„Da können se Jeduld lernen“Neues Buch zeigt Konrad Adenauer in seinem Garten

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58 Stufen verbinden die Terrassen in Adenauers Garten. Auf 4500 Quadratmetern plante der Politiker Bereiche für Rosen und Obst, einen Schafstall oder eine Bocciabahn.

58 Stufen verbinden die Terrassen in Adenauers Garten. Auf 4500 Quadratmetern plante der Politiker Bereiche für Rosen und Obst, einen Schafstall oder eine Bocciabahn.

Köln – „Haben Sie einen Garten?“, fragte Konrad Adenauer 1945 den amerikanischen Militärgouverneur von Köln, Lieutenant Colonel Patterson. Der wollte ihn wieder als Oberbürgermeister einsetzen, doch Adenauer fühlte sich zu Höherem berufen. „Warum sollte ich einen Garten haben?“, fragte Patterson. Und Adenauer antwortete: „Da können se Jeduld lernen.“

Nicht von ungefähr stellt Christian Feyerabend diese Anekdote an den Anfang des Buches „Adenauer - Der Garten und sein Gärtner“. Denn es zeigt nicht nur den Garten um Adenauers Haus in Rhöndorf in seiner ganzen heutigen Pracht, fotografiert von Roland Breitschuh, sondern immer auch die Rolle, die der Garten für den Politiker Adenauer gespielt hat.

„Garten in Gedanken“ geschaffen

Bevor der das Haus in Rhöndorf 1937 bezog, hatte er sich schon längst seinen „Garten in Gedanken“ geschaffen. Wie der ehemalige Weinberg in einen Terrassengarten umgestaltet werden sollte, malte er in einem Schulheft auf und kümmerte sich bei der Umsetzung akribisch um jedes Detail. Beraten ließ er sich von Experten, aber „ein Garten ist keine demokratische Veranstaltung“, sagt Christian Feyerabend im Buch und bei dessen Vorstellung im Greven Verlag. Seine These: Im Garten wie in der Politik hatte Adenauer eine Vision, wie es am Ende aussehen sollte. Und das setzte er Stück für Stück um, mit viel „Jeduld“. „Letztlich“, meint Feyerabend, „hat er sich als Obergärtner der Bundesrepublik Deutschland verstanden“.

Garten öffnet Pfingsten wieder

„Für mich ist das Heimat“, sagt Konrad Adenauer, der Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers, über den Garten seines Großvaters. Dort hat er seine ersten Schritte gemacht und an den 58 Stufen Treppensteigen gelernt. „Meine ältere Schwester und ich haben da viel gespielt, es gab Hühner und Erdbeeren.“

Heute wird der Garten von der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus weiter im Geiste Adenauers gepflegt und kann auf Führungen für Einzelpersonen oder Gruppen besichtigt werden. Zur Zeit sind das Wohnhaus Adenauers und sein Garten in Rhöndorf coronabedingt geschlossen, aber zumindest der Garten wird ab Pfingsten wieder geöffnet.

Weitere Informationen unter Tel. 02224-921-234 oder auf

www.adenauerhaus.de. (sab)

Schon 1948 porträtierte „Der Spiegel“ Adenauer als Gärtner mit Gießkanne und Harke. Doch der Garten war für ihn nicht nur Schauplatz für Inszenierungen, sondern auch ein wichtiger Rückzugsort und echte Kraftquelle. Im Rhöndorfer Mikroklima gediehen Oleander und Feigenbaum; der Italien-Liebhaber Adenauer schuf schon in Zeiten des Nationalsozialismus ein mediterranes Ambiente. Während des Krieges mussten die Rosen allerdings dem Nutzgarten weichen – Adenauer baute an, um die Familie zu ernähren.

Wie wichtig die Natur für den Menschen ist, wusste er schon früher – und ließ als Oberbürgermeister von Köln den Grüngürtel anlegen. „Der schwarze Adenauer hatte auch eine grüne Seele“, sagt Feyerabend. Und eine rote dazu: Licht und Luft sollten schließlich der arbeitenden Bevölkerung zugute kommen.

„Ein Buch über die wahren Wurzeln der Bundesrepublik Deutschland“, sagte Literaturkritiker Denis Scheck bei der Buchvorstellung in Köln. Aber auch über den Menschen Adenauer, der sich noch auf dem Totenbett erkundigte, ob der Aprikosenbaum schon blühe.

„Adenauer - Der Garten und sein Gärtner“ von Christian Feyerabend (Text) und Roland Breitschuh (Fotos), ist im Greven Verlag Köln erschienen und kostet 30 Euro.

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