Abba-Serie (2)Ruhm, Ehre oder Geld – was den Ausschlag für das Comeback gab

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Abba Band 70er

1974 gewannen Abba den Grand Prix d’Eurovision (Foto), 1982 löste sich die Band auf. 

  • In unserer sechsteiligen Serie begleiten wir das Wirken der schwedischen Kult-Band Abba.

Köln – Die Rolling Stones brauchten bisher nicht darüber nachzudenken. Für die Beatles kam so etwas wegen des Todes von John Lennon ohnehin nicht infrage. Und bei Take That gelang sie zunächst nur eingeschränkt, weil Robbie Williams bisweilen andere Pläne hatte.

Wovon die Rede ist? Von dem Phänomen, das Abba jetzt bevorsteht: der Reunion. Nach 40 Jahren, in denen die schwedischen Popgiganten nicht von Trennung, sondern immer nur von einer Schaffenspause gesprochen hatten, machen Anni-Frid, Agnetha, Björn und Benny jetzt Ernst. Sie tun sich wieder zusammen und versetzen damit die Popwelt in einen Freudentaumel.

Etwas, was den Fans der britischen Popband Oasis leider verwehrt bleibt. Bei den Britrockern sind es die unüberbrückbaren privaten Zwistigkeiten zwischen den Brüdern Liam und Noel Gallagher, die eine Wiedervereinigung verhindern. Bei Bands wie Pink Floyd sind es die vielzitierten musikalischen Differenzen, die ein harmonisches Zusammensein unmöglich machen. Derweil finden die Spice Girls auch immer mal wieder zueinander, ob mit oder ohne Victoria Beckham.

Wie kommt es zu Comebacks bei Künstlern?

Da stellt sich grundsätzlich die Frage, warum Musiker, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen von ihren Kollegen getrennt hatten, überhaupt entscheiden, es noch einmal miteinander zu versuchen. Sind es Ruhm und Ehre, die den einst im Rampenlicht Stehenden fehlen? Ist es der Spaß, den es durchaus macht, auf einer Bühne mit anderen Musik zu machen? Oder ist es schlicht und einfach das Geld, das den Musikern im Laufe der Jahre knapp geworden ist? Wer schon einmal vor Tausenden Zuschauern auf einer Bühne gestanden und gespürt hat, wie das Publikum auf jede Bewegung, jede Geste reagiert, die der Star dort macht, der weiß, dass dieser Situation ein nicht geringer Suchtfaktor innewohnt.

Die Bühne lockte Abba eigentlich nie

Doch das kann bei Abba eigentlich nicht der Grund für das jetzt anstehende Revival sein. Es ist kein Geheimnis, dass die vier Schweden gar keine Freunde von Liveauftritten waren. Stattdessen verbuchten sie ihre glamourösen Konzerte vor Publikum oder im Fernsehen eher als Werbe- und Promotion-Aktivitäten, die sich nicht vermeiden ließen. Dazu passt, dass sie sich jetzt zur lang erwarteten Reunion nicht selbst auf die Bühne der eigens dafür gebauten Halle in London stellen wollen, sondern sich, dem technischen Fortschritt sei Dank, von virtuell generierten Avataren („Abbataren“) vertreten lassen können.

Auch wenn bekannt ist, dass die Trennung der Glitzertruppe vor 40 Jahren nicht nur auf persönliche Differenzen der beiden Paare untereinander zurückzuführen war, sondern auch darauf, dass es im Finanzmanagement gekracht hatte, so dürfte Geld nicht der Grund sein. Kaum eine Popformation, die nicht mehr aktiv ist, verkauft heute noch, auch ohne großen Werbeaufwand, so viele Tonträger wie Abba. Allein vom Greatest-Hits-Album „Abba Gold“ wurden bis jetzt mehr als 31 Millionen Exemplare verkauft. Es ist das erste Album, das sich mehr als 1000 Wochen in den britischen Verkaufscharts befindet.

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Wer jetzt noch glaubt, dass es dem Schwedenrevival um den schnöden Mammon gehen könnte, der denke über ein spektakuläres Angebot nach, das der Band im Jahr 2000 von einem amerikanisch-britischen Konsortium gemacht wurde: Eine Milliarde Dollar wurden geboten, wenn Abba weltweit für 100 Konzerte auf Tour gehen würde. Anni-Frid, Agnetha, Björn und Benny lehnten ab!

Also muss es ja wohl der Ruhm sein, der die Schweden jetzt wieder zusammenführt. Die vielen Millionen Fans auf dem ganzen Erdball werden sich also freuen, dass das Verlangen nach Anerkennung, nach Ehre und auch Macht vielen Menschen so eigen ist, dass sie zu Außergewöhnlichem fähig werden. Und wenn es das Komponieren von Melodien ist, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.

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