Sebastian Fitzek bei der lit.CologneEin Titel wie aus einem Glückskeks

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Erfolgsautor Sebastian Fitzek ist dieses Mal ohne einen Thriller zur lit.Cologne gekommen.

Köln – Zwei Fremde treffen sich unter absurden Umständen und müssen sich einen Leihwagen teilen – das klingt nach der Ausgangslage für einen knallharten Krimi, der in die Abgründe der menschlichen Seele führt. Dafür ist Sebastian Fitzek bekannt und geschätzt; so sehr, dass einmal ein Leser beschwerte, er hätte in „Abgeschnitten“ an einer skurrilen Stelle wider Willen lachen müssen, und das wolle er ganz und gar nicht bei einem Thriller.

Live aus dem Tanzbrunnen bei der lit.Cologne parliert Sebastian Fitzek mit Margarete von Schwarzkopf über sein neuestes Werk „Der erste letzte Tag“, was nicht von ungefähr im Cover an die Romane von Jojo Moyes erinnert. Damit auch gleich klar ist, dass man sich hier nicht auf Axtmörder und Grusel freuen muss und dann anstelle des erhofften literarischen „Marmeladenbrotes in Leberwurst beißt“.

Liebenswerter Lehrer Livius

Stattdessen trifft man den tollpatschig-liebenswerten Lehrer Livius, der unbedingt von München nach Berlin muss, weil er dort einem Verlag ein Buch vorstellen will. Und sich dort seine Fast-Exfrau Yvonne befindet, die es doch noch einmal mit einer Paartherapie versuchen will. Wie das Leben so spielt, legt ein Schneesturm Flugzeug und Bahn lahm, da „wir Menschen es ja geschafft haben, eine Raumsonde auf dem Mars zu platzieren, aber dann kein Geld mehr übrig gewesen ist, um eine brauchbare Oberleitung zu entwickeln“. So landet Livius mit der unkonventionellen Lea im letzten verfügbaren Mietwagen, und gemeinsam macht man sich auf den Weg nach Berlin. Umwege, Pannen, und ein ockergrüner Bärchenpulli inklusive.

Das ist nicht der noch nie dagewesene Plot, aber darum geht es Fitzek nicht. Sondern um die Figuren, die nie auserzählt sind. Und um die Geschichten, um die Reise, die sie machen, wie sie sich verändern. „Aufbruch – unterwegs – Rückkehr, der klassische aristotelische Dreiakter“, erklärt Fitzek. „So erzählen wir jede Geschichte, und jede Geschichte ist eine Reise.“ Jedes Buch, jedes Gespräch, jede Erfahrung sei eine Exkursion, in die wir eintauchen und die uns verändern könne. „Je mehr Erinnerungen, desto erfüllter ist das Leben“. Reisen könnten wir mit allem, macht Fitzek klar, es sei nicht die Strecke, sondern die Begegnungen, die eine Reise ausmachen.

Idee kam vor vier Jahren

Die Idee für „Der erste letzte Tag“ sei ihm vor fast vier Jahren gekommen, pausierte dann bis Oktober 2020, als „wir alle quasi gerade in einem Thriller gelebt haben; von einem auf den anderen Tag ist alles ungewohnt, und die Zeit war reif für etwas Lustiges. Wenn, dann jetzt“. Nicht, dass er diesen Anlass gebraucht habe. Ein Thriller hätte ihm zum Überdenken seiner Prioritäten genügt.

Ein reiner Wohlfühl-Roman ist es trotzdem nicht geworden, obwohl sich Margarete von Schwarzkopf sehr in Fitzeks „mal sehr rauen, mal wunderbar zarten ironischen Humor“ einfinden kann. Spannung und skurrile Situationen wechseln sich ab, und ein ernstes Thema schleicht sich auch ein. Gerade diese Situationen seien es, die Fitzek oft aus seinem eigenen Erleben oder Geschichten von Freunden nimmt und einfach gerne erzählt.

Im Herbst erneut ein Thriller

Auf die Frage nach dem Titel, der ja schon sehr an einen Glückskeks erinnert, entgegnet der Autor, dass es eben nicht um das Erleben des letzten Tages ohne Konsequenzen und „nach mir die Sintflut“ gehe, sondern um das Leben in dem Bewusstsein, dass danach doch noch ein Tag kommt. Für seinen letzten Tag wäre nicht die Frage, was er machen würde, sondern mit wem er was machen würde, entscheidend. Nochmal eine Reise, ein Gespräch, eine Erinnerung, an einem neuen Ort, aber „mit Menschen, die mir lieb sind“.

Ob dem Leser der liebgewonnene Livius noch einmal in einem anderen Buch begegnen wird, ist offen. Im nächsten, im Herbst erscheinenden Thriller auf jeden Fall nicht. Dieser wird auch ohne skurrile Momente auskommen, es bestünde keine Gefahr zu lachen, versichert Fitzek.

Sebastian Fitzek. Der erste letzte Tag. Roman. Droemer, 250 S., 16 Euro

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