7000 Stellen wackelnGroßes Entsetzen über Kahlschlag bei Bayer

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Bayer Symbolbild

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  • Die Monsanto-Übernahme wird zum Albtraum. Bayer muss weitere Milliarden sparen, rein rechnerisch wackeln damit 7000 Stellen.
  • Die Gewerkschaft wurde kalt erwischt. Die Aktie stürzt ab. Ein Investor zählt Konzern-Chef Werner Baumann an.

Leverkusen – Bayer schockiert Mitarbeiter und Anleger: Der Chemiekonzern verschärft seinen Sparkurs und will die Kosten ab 2024 um weitere 1,5 Milliarden Euro senken. Er ließ auch keinen Zweifel, wie gespart wird: „Die Maßnahmen könnten zu einem möglichen weiteren Stellenabbau führen.“ Die Bayer-Aktie brach am Donnerstag ein. Die Arbeitnehmer sind entsetzt.

Folgen für Mitarbeiter

Das laufende Sparprogramm ist noch nicht einmal abgeschlossen: Bis 2022 will Bayer, wie vor zwei Jahren angekündigt, 12.000 Arbeitsplätze abbauen und die jährlichen Kosten um 2,6 Milliarden Euro drücken. Sollte das der Maßstab sein, würde rein rechnerisch der Abbau von weiteren 7000 Stellen drohen. Bayer nannte keine Zahl, sondern erklärte, die Pläne befänden sich noch in einem frühen Stadium. Aktuell hat Bayer 104.000 Beschäftigte. Die wurden von dem Vorstandsbeschluss kalt erwischt. „Die Nachricht zum weiteren Sparkonzept bei Bayer überrascht uns“, sagte Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft IG BCE. „Einfach nur auf die Kosten zu drücken, verlagert die Last einseitig auf die Arbeitnehmer. Das kann für Bayer kein Konzept sein.“ Der Vorstand habe Bayer die radikale Neuaufstellung verordnet, sagte Vassiliadis und spielte auf die Übernahme des umstrittenen US-Konzerns Monsanto an. „Den Erfolg dieser Strategie kann man nicht herbeisparen.“ Nun müsse Bayer Wort halten und auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2025 verzichten. Der Konzern betonte, man werde die Maßnahmen „fair und verantwortungsvoll“ umsetzen, betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende 2025 ausgeschlossen.

Folgen für den Konzern

Zur Begründung für den neuen Kahlschlag verwies Bayer auf die Corona-Krise, das „herausfordernde Marktumfeld“ und die Verschuldung. Bayer hat für die 59 Milliarden Euro schwere Übernahme des US-Konzerns Monsanto Milliarden-Kredite aufgenommen und braucht für die Beilegung der 120.000 Glyphosat-Klagen weitere Milliarden. Zugleich schwächelt in der Pandemie ausgerechnet das Agrochemie-Geschäft, das Bayer-Chef Werner Baumann durch die Monsanto-Übernahme eigentlich stärken wollte. „Die Auswirkungen der Pandemie auf das Crop-Science-Geschäft werden tiefgreifender sein als zunächst erwartet“, erklärte Bayer.

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So sei etwa der Biokraftstoff-Verbrauch gefallen. Bayer schreibt auf sein Geschäft rund um Monsanto mehr als fünf Milliarden Euro ab, offiziell heißt es: einen „mittleren bis oberen einstelligen Milliardenbetrag“. Eine gewaltige Summe. In Baumanns Börsenstory spielte bislang das durch Monsanto vermeintlich gestärkte Agrargeschäft eine zentrale Rolle. Die Glyphosat-Klagen belasten, aber das operative Geschäft läuft – das gilt nun nicht mehr.

Folgen für die Anleger

Die Anleger reagierten entsetzt, die Bayer-Aktie brach um acht Prozent ein und fiel unter 48 Euro. Als Baumann sein Amt 2016 angetreten hatte, stand der Kurs bei 100 Euro. Unter seinem Vorgänger Marijn Dekkers hatte die Bayer-Aktie 140 Euro erreicht. Die Anleger verschreckte die Gewinnwarnung ebenso wie die Aussicht für die Dividende. Die Ausschüttung soll in den nächsten Jahren nur noch am unteren Ende des Korridors von 30 bis 40 Prozent des Gewinns liegen sollen.

Folgen für den Bayer-Chef

Vor wenigen Tagen erst hatte der Aufsichtsrat den Vertrag von Werner Baumann verlängert, wenn auch nur bis Mitte 2024. Ob der Krefelde r seinen Job wirklich zu Ende machen kann, daran wachsen nun Zweifel. „Die Gewinnwarnung für nächstes Jahr ist ein deutlicher Rückschlag für Bayer und das Management. Wahrscheinlich werden über kurz oder lang wieder die Themen Aufspaltung des Konzerns und Managementwechsel zur Diskussion stehen“, sagte Markus Manns, Manager der Fondsgesellschaft Union Investment, unserer Redaktion. Baumann verteidigt sich: „Zusätzliche Maßnahmen sind notwendig, um die Transformation unseres Unternehmens zu beschleunigen.“

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