Interview mit Philipp Wilhelm„Es ist für die Kinder eine schwere Zeit“

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Die Aufgabe als Leiter Sport der Handballschule Oberberg macht dem neuen A-Lizenz-Inhaber Philipp Wilhelm richtig Spaß.

Die Aufgabe als Leiter Sport der Handballschule Oberberg macht dem neuen A-Lizenz-Inhaber Philipp Wilhelm richtig Spaß.

  • Seit Juni ist Philipp Wilhelm Leiter Sport der Handballschule Oberberg, die Ende August offiziell an den Start ging. In Zeiten von Corona war es kein leichter Beginn.
  • Wie der 31-Jährige damit umgeht und trotzdem noch die Trainer-A-Lizenz ablegte, darüber sprach Andrea Knitter mit ihm.

Herzlichen Glückwunsch zur Trainer-A-Lizenz, der höchsten Lizenz in Deutschland. Ist in Zeiten der Pandemie alles glatt gelaufen?

Vielen Dank, normalerweise dauert es ein Jahr, bis ich die Prüfung hätte ablegen können. Durch Corona hat es sich jetzt aber länger hingezogen. Da es auch sonst noch einige Baustellen gab, war es in Verbindung mit den Einschränkungen durch die Pandemie keine einfache Zeit. Ich musste einige Brocken aus dem Weg räumen, habe auch einiges über mich gelernt.

Wie viele Absolventen hatte Ihr Kurs, und wie ist so ein Lehrgang aufgebaut?

Wir waren 23 Absolventen aus ganz Deutschland. Auf dem Lehrplan standen neben dem athletischen Bereich auch Sportwissenschaftliches, Technik, Taktik und natürlich das Coaching. Es war eine sehr lehrreiche Zeit, die ich für mich noch angereichert habe mit Mentalcoaching durch David Höhfeld, dem ehemaligen Athletiktrainer des VfL Gummersbach.

War es immer Ihr Ziel, Trainer zu werden?

Nein, als ich mit 16 Jahren zum VfL Gummersbach kam, wollte ich Profi werden. Nur haben mir da Verletzungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach meinem Kreuzbandriss bin ich 2010 zum VfL Gummersbach zurückgekommen und habe die C-Lizenz gemacht. Ich habe als Trainer einer D-Jugend begonnen, die ich insgesamt sechs Jahre durch alle Altersklassen begleitet habe, was mir einem Riesenspaß gemacht hat. Ich habe mehr und mehr Verantwortung übernommen und dann 2017 auch die Prüfung zur B-Lizenz abgelegt.

Bevor Sie die Leitung der Handballschule übernommen haben, standen Sie gemeinsam mit Alois Mraz, der seit Sommer Trainer des Bundesligaaufsteigers HC Coburg ist, der VfL-Handballakademie vor. Fehlt Ihnen in ihrem neuen Amt nicht der Wettkampf?

Natürlich fehlen mir die Adrenalinschübe, die es gibt, wenn man mit einer Mannschaft zu einem Spiel antritt oder sogar mit um die deutsche Meisterschaft spielt. Ich habe die vergangenen beiden Jahre super mit Alois Mraz zusammengearbeitet und sehr viel gelernt. Ich habe aber auch gemerkt, wie viel es mir bedeutet, mit Kindern zusammen zu arbeiten. Es ist toll, Kinder dazu zubringen, dass sie Lust auf Sport haben. Und mit Jörg Bohrmann haben wir einen absoluten Fachmann als Leiter der Handballakademie.

Wie unterscheidet sich die Arbeit in der Handballschule von der der Akademie?

Der größte Unterschied ist, dass es in der Handballakademie um Leistungssport geht, was bedeutet, dass man ständig unter Druck steht. Mit der Leitung der Handballschule wurde mir der Wunsch erfüllt, wieder an der Basis zu arbeiten – im Kinderhandball, an den Schulen und im Breitensport. Dazu bedarf es viel Geduld und Kraft. Meiner Leidenschaft für den Handball hat das noch einen weiteren Schub gegeben.

Ist die Arbeit der Handballschule kurz nach dem Start durch den zweiten Lockdown nun schon wieder zum Erliegen gekommen?

Nein, aktuell sind wir noch an zwei Kindergärten aktiv und stehen über Videos, beispielsweise mit Übungen, den Einrichtungen und Vereinen zur Seite. Wir führen zudem weitere Gespräche mit Kindergärten und Schulen, möchten dort in kleineren festen Gruppen Bewegungseinheiten geben. Wir versuchen, dran zu bleiben, denn es ist ganz wichtig, dass sich die Kinder bewegen. Schulen und Kindergärten können sich bei uns melden, wir versuchen, alles möglich zu machen. Ich weiß, dass es gerade für Kinder eine schwere Zeit ist.

Wie ist die Handballschule angelaufen?

Wir hatten nicht nur im Sommer, sondern auch in den Herbstferien neben unseren eigenen Handballcamps solche Angebote auch in Rösrath und Nümbrecht, haben dabei mit den Handballern und den Trainern zusammengearbeitet. Wir haben unser Konzept an Kindergärten und Schulen vorgestellt. Trotz der Einschränkungen durch Corona versuchen wir, am Ball zu bleiben. Auf große Resonanz ist dabei unser Video zum Weltkindertag gestoßen.

Was haben Sie da gefilmt?

Wir haben zum Weltkindertag Videos mit Übungen gedreht, die man zu Hause machen kann, egal ob im Zimmer oder im Garten. Das ist sehr gut angenommen worden. Es ist schon schön, wenn man irgendwo hinkommt und die Kinder sagen, Dich kenne ich doch aus dem Video. Wir wollen noch mehr solche Videos machen und teilen zudem auch die Lehrvideos des Deutschen Handballbundes (DHB).

Gibt es die Videos nur mit Übungen für Kinder?

Nein, wir haben in alle Übungen Stufen von leicht bis schwer eingebaut, so dass es für alle etwas gibt.

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