Ab 6. Oktober in KölnMesse Intermot ist zurück – in leicht abgespeckter Form

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Die Intermot ist zurück in Köln 

Köln – „Ein bisschen aufpassen, der Hallenboden ist etwas glatt“, gibt der Instruktor noch mit auf den Weg. Ist doch nur ein Roller, denkt sich der erfahrene Zweiradtreiber und rührt kräftig am vermeintlichen Gasgriff des E-Rollers. Um Sekunden später erstaunt feststellen zu müssen, dass schon die erste Kurve angeflogen kommt. Beim Umstieg auf ein „richtiges“ Elektro-Motorrad fällt dann zweierlei auf: Erstens, dass die Leistung der großen Motoren beim Anfahren künstlich gedrosselt werden muss, damit Ross und Reiter nicht direkt einen Ausflug in die Botanik machen. Und zweitens, dass Rekuperation nicht nur Energiegewinnung während des Fahrens bedeutet, sondern auch mit einer gehörigen Bremswirkung beim „Gas“-Wegnehmen einhergeht. Muss sich auch der Nachfolgende erst mal drauf einstellen.

Freifahrt in der Halle

Man sollte einmal den Drehmoment-Aufbau eines Elektromotors erlebt haben, um der ganzen Diskussion um die E-Mobilität neue Aspekte abgewinnen zu können. Und das geht auf der Intermot in Köln aktuell problemlos, teilweise sogar ohne Führerschein. Nur etwas Geduld muss man mitbringen bei der Anmeldung, dann kann man geräusch- und abgasfrei durch den hinteren Teil der Halle acht und den Parcours im Freigelände düsen. Es stehen diverse Modelle verschiedener Hersteller bereit.

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Harley-Customizing geht auch elektrisch

Ansonsten präsentiert sich die erste Intermot nach der Zwangspause 2020 – und damit der ersten seit vier Jahren wieder – leicht abgespeckt. Die Hallen sieben, acht und neun sind zwar gut gefüllt mit Ausstellern. Aber auch keinesfalls überfüllt. Die untere Ebene, in der Vergangenheit Schauplatz diverser Sonderschauen und Custom-Umbauten, fällt komplett weg. Und auch einige der großen Namen fehlen, allen voran der nach eigenen Angaben viertgrößte Zweiradhersteller der Welt, Yamaha. Aber auch Ducati, Harley-Davidson und einige andere fehlen. KTM und Husquarna sind ein wenig verschämt beim Schweizer Ölmischunternehmen Motorex angedockt.

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BMW ist nach dem groß angekündigten Ausstieg aus dem Messegeschäft dagegen wieder dabei, backt allerdings auch deutlich kleinere Brötchen, was die Standgröße und -gestaltung angeht. Viel Neues haben die Bayern aber auch nicht zu bieten, die mit Spannung erwartete GS 1300 kommt erst nächstes Jahr. Der weltgrößte Zweiradhersteller Honda dagegen hat eine wichtige Neuerung im Gepäck: Die neue Hornet wird auf der Intermot erstmals präsentiert.

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Äußerlich fast unscheinbar, mit geradezu zierlichem 160er-Hinterreifen ausgestattet, trägt die Hornet das Wichtigste zwischen den Rädern: Den neu entwickelten Zweizylinder-Reihenmotor mit 750 Kubik und guten 90 PS Leistung. Er dürfte die Grundlage für eine ganze Reihe neuer Mittelklasse-Modelle bilden, unter anderem für die heiß ersehnte Honda Transalp. Die wird sich aber erst auf der Eicma im November in Mailand zeigen.

Die Intermot

Ab dem 6. Oktober ist die Messe Intermot für alle geöffnet. Ein Tagesticket kostet 20 Euro, das Zwei-Tage-Ticket 26 Euro. Begleitet wird die Messe von diversen Events wie dem E-Parcours, Fahren ohne Führerschein, Big Bikes oder Stuntshows. Außerdem sind diverse Influencer am Start. Jede Menge Zubehör, Kleidung und Ausstattung wird gezeigt und angeboten, auch Touren-Anbieter und Fachmagazine sind vor Ort. (two)

Ansonsten fällt auf, dass die chinesischen Hersteller kaum noch auffallen. Bestenfalls, dass es jedes Jahr mehr werden. Längst ist das Reich der Mitte auch in der Mitte der Zweirad-Bewegung angekommen, aus den einst schwachbrüstigen Plagiaten sind mittlerweile ernst zu nehmende Gegner geworden. Und zwar in fast allen Bereichen. Elektro und Verbrenner, kleine und große Hubräume, oft mit klangvollen europäischen Namen versehen. Immer mehr Hersteller von BMW bis KTM lassen bereits einen guten Teil ihrer Motoren in China fertigen. Lediglich an die etablierte Upperclass trauen sich die Chinesen noch nicht so richtig heran, aber auch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.

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