Telekom Baskets gegen OldenburgDer langjährige Rivale steht am Abgrund

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Oldenburgs Legende Rickey Paulding (l.) trägt im 15. Jahr das gelbe Trikot. Hier gegen Bonns Tim Hasbargen im Hinspiel, das die Bonner knapp mit 78:76 gewonnen haben.

Oldenburgs Legende Rickey Paulding (l.) trägt im 15. Jahr das gelbe Trikot. Hier gegen Bonns Tim Hasbargen im Hinspiel, das die Bonner knapp mit 78:76 gewonnen haben.

Bonn – Natürlich überstrahlte der Gala-Auftritt von Parker Jackson-Cartwright alles andere. Sein Liga-Saisonrekord von 40 Punkten beim 95:81-Erfolg der Telekom Baskets über Bamberg am vergangenen Sonntag ist nicht nur ein Meilenstein in seiner Karriere. Es ist ja auch ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte, haben doch vorher nur Brad Traina mit 43 Punkten (2002) und Hurl Beechum mit 41 Punkten (1999) mehr Punkte in einem Bundesligaspiel erzielt.

Acht Dreier – mal in einem, mal in sechs Spielen erzielt

Der Jubel drängte in den Hintergrund, dass den Bonnern auch als Mannschaft etwas Besonderes gelungen war: Sie haben in einer Spielzeit beide Hauptrundenspiele gegen den früheren Serienmeister gewonnen. Das war ihnen seit zwölf Jahren nicht mehr gelungen, zuletzt zwangen sie Bamberg 2009/10 zweimal in die Knie.

Dass Jackson-Cartwright bei seinem Rekord acht Dreier traf, kam überraschend. Denn er hatte zuletzt große Probleme mit seinem Distanzwurf, als er in den sechs Spielen davor gegen München (1 von 8), Hamburg (2/7), Crailsheim (2/7), Braunschweig (0/5), den MBC (2/5) und Bayreuth (1/6) ebenfalls achtmal traf – allerdings bei 38 Versuchen! Gegen Bamberg reichten ihm zwölf Würfe für dieselbe Ausbeute. Dennoch betont Cheftrainer Tuomas Iisalo: „Er hat das hundertprozentige Vertrauen der Mannschaft, diese Würfe zu nehmen.“

Wenn die Baskets am Sonntag (15 Uhr, Sport1 und Livestream bei Magenta-Sport) in Oldenburg antreten, gibt es große Parallelen zur Partie gegen Bamberg: Wieder geht es gegen einen Ex-Meister, gegen den die Bonner in der Vergangenheit viele Enttäuschungen verkraften mussten. Angefangen vom verlorenen fünften Meisterschaftsendspiel 2009 über das Pokalhalbfinale 2015 bis zu den Viertelfinalserien 2013 (2:3), 2014 (2:3) und 2019 (0:3) – stets war gegen die Oldenburger Endstation, die in den vergangenen neun Jahren immer die Play-offs erreichten, dabei dreimal im Halbfinale (2014, 2019, 2020) und zweimal im Finale standen (2013 und 2017).

Seit Anfang November hat Oldenburg nicht gewonnen

Umso überraschender der Einbruch in dieser Saison: Platz 18, nur zwei Erfolge in 15 Spielen, seit Anfang November sieglos, zuletzt sieben Niederlagen am Stück – daran änderte auch ein Trainerwechsel (Mladen Drijencic wurde von Co-Trainer Alen Abaz abgelöst) nichts: Gegen Crailsheim (86:97) und Braunschweig (78:94) präsentierte sich Oldenburg desolat und steckt akut in Abstiegsnöten. In beiden Partien geriet Oldenburg im ersten Viertel gleich hoch in Rückstand (17:31 und 16:29): „Wir haben ein Problem damit, wie wir ins Spiel starten“, bestätigte Trainer Abaz: „Wir müssen den Spielern ihr Selbstvertrauen zurückgeben, das ist bis jetzt noch nicht gelungen. Aber das muss bald passieren“, beschwor er die Wende.

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Der Absturz der „Donnervögel“ kam nicht nur für Verein und Fans überraschend, sondern auch für die Experten: „Oldenburg ist erneut stark genug, um den Top-Teams Paroli zu bieten“, prophezeite das Fachblatt BIG noch im Saisonvorschau-Heft. Die Realität zeigt, dass die gewollte Verjüngung des Kader nicht gelungen ist, weil „Oldies“ wie Rasid Mahalbasic, Nathan Boothe, Keith Hornsby, Karsten Tadda, Braydon Hobbs und Philipp Schwethelm nicht gleichwertig ersetzt werden konnten.

War geplant, dem 39-jährigen Rickey Paulding (im 15. Jahr in Oldenburg) in seiner letzten Saison eine Abschiedstournee durch die BBL zu bieten, wären jetzt alle schon froh, wenn das totale Debakel vermieden würde: der Abstieg in die ProA. Zwar in der Favoritenrolle, müssen die Baskets doch auf der Hut sein: Dass die Oldenburger vom Potenzial nicht Schlusslicht sind, bewiesen sie im Hinspiel, das Bonn nur knapp gewann (78:76).

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