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Eltern rufen zum Boykott aufLaute Kritik an Öffnung der Schulen in NRW

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Symbolbild 

Düsseldorf – Trotz deutlich steigender Infektionszahlen hat Nordrhein-Westfalen die Schüler weiterer Klassenstufen zum Unterricht in die Schulen zurückgeholt. Seit Montag wird an den weiterführenden Schulen auch für die Schüler der Klassenstufen 5 bis 10 wieder in einer eingeschränkten Form in den Klassenräumen unterrichtet. Um die Zahl der Kontakte zu begrenzen, sind die Klassen und Kurse in der Regel in zwei Gruppen geteilt. In den übrigen zwei Wochen bis zu den Osterferien sollen so alle Schüler im Wechsel von Präsenzunterricht in der Schule und Distanzunterricht zu Hause lernen. Selbsttests für Schüler und Impfangebote an Lehrer sollen mehr Sicherheit bieten.

Protest wird immer lauter

Der Protest gegen die Rückkehr der Schüler in den Präsenzunterricht wird dabei immer lauter. Mehrere Eltern- und Lehrerverbände kritisierten die Entscheidung von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), die Schulen am Montag für den Wechselunterricht zu öffnen. „Das Risiko ist zu groß, die Schüler vor den Osterferien nur für ein paar Unterrichtsstunden in die Schulen zu rufen“, sagte Ralf Radtke, Vorsitzender der Landeselternschaft der integrierten Schulen (Leis), dieser Redaktion.

Nur ein Test bis zu den Osterferien

Für Schüler der weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen ist bis zum Beginn der Osterferien am 29. März zunächst nur ein einziger Corona-Selbsttest pro Kopf vorgesehen. Das geht aus der am Montag veröffentlichten neuen Schul-Mail des Ministeriums hervor. Die Schulen sollen demnach sicherstellen, dass es vor den Osterferien einen Test-Tag bei ihnen gibt. Das schulische Personal soll die Durchführung der Selbsttests beaufsichtigen.

Die weiterführenden Schulen sollen ab Dienstag die ersten von 1,8 Millionen Selbsttests erhalten, die bis zu den Osterferien verteilt werden. „Darüber hinaus ist es der Landesregierung in den vergangenen Tagen gelungen, die vertraglichen und haushaltsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, um weitere Selbsttests zu beziehen“, erklärte Schulstaatssekretär Mathias Richter in der Mail. Eigentlich sehen die bisherigen Planungen des Ministeriums vor, dass die Schüler sich künftig einmal pro Woche freiwillig unter Aufsicht in der Schule selbst testen können. (dpa)

Radtke hat „volles Verständnis“ für Eltern, die ihre Kinder wegen des Infektionsrisikos vom Unterricht abmelden. In sozialen Medien kursieren Aufrufe von Eltern, den Präsenzunterricht zu boykottieren. Franz-Josef Kahlen von der Landeselternschaft der Gymnasien mahnte, die Kinder „nicht um jeden Preis“ wieder in die Schulen zu schicken. Maike Finnern, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagte, ein Schulstart unter den Voraussetzungen einer anlaufenden dritten Corona-Welle sei „falsch“.

Schulministerium verteidigt die Entscheidung

Das Schulministerium verteidigte seinen Öffnungskurs: Der Start mit Wechselunterricht am Montag sei „landesweit gelungen“, hieß es. Die Schulen seien gut vorbereitet gewesen und die kleineren Lerngruppen ein wichtiger Schritt, um Kontakte zu reduzieren.

Der Konflikt um den Schulstart hatte sich zugespitzt, nachdem der Kreis Düren und weitere Kommunen, in denen die Infektionszahlen hoch sind, nicht mitmachen wollten, aber von der Landesregierung gezwungen wurden, Präsenzunterricht anzubieten. Das Schulministerium bekräftigte, dass es zu seiner Entscheidung stehe: Das pauschale Schließen von Schulen könne nur „ein letztes Mittel“ sein.

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Bei Ralf Radtke vom Elternverband Leis löst diese Haltung Kopfschütteln aus: „Wenn Kommunen wie Düren sagen, wir wollen die Schulen derzeit nicht öffnen, darf das Ministerium nicht hingehen und anordnen, wir machen die Schulen trotzdem auf.“ Und solange die Schnelltests noch nicht an den Schulen angekommen seien, fehle die Voraussetzung für eine Öffnung. (mit dpa)