Vorschau auf das Programm 2022Was uns bei der lit.Cologne im März erwartet

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Das Logo des Literaturfestival Lit.Cologne

Köln – Während Abdulrazak Gurnah in London seine Pressekonferenz zum Literaturnobelpreis gab, konnten Rainer Osnowski und sein Team in Köln verkünden, dass der 72-Jährige die nächste lit.Cologne eröffnen wird. Am 16. März 2022 wird der Brite mit Katja Riemann seinen frisch ins Deutsche übersetzen Roman „Das verlorene Paradies“ vorstellen.

Abdulrazak Gurnah

Abdulrazak Gurnah, hier mit seiner Medaille zum Literatur-Nobelpreis 

Und so zieren die 22. Ausgabe des Festivals, die bis einschließlich 26. März 2022 stattfindet, sogar zwei Literaturnobelpreisträger: Neben Gurnah kommt mit Orhan Pamuk auch der Gewinner von 2006. Im Gepäck: sein Roman „Die Nächte der Pest“ – wegen einer angeblichen Atatürk-Beleidigung im Buch hat er derzeit Ärger mit der türkischen Justiz. Und damit passt der Autor ins Konzept des Festivals, das sich „als Kulturunternehmen auch politisch zu verorten“ versucht, so Rainer Osnowski.

Politische Ausrichtung der kommenden lit.Cologne

Neben Profis wie Stammgast Joschka Fischer (mit neuem Buch „Zeitenbruch“) oder Cem Özdemir (im Gespräch mit Thomas Hüetlin über die Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau vor 100 Jahren) kommt auch Can Dündar zur lit.Cologne. Der in seiner Heimat zu mehr als 25 Jahren Gefängnis verurteilte Journalist stellt seine Graphic Novel „Erdogan“ vor.

Als Zeichen einer möglichen Corona-Entspannung kann man sicherlich auch die vielen internationalen Autorinnen und Autoren werten, die ihr Kommen zugesagt haben: Booker-Prize-Gewinnerin Bernadine Evaristo („Mädchen, Frau, etc.“), die zum ersten Mal in Deutschenland liest, genauso wie die US-Amerikanerin Hanya Yanagihara, die fünf Jahre nach ihrem Debüt „Ein wenig Leben“ nun „Zum Paradies“ vorstellen wird.

Viele Autoren aus dem Ausland zu Gast bei der lit.Cologne

Aus dem Gastland der nächsten Frankfurter Buchmesse, Spanien, reist Cristina Morales („Leichte Sprache“) an, aus Frankreich Leïla Slimani („Der Duft der Blumen bei Nacht“) oder auch Hervé Le Tellier („Die Anomalie“). Auch der Pole Szczepan Twardoch ist Wiederholungstäter in Sachen Festival: Vier Jahre nach „Der Boxer“ widmet er sich nun „Demut“. Zum ebenfalls traditionellen „lit.Cologne-Nachklapp“, also einer Veranstaltung außerhalb der Kernfestivalzeit, reist im April der Norweger Karl Ove Knausgård an.

Leïla Slimani (1)

Leïla Slimani 

Auch wenn man viele Autorinnen im Programm habe, „so dürfen doch die alten weißen Männer nicht fehlen“, scherzt Regina Schilling vom Programmteam und setzt nach: „Aber unsere sind im Kopf jung geblieben!“ Etwa Alexander Kluge, der im Februar 90 wird. Für seinen Festival-Auftritt hat er sich einen Austausch mit der Philosophin Svenja Flaßpöhler gewünscht. An einem anderen Abend wird der Verleger Gerhard Steidl über seine Buchprojekte mit Lagerfeld oder Beuys sprechen.

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Krimis im Gepäck

Den Bereich „Krimi“ decken Lesungen mit Stars Tana French, Jussi Adler-Olsen, Jeffery Deaver oder Donna Leon ab – die 79-Jährige kommt mit ihrem 30. (!) Brunetti-Fall. Mal mehr, mal weniger Lustigem widmen sich die Themenabende „Übertreibung“ (mit Cordula Stratmann und Bjarne Mädel), „Lehrkörper“ (Iris Berben und Ulrich Noethen) oder „unmöglicher Liebe“ (Mariele Millowitsch und Devid Striesow). Zur von Husch Josten kuratierten und Bettina Böttinger moderierten Gala in der Philharmonie unter dem Motto „Stadt – Land – Fluss“) kommen Caroline Peters, Sebastian Koch und Thomas Quasthoff.

Wie immer wird auch den Klassikern ein Platz eingeräumt: Von Isaac B. Singer schwärmt Adriana Altaras, während Paul Ingendaay Sherwood Andersons Kurzgeschichten ins rechte Licht rückt. Matthias Brandt widmet sich E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Bergwerke zu Fallun“.

Mit insgesamt 179 Veranstaltungen erreicht die lit.Cologne Ausmaße wie vor der Pandemie, darunter sind allein 78 Lesungen für junges Publikum, unter anderem von Kirsten Boie , Margit Auer oder Marc-Uwe Kling.

In Bezug auf Letzteren hat Susanne Imhoff, deren Imhoff-Stiftung das Kinder- und Jugendprogramm maßgeblich unterstützt, einen besondern Rat: „Sein Hörbuch ,Das Neinhorn’ sollte man nicht beim Autofahren hören, man lacht sich schlapp!“ Sie selbst sei dabei „knapp an einem Unfall vorbeigeschrappt. In diese Gefahr wird man bei Klings Auftritt im WDR Funkhaus sicher nicht laufen...

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