Fernweh und Reisefieber: Interview mit Jochen Schliemann vom Podcast Reisen Reisen

Köln – In „Reisen Reisen – der Podcast“ beschäftigen sich die beiden Journalisten Jochen Schliemann und Michael Dietz mit – Achtung, Überraschung – dem Reisen. Sie berichten dabei über ihre Erlebnisse und nehmen einen mit ihren scharfen Beobachtungen und dem lebendigen Erzählen mit auf ihre Reise. Es geht nicht darum, nur die schönen Dinge zu präsentieren, sondern auch auf alles aufmerksam zu machen, was nicht gut läuft. Ein Thema, mit dem sich Schliemann und Dietz sowohl privat für ihre Reisen, als auch im Rahmen ihres Podcasts beschäftigen, ist das nachhaltige Reisen. Wenn man von Köln nach Wien gelangen möchte, verweisen die beiden auf den Zug, mit dem man wunderbar in die Hauptstadt Österreichs kommt. Jochen Schliemann, die eine Hälfte des Duos, stellt sich im Gespräch mit der Rundschau Fragen zum alleine Reisen, langen Bahnfahrten und natürlich seiner Wahlheimat Köln.

Podcasts sind wie Radio im Internet, aber länger und ohne Musik. Sie bieten die Möglichkeit, sich ausführlich über Inhalte zu unterhalten und richtig in Themen einzutauchen. Das ist eine Tiefe, die man sonst nur in langen Artikeln hat.

Michael (Dietz) und ich haben uns vor allem über den Inhalt für den Podcast gefunden. Der Inhalt – das Reisen – hat uns geeint. Wir haben festgestellt, dass wir uns komplett ergänzen mit unseren Reisezielen. Dann sind wir einfach einem Impuls gefolgt und haben mit ca. zwei bis drei Monaten Vorlauf den Podcast begonnen.

Thema umweltschonendes Reisen: Sie haben einmal in einem Interview gesagt, dass Zugfahren nichts schlimmes sein muss. Was sind Ihre Tipps um eine lange Zugfahrt gut und so angenehm wie möglich zu gestalten? Was darf auf keinen Fall fehlen?

Eine längere Zugfahrt bietet die Möglichkeit, sich lange mit Sachen beschäftigen zu können. Ich habe zum Beispiel mein Buch teilweise in der Bahn geschrieben. Außerdem habe ich schon ganze Platten gehört – wann hat man schon mal so viel Zeit dafür. Der Weg ist hier das Ziel und man kann die Zeit nutzen und ist ohne Internet auch nicht so abgelenkt. Es ist entschleunigend.

Um meine Zugfahrten möglichst angenehm zu gestalten, habe ich meine Jacke immer griffbereit. Man weiß nämlich nie, wie das jeweilige Land zum Thema Klimaanlage steht. Außerdem habe ich immer eine Flasche stilles Wasser dabei.

Ich komme aus dem Norden, und die Nordsee, noch konkreter die Halligen, sind besondere Orte für mich. Es ist rau dort, aber schön. Sonst steht noch viel aus, was ich gerne in Deutschland sehen möchte – darauf freue ich mich schon.

Sie haben einen Roman über das alleine Reise geschrieben, welches den Titel „P - trauriges Reisen“ trägt. Ist alleine Reisen für jeden gemacht?

Ich weiß es nicht. Ich denke, wenn man alleine klar kommt, ist man glücklicher. Du genügst dir selbst. Einfach mal einen Abend bewusst alleine verbringen, alleine ins Kino gehen oder so. Sowas kann auch schon positive Effekte haben. Alleine zu reisen ist nicht immer nur einfach, aber man kann machen, wonach einem gerade ist, ohne sich absprechen zu müssen. Und du lernst viel mehr neue Leute kennen, wenn du alleine reist – vorausgesetzt du willst das.

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Rückblick auf ein turbulentes Jahr

Mittlerweile wohnen Sie in Köln. Was mögen Sie an der Domstadt und was vermissen Sie vielleicht ein bisschen, wenn Sie nicht hier sind?

Stimmt, seit ca. 10 Jahren lebe ich nun hier. Die Stadt macht es einem leicht, anzukommen. Köln ist, obwohl es eine Metropole ist, räumlich gesehen eher klein. Das mag ich. Hier passiert auch viel auf der Musikebene, was toll ist. Köln liegt mitten in Europa, die geografische Lage ist also günstig. Was ich auch gerne an Köln mag ist diese Mentalität, vieles zu feiern. Manchmal ist gar nicht klar, was gerade in der Stadt gefeiert wird, aber alle machen mit und finden das gut.

Ich vermisse auf meinen Reisen manchmal auch das gemäßigte mitteleuropäische Klima und italienisches/ mediterranes Essen, sofern ich zum Beispiel gerade in Asien unterwegs bin.

Vor kurzem war ich mit Michael (Dietz, die andere Hälfte des Podcast-Duos) zusammen auf Norderney. Das war das erste Mal, dass wir beide irgendwo hin gereist sind.

Das erste und das letzte Mal, oder wie hat die gemeinsame Reise funktioniert?

(Lacht) Wir hatten beide spaß, also nicht das letzte Mal. Das ist eine wichtige Erkenntnis, weil es nicht viele gute Reise-Partner gibt. Michael gehört aber dazu. Wo meine nächste Reise hingeht weiß ich noch nicht.

Reisen Reisen - der Podcast und Jürgen Domian live

In der Kölner Kulturkirche treffen drei aufeinander, die viel zu erzählen haben. Jochen Schliemann und Michael Dietz treffen sich mit Jürgen Domian, um über das Reisen zu sprechen. Auch über die vielleicht wichtigste Reise - zu sich selbst. Ende Februar ist es soweit, Karten kosten (zzgl. Gebüren) 25 Euro. Hier finden Sie die Tickets.

Nicht nur stumpf reisen, sondern mit offenen Augen durch die Welt gehen. Informationen einholen ist wichtig, gerade wenn man etwas weiter reist. Ärzte fragen, sich über das Klima vor Ort informieren und möglichst nicht den nächst besten Hotelbunker wählen. Auf der Webseite des Auswärtigen Amtes kann man immer gut und schnell nachschauen, wie die politische Situation in dem ausgewählten Reiseland gerade ist.

Jeder sollte auf Reisen die Chance nutzen und sich mit der Kultur vor Ort auseinandersetzen. Man kann viel über seine Heimat lernen, wenn man weit weg ist davon.