Zu wegen CoronaHockney-Ausstellung in Hamburg lässt sich digital erleben

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

David Hockney: George Lawson and Wayne Sleep, 1972–1975, Tate, © David Hockney

  • Die Ausstellung über David Hockney zeigt 100 Werke des berühmten amerikanischen Malers.
  • Eigentlich. Denn wegen Corona ist sie geschlossen.
  • Wie Sie dennoch in den Genuss der Werke kommen, verrät unsere Autorin.

Hamburg – An der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen Hamburg und London ändert auch der Brexit nichts. So huldigt das Bucerius Kunst Forum dem derzeit berühmtesten britischen Künstler: Mit 100 Werken aus 60 Schaffensjahren von David Hockney (82) ist die Londoner Tate Gallery bis zum 10. Mai zu Gast an der Elbe.

 Eigentlich, muss man in Corona-Zeiten ergänzen, denn zur Zeit ist die Ausstellung geschlossen. Wir stellen sie gleichwohl vor, weil sie im Internet (siehe Kasten) zumindest teilweise nachvollziehbar ist. Konzipiert hat die sensationelle, verführerisch farbstarke Schau die Tate-Kuratorin Helen Little.

 Hockneys vielfältiges Schaffen als Maler, Zeichner und Grafiker verrät eine unstillbare Neugier auf das Leben. 1937 in der nordenglischen Industriestadt Bradford geboren, entstammt er einer Arbeiterfamilie. „Kümmere dich nie darum, was die Nachbarn sagen, mach dein Ding!“ schärfte ihm der Vater ein. Daran hält er sich bis heute.

Sein frühestes und sein bislang letztes Bild zieren den Eingang: Ein kleines Farblitho von 1954 zeigt seine Mutter Laura an der Nähmaschine. Ihr zur Seite das riesengroße leuchtende Panorama „In the Studio“. Da präsentiert der Künstler sich in seinem kalifornischen Atelier inmitten seiner Werke - fast familiär in schwarzer Hose, blaugrün gestreifter Strickjacke und einem zur Schleife gebundenen gelben Seidenschal. Und der Betrachter glaubt mitten im Bild zu stehen.

Sein Vorbild Picasso schimmert oft durch

Es folgen Bilder, die den Maler schnell bekannt gemacht haben: fast steril anmutende Bungalows und Häuserfassaden von L.A. im weichen, gleißenden Licht der kalifornischen Sonne. Wie zu erwarten zeigt die Schau auch Swimming Pools, Palmen und schöne muskelbepackte Männerkörper.

 Viele Bilder verraten Hockneys lebenslanges Vorbild: Picasso. „Das Schwierigste ist, mich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Man muss seine Formen durcharbeiten, um den eigenen Weg zu finden“, bekennt er.  An sein Vorbild gelehnt, malt Hockney manchmal auch abstrakt, kubistisch, experimentiert mit Licht, Schatten, räumlicher Tiefe.

 Weiße Linien schlängeln sich durch Druckertinte, Blumen verlassen ihre Vasen und tanzen durchs Stillleben, die vom Künstler so geliebten Stühle sagen der Zentralperspektive den Kampf an und verzerren sie unverfroren.

Hockney digital – so geht es

Das Bucerius Kunst Forum stellt jeden Tag ein Werk von Hockney ins Netz unter dem Motto: „Wenn Sie nicht zur Kunst kommen, bringen wir die Kunst zu Ihnen!“ Die Chefin des Buci, Kathrin Baumstark, unternimmt digitale Rundgänge und stellt in Video-Clips ausgewählte Exponate der aktuellen Ausstellung vor. Sie gibt Einblicke in das vielseitige Schaffen Hockneys, erzählt Anekdoten zu einzelnen Werken und deren Entstehungsgeschichten. (db) www.buceriuskunstforum.de/digitale-angebote

Große Bilder sind die Höhepunkte Doch die Highlights in Hamburg sind ganz klar die großen Gemälde wie „My Parents,“ „The first Marriage,“ „Hotel Acatlán,“ „Celia mit grünem Hut“ und natürlich das vom Londoner Publikum seit Jahren als beliebtestes Opus der Tate gekürte Hochzeitsbild „Mr. und Mrs. Clark und ihr Kater Percy.“ Doch junges Glück sieht anders aus. Feinfühlig erspürt Hockney hier schon die baldige Trennung des mit ihm befreundeten Paares aus der Modebranche, bei dem er Trauzeuge war. 

Am Ende des Parcours steht ein Strudel aus glühend-heißem Rot, Orange, Gelb, Grün: Arizonas Grand Canyon, mit dem sich Hockney schon seit den frühen Achtzigern befasst. Das Ölbild „The Closer Grand Canyon“ - sieben Meter breit, zwei Meter hoch, aus sechzig Leinwänden bestehend - vermittelt eine nie dagewesene Raumerfahrung. Für Hockney ist dies ein magischer Ort, „der größte Abgrund der Welt. Und da am Rand zu stehen und runter zu schauen, ist Nervenkitzel pur“.

Zur Zeit geschlossen. Laufzeit eigentlich bis 10. Mai. Tgl. 11 bis 19, Do bis 21 Uhr. Alter Wall 12.

Rundschau abonnieren