Schmutzige WäscheStreit des Königshauses mit Meghan und Harry spitzt sich zu

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Seit ihrem Rückzug vom britischen Hof sind Meghan und Harry von dessen starrem Protokoll befreit – und gehen jetzt in die PR-Offensive.

Seit ihrem Rückzug vom britischen Hof sind Meghan und Harry von dessen starrem Protokoll befreit – und gehen jetzt in die PR-Offensive.

London – Selbst der englische Oberdramatiker William Shakespeare würde vermutlich staunen über das Drama, das sich derzeit um die britischen Royals auf der Weltbühne abspielt. Zwei Brüder – der Vater der beiden der künftige König, die Mutter tragisch ums Leben gekommen – streiten sich so bitterlich wegen der Frau des einen, dass die Gefährten zu Gegnern werden.

Liebe, Neid, Intrigen und Manöver – bei Shakespeare wäre der Streit wohl auf dem Schlachtfeld ausgetragen worden, 2021 findet er in den Medien statt und schließt nicht nur Prinz William und Prinz Harry, sondern auch Herzogin Meghan ein. Sie scheint ihre unabhängige Stimme zurückzufordern, nun da das abtrünnige Paar befreit ist vom Korsett des Hofprotokolls.

Presse mit Anschuldigungen gefüttert

Es handele sich um einen „absolut außergewöhnlichen Vorgang“, sagt ein ehemaliger Königshaus-Reporter hinter vorgehaltener Hand, dass Prinz William und Prinz Harry die Presse mit Infos und Anschuldigungen fütterten, ob mittels anonymer Quellen oder in Interviews wie jenem mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey, das in der Nacht zu Montag ausgestrahlt wird.

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Der Ursprung der Entzweiung reicht Jahre zurück, doch diese Woche erreichte sie einen neuen Tiefpunkt, nachdem in der „Times“ abermals Mobbing-Vorwürfe gegen Meghan laut wurden. Es wurde aus einer E-Mail von 2018 des Kommunikationschefs der Sussexes an Prinz Williams damaligen Privatsekretär zitiert, in der dieser seine Sorgen über angebliches Mobbing von Meghan gegen Palastmitarbeiter geäußert hatte. Die Herzogin habe „zwei persönliche Assistenten aus dem königlichen Haushalt vertrieben und das Selbstvertrauen eines dritten Mitarbeiters untergraben“, lauten unter anderem die Vorwürfe. Harry habe darum gebeten, diese nicht weiterzuverfolgen.

Interview mit US-Talkmasterin Winfrey als Stein des Anstoßes

Meghans Anwälte nannten dies eine „kalkulierte Schmutzkampagne, die auf irreführender und schädlicher Falschinformation beruht“. Es sei kein Zufall, dass die „verzerrten, einige Jahre alten Anschuldigungen“ an die britische Presse herangetragen würden, kurz bevor sie und Harry „offen und ehrlich über ihre Erfahrungen der vergangenen Jahre“ sprechen wollten.

Prinz Philip mit 99 Jahren am Herzen operiert

Nach Angaben des Buckingham-Palasts ist Prinz Philip erfolgreich am Herzen operiert worden. Der Eingriff am Mittwoch wegen eines seit längerem bestehenden Herzleidens des 99-Jährigen sei gut verlaufen, erklärte der Palast am Donnerstag. Der Ehemann von Königin Elizabeth II. werde noch einige Tage zur Behandlung und Erholung im Krankenhaus bleiben. Prinz Philip wird seit mittlerweile mehr als zwei Wochen im Krankenhaus behandelt, sein längster Krankenhaus-Aufenthalt bisher.

Zunächst hieß es aus dem Buckingham-Palast, es handle sich um eine „Vorsichtsmaßnahme“, weil er sich unwohl gefühlt habe. Einige Tage später war von einer Infektion die Rede, am Montag wurde er schließlich in die Londoner St.-Bartholomew's-Klinik verlegt, die als Herzzentrum international renommiert ist. Sein langer Krankenhausaufenthalt weckte in Großbritannien Sorgen um seinen Gesundheitszustand – Philip wird im Juni 100 Jahre alt. Philip und Elizabeth II. sind seit 1947 verheiratet. 2017 zog sich der Prinzgemahl weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. Er hatte in den vergangenen Jahren wiederholt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 2011 war ihm ein Stent am Herzen eingesetzt worden. Das vergangene Jahr verbrachte das Königspaar weitestgehend auf Schloss Windsor. (afp) (Foto: dpa)

Es geht um das Interview des Paars mit der US-Talkmasterin Winfrey. Die brisanten Ausschnitte, die vorab veröffentlicht wurden, dürften bereits für ein Beben der sonst so steifen Oberlippe der Royals sorgen. So attackiert Meghan sogar die Queen. Sie wisse nicht, wie das Königshaus erwarten könne, „dass wir nach dieser ganzen Zeit einfach weiter still sind, wenn die Firma sich aktiv daran beteiligt, ständig Unwahrheiten über uns zu verbreiten“.

Die Firma, das sind die Windsors, an deren Spitze Königin Elizabeth II. steht. Ob sich das Paar mit der Kritik an der 94 Jahre alten Monarchin einen Gefallen tut, kann zumindest bezweifelt werden. Beobachter werfen dem Paar Respektlosigkeit vor. Die Queen habe derzeit andere Sorgen. Denn ihr Ehemann, der 99-jährige Prinz Philip, liegt seit zwei Wochen im Krankenhaus und wurde nun am Herzen operiert (siehe Kasten).

Regel zur Zurückhaltung gebrochen

Die Queen hält seit mehr als sechs Jahrzehnten ihre Regentschaft unter dem Motto durch: Nichts erklären, sich nie beschweren. Doch die Regel zur Zurückhaltung wird dieser Tage von allen Seiten gebrochen. So gab der Palast am Mittwochabend ein Statement heraus. Das allein ist ein äußerst ungewöhnlicher Vorgang, normalerweise herrscht stoisches Schweigen hinter den dicken Mauern.

Nun aber teilte der Buckingham-Palast mit, die Personalabteilung werde die Mobbing-Vorwürfe untersuchen. Man sei „sehr besorgt“. Die involvierten Angestellten, auch frühere, sollten dabei eingebunden werden. Man werde Mobbing oder Belästigung am Arbeitsplatz nicht tolerieren. Wer steckt hinter dem Schreiben? Die Queen? Prinz Charles? Prinz William? Die royale Soap Opera geht weiter.

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