Unterwegs in „Barbaricum“Wie lustig ist der neue Asterix wirklich?

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Asterix und der Greif 2

Die Zeichnungen im neuen Asterix-Band sind wieder enger an den alten Geschichten orientiert.  

Köln – Asterix und Obelix sind endgültig in unserer Gesellschaft angekommen. Zwar spielt auch die neueste, die 39. Geschichte zu Zeiten Julius Cäsars, und der römisch-gallische Konflikt spielt nach wie vor eine zentrale Rolle. Doch in „Asterix und der Greif“ erleben der Krieger und sein Freund Obelix eine Gesellschaft, die das Verhältnis von Mann und Frau auf den Kopf gestellt hat, in der sich die Frauen von der Vorherrschaft der Männer emanzipiert haben.

Im neuen Abenteuer lassen Asterix und Obelix, zusammen mit Hündchen Idefix und dem Druiden Miraculix, die Grenzen des römischen Reiches weit hinter sich.

Lektüre Asterix

Der neue Comic-Band kommt mit einer Auflage von rund fünf Millionen Exemplaren in den Handel. 

Nach Osten führt sie ihr Auftrag, in ein Land, in dem der Winter das Sagen hat, und das die Römer pauschal „Barbaricum“ nennen. Das erste Bild von „Asterix und der Greif“ umreißt das Gebiet in etwa als das heutige Russland.

Die Männer versorgen hier Haus und Hof

Lassen Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) etwa den alten Ost-West-Konflikt neu aufleben? Das nun nicht. Eher geht es um ein alternatives Gesellschaftsmodell: Bei den Sarmaten tragen die Männer Namen wie „Honigbiene“, „Margarine“ oder „Dachlawine“ und versorgen Haus und Hof. Die Frauen hingegen übernehmen den martialischen Teil des Lebens: Sie sind starke, wilde Kriegerinnen, halb Amazonen, halb Walküren.

Riesige Auflage

„Asterix und der Greif“ erscheint international mit einer Startauflage von fünf Millionen Exemplaren. Der Comic ist der 39. Asterix-Band und die fünfte Gemeinschaftsarbeit von Ferri und Conrad, zugleich ist es auch das erste Album nach dem Tod von Ur-Zeichner Albert Uderzo. Die Skizzen und Entwürfe des Abenteuers waren dem Altmeister noch vorgelegt worden. Uderzo starb 2020 im Alter von 92 Jahren. Er hatte sich Jahre zuvor als „Asterix“-Vater zurückgezogen. Mit-Erfinder und Texter Réne Goscinny lebt schon seit 1977 nicht mehr. (dpa)

Einmal mehr, nach der an Greta Thunberg angelehnten „Tochter des Vercingetorix“ des Vorgängerbandes, konfrontieren die Asterix-Autoren in ihrem mittlerweile fünften Abenteuer ihre Helden mit emanzipierten Frauen. Und da verliert sogar der Zaubertrank des Druiden Miraculix seine Wirkkraft: Blies er bisher den Mann zum Supermann auf, sind rohe Kräfte heute nicht mehr gefragt. Wichtiger sind Einfühlungsvermögen und Verhandlungsgeschick – gerade im Dialog mit den Frauen. Und fangen sich die Römer Prügel ein, dann sicher auch, weil sie sich dem neuen, gleichberechtigten Verhältnis der Geschlechter verweigern. Die vermeintlich moderne Welt Roms wird zum Auslaufmodell.

Geschichte ist stringent, logisch und spannend

Anlass der Reise ist für die Gallier der Hilferuf eines sarmatischen Schamanen, der Miraculix in einer im Januar veröffentlichten Vorgeschichte erreicht hat. Hintergrund ist eine Expedition der Römer, die bei den Sarmaten den fabelhaften Vogel Greif finden soll. Um das zu verhindern, machen sich die Gallier auf den weiten Weg.

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Ferri erzählt diese Geschichte stringent, logisch aufgebaut und spannend, Conrad findet markante Figuren und mit einem Strich, der sich, ein Jahr nach dem Tod von Albert Uderzo, stärker an den des Asterix-Schöpfers anlehnt. So entwickelt die Geschichte einen Sog, dem man gerne folgt – zum ersten Mal seit vielen Jahren. Pointen setzt das Autorenduo allerdings sehr dezent, fast ist es, als würden Asterix und Obelix im reifen Alter zu einer neuen Ernsthaftigkeit finden. „Asterix und der Greif“ will nicht lustig sein, sondern Themen der Zeit verhandeln. So werden Asterix und Obelix nicht nur ernsthafter, sondern auch moderner. Und gerade das könnte ihnen eine Zukunft eröffnen.

„Asterix und der Greif“ Egmont- Ehapa Media. 48 Seiten, 6,90 Euro (Softcover), 14 Euro (Hardcover)

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