ergonomie. Viele bestehen nur aus Stoff, ohne verstärkende Elemente. Wenn der Rucksack dann nicht eng am Rücken sitzt, kann es zu Haltungsschäden kommen.

Wie können Eltern im Alltag am besten helfen?

Auch in den ersten Jahren auf der weiterführenden Schule ist der gemeinsame prüfende Blick wichtig. Müssen wirklich alle Hefte und Bücher mitgeschleppt werden? Muss es an einem Tag mit vier Schulstunden unbedingt die Ein-Liter-Wasserflasche für die große Pause sein? Diese Verantwortung liegt zunächst bei den Eltern, auch wenn die Kinder das vielleicht uncool finden.