Phantom der RockgeschichteFleetwood Mac-Gitarrist Peter Green ist gestorben

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Peter Green

Peter Green gründete gemeinsam mit Schlagzeuger Mick Fleetwood 1967 in London Fleetwood Mac.

Löndon – In seiner Autobiografie „Play On“ schreibt Mick Fleetwood, und zwar ohne zu zögern und sehr geradeaus: Der brillanteste Musiker, mit dem er je das Vergnügen hatte zu spielen, war Peter Green. Und noch etwas anderes hält Fleetwood fest, nämlich dass Peter Green der seltsamste Mensch war, dem er in seinem ganzen Leben begegnete.

Vielleicht vier Jahre war Peter Green wirklich aktiv, in dieser Zeit war er Gründer von Fleetwood Mac – danach wurde er zum berühmtesten Phantom der Rockgeschichte, dem noch im Februar dieses Jahres auf Einladung von Mick Fleetwood im Rahmen eines Gala-Konzerts die Größten seiner Zunft huldigten: David Gilmour und Pete Townshend, Bill Wyman und Billy Gibbons, Kirk Hammett und John Mayer, John Mayall, Johnny Lang und Noel Gallagher. Sie alle waren nach London gekommen, um ihr Vorbild zu feiern. Nur einer fehlte – Peter Green.

Die Legende besagt, dass Green im Jahre 1970 im Anschluss an zwei Konzerte von Fleetwood Mac im Münchner Circus Krone den „Highfish“-Kommunarden Uschi Obermaier und Rainer Langhans einen Besuch abstattete. Dabei habe er sich auf einen LSD-Trip verabschiedet, von dem er nie wieder zurückkam. Ob die Geschichte stimmt, steht in den Sternen über der Kommune in Landshut, fest steht aber, dass Green in seinem eigenen Universum lebte, und dass Drogen daran nicht unschuldig waren. 1946 in Bethnal Green als Sohn einer jüdischen Arbeiterfamilie geboren – sein tatsächlicher Name lautete Peter Allen Greenbaum – schlug er sich in jungen Jahren mehr schlecht als recht durch. Er arbeitete als Fleischer und polierte Möbel, sogar Totengräber soll er eine Zeit lang gewesen sein. Die Musik wollte ihm die Familie ausreden, das sei bloß brotlose Kunst, und doch war einer stärker als all die Tristesse um den jungen Peter herum: Eric Clapton. Er reiste Clapton nach

Als Peter Green ihn spielen hörte, war es um ihn geschehen; er reiste Clapton nach, von den Yardbirds zu John Mayall’s Bluesbreakers, und als der Bewunderte mir nichts dir nichts und von einem Tag auf den anderen nach Griechenland entschwand, sprang Green ein. Schon damals spielte er die Gibson Les Paul.

In seiner Autobiografie schreibt Fleetwood, dass er Greens Spiel imponierend, aber zunächst nicht sehr originell fand – er bediente eher konventionell Blues-Phrasen und fiel auch klanglich nicht auf. Erst nach und nach entwickelte er seinen Sound, den man etwa auf dem Nummer-eins-Hit – ungewöhnlich für ein Instrumental – „Albatross“ bewundern kann: klagend und dabei doch glasklar, liedhaft und unendlich melancholisch. „Greeny“ nannten andere seinen Stil. Zu seinen großen Würfen zählte damals auch „Black Magic Woman“, das in der Coverversion von Carlos Santana zu einem Virtuosenstück mit Ewigkeitswert aufstieg.

Aufenthalt in Psychatrie

Und dann brach das alles ab. Zwar machte Green auch weiterhin Musik, doch mit seiner abwesenden Art befremdete er die Mitmenschen. Ein Leben im Konjunktiv beginnt seit Beginn der 70er Jahre: Er soll eine Weile in Israel in einem Kibbuz gelebt haben, er soll in einer Psychiatrie gewesen sein. Schließlich trennte er sich auch von seiner Splinter Group, ging nach Schweden, schwor angeblich den Drogen ab und wählte stattdessen die Religion.

Im Alter von 73 Jahren ist Peter Green nun gestorben; er sei friedlich eingeschlafen, teilte seine Familie mit. Von Peter Frampton bis Jeff Beck kondolieren sie alle, die Größten seiner Zunft. Und natürlich Mick Fleetwood, sein alter Freund, mit dem er sich so oft stritt. Greens Tod sei ein monumentaler Verlust.

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