Ausstellung in DüsseldorfWie Günther Uecker den Dichter Hafis interpretiert

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Uecker

Presserundgang mit Günther Uecker durch die neue Sonderausstellung des Goethe-Museums.

  • Zu seinem 90. Geburtstag werde 42 ganz andere druckgrafische  Blätter von Günther Uecker ausgestellt, die 2016  zu den „zutiefst menschlichen Gedichten“ von Hafis entstanden sind.
  • Alles wird zur Poesie in dieser sehenswerten Ausstellung im Goethe-Museum.

Düsseldorf – „Es mag die ganze Welt versinken, Hafis mit Dir, mit dir allein will ich wetteifern! Lust und Pein sei uns, den Zwillingen, gemein“. Solch euphorische Worte fand unser größter Dichter Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1814,  als er den „Diwan“,  das bekannteste Werk des persischen Dichters Hafis (auch Hafez) kennen gelernt hatte und daraufhin seinen „West-östlichen Divan“ verfasste.

Doch Goethes enge Beziehung zu der alten persischen Poesie-Sammlung aus dem 14. Jahrhundert ist längst nicht alles, was im Goethe-Museum in Düsseldorf zur Zeit in einer Ausstellung thematisiert wird.  Ein dritter Künstler aus heutigen Tagen hat sich zu den „Zwillingen“ gesellt. Es ist Günther Uecker, Gründungsmitglied der ersten Nachkriegsgruppe Zero, im Land  eher bekannt durch seine Nagelbilder.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung im Goethe-Museum, Jacobistraße 2, ist bis zum 15. November zu sehen, sonntags ist der Eintritt frei, geöffnet ist Dienstag bis Freitag und am Sonntag von 11 -17 Uhr, Samstag von 13 -17 Uhr. Bis zum 9. Oktober läuft in der Galerie Breckner, Altestadt 6 eine Ausstellung iranischer Künstler, die Ueckers westöstlichen Dialog im Iran fortgesetzt haben. (wih)

Zu seinem 90. Geburtstag stellte die Kuratorin Barbara Steingießer nun 42 ganz andere druckgrafische  Blätter von Günther Uecker aus, die 2016  zu den „zutiefst menschlichen Gedichten“ von Hafis entstanden sind. Lebendig  und spontan wirken diese Siebdrucke, nur wenige Prägedrucke von Nägeln verraten den früheren Nagelkünstler, und sechs Sanddrucke erinnern an den Materialkünstler. Alles wird zur Poesie:  die zarten  Farbtupfer in Grün, die über das Papier ziehen  wie  durcheinandergewirbelte Blätter von Bäumen, dazu in hellem durchscheinenden Blau rhythmische Pinselstreifen und schließlich ein vorsichtig überdeckendes Rotviolett.

Mit acht den Koran auswendig gekonnt

All das bezieht sich auf den Hafis-Vers: „Durch das Feuer der Worte kann man spüren des Herzens Flammenglut“, und in seiner ausgreifend  blumigen Handschrift fügt Uecker diese Worte im Siebdruck ein. Nicht nur der Bezug zu Hafis, sondern auch der zu Goethe ergibt sich.  So denkt man, wenn man  vor dem mit zwei Ginkgoblättern verzierten Goethe-Gedicht  „Gingko biloba“ steht und liest: „Sind es zwei, die sich erlesen, dass man sie als eines kennt,“ so sinniert Goethe ähnlich leidenschaftlich über die Liebe.  

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Von Hafis, der mit acht Jahren schon den ganze Koran auswendig gekonnt haben soll, und der später Anhänger des mystischen Sufi-Ordens wurde, geht dieser Anstoß einer fast kosmisch gedachten mystischen Liebe aus, der schließlich bis zu dem zum Titel der Ausstellung führt: „ Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Und wenn wir dem deutschen Poeten das Wort geben, dann klingt der berühmte  Vers: „Gottes ist der Orient, Gottes ist der Occident, Nord und südliches Gelände ruht im Frieden seiner Hände.“

Seit 2016 reist Ueckers Grafikzyklus „Huldigung an Hafez“ durch alle Teile Irans und  sein Werk wurde in acht Ausstellungen im Lande gezeigt.  Dies ist in einer Filmprojektion ebenso festgehalten wie Ueckers  Arbeit in seinem Atelier an eben diesem Grafikzyklus.

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