Schauspiel KölnSechsteilige Online-Serie „Edward II.“ ist nun komplett

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Nicola Gründel in Pınar Karabuluts Produktion „Edward II“.

Nicola Gründel in Pınar Karabuluts Produktion „Edward II“.

Köln – Das Ende zeigt, was eigentlich hätte sein sollen: Geplant war, dass Pınar Karabulut am Schauspiel Schillers „Jungfrau von Orleans“ inszeniert und Kristin Steffen die Titelrolle übernimmt Da sich das Regiekonzept nicht á la Corona umstricken ließ, nahm sich Karabulut „Edward II.“ (nach Christopher Marlowe, von Ewald Palmetshofer) vor und machte daraus mit Leon Landsberg eine sechsteilige Online-Serie.

An den Schluss der letzten Folge setzt sie nun einen Monolog der Johanna – und Kristin Steffen zeigt, wie sie hätte brillieren können. Und wie sie vielleicht brillieren darf, falls nicht andere Verpflichtungen der kometenhaft aufgestiegenen Regisseurin einer Premiere in der nächsten Spielzeit im Wege stehen.

Langes Durchhaltevermögen gefragt

Doch bis man zu dieser Glanzleistung gelangt, muss man sich durch fast drei Stunden Filmmaterial arbeiten, ja bisweilen kämpfen. Denn Karabuluts Umsetzung der Geschichte um König Edward II. (Angelo Angeletta), seine Ehefrau (Nicola Gründel) und seinen Liebhaber (Justus Maier) bleibt ein Hybrid zwischen Theater-Kunst und TV-Unterhaltung, aus all dem Mord und Totschlag, dem Gespinst aus Lügen und Intrigen wird nie ein Serienfutter, das zum neu-deutschen „Binge-Watchen“ oder „Süchten“ taugen will.

Schon dadurch, dass die Regisseurin in jeder Folge einem anderen (Film-)Genre huldigt, wird der Fluss gebremst. Hinzu kommen immer wieder längere Tanzszenen, die dem Lauf der Geschichte ein Bein stellen. Am extremsten gerät das in Folge 4, die im Kolumba Museum gedreht wurde – und naturgemäß optisch überzeugt.

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Wie in einem Performance-Video (mit einer deutlichen Verbeugung vor Marina Abramović und Ulay) schaut man etwa Nicola Gründel zu, wie sie sich in einem Kreis aus zerbrochenen Eierschalen aalt und später Angeletta durch den Innenhof von Kolumba jagt. Das macht nicht unbedingt Sinn, macht bisweilen sogar Spaß. Und wie so oft, verhindert ein dreimal um die Ecke gedachtes Regiekonzept nicht, dass man als Zuschauer ein großes Vergnügen daran hat, Ensemblemitgliedern wie Birgit Walter oder Lola Klamroth bei der Arbeit zu erleben.

Und dann ist da ja vielleicht auch noch das Versprechen, dass Kristin Steffens eines Tages Johanna sein könnte…

Alle Folgen können bis 2.7. über schauspiel.koeln gestreamt werden. Den Ticketpreis kann man zwischen 1 und 100 Euro selber festlegen.

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