Die Bestände des Odenthaler Pfarrarchivs wurden vor einigen Tagen nach Köln gebracht. Dort werden sie künftig gelagert und digitalisiert.
Historisches GedächtnisBestände des Odenthaler Pfarrarchivs treten Reise nach Köln an

Pfarrer Thomas Taxacher zeigt im Kirchenarchiv Altenberg die Archivschränke.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Auf die Reise gegangen sind vor einigen Tagen etliche Kartons, die bisher im Pfarrhaus von St. Pankratius aufbewahrt wurden. Ihr Inhalt: historische Urkunden und Akten des katholischen Pfarrarchivs.
Ihr Ziel: das Archiv des Erzbistums Köln. Dort sollen die Dokumente aus der Odenthaler Gemeindegeschichte künftig nicht nur sachgemäß gelagert und vor Schäden geschützt, sondern auch digitalisiert werden.
Kirchenvorstand stimmte für die Entscheidung
„Wir sind Teil des Digitalisierungsprojektes des Erzbistums“, erklärt Pfarrer Thomas Taxacher die Auslagerung der Akten, die aber im Eigentum der Odenthaler Kirchengemeinde verblieben. Für die Entscheidung habe der Kirchenvorstand gestimmt.
Bei Bedarf stünden der Pfarrgemeinde die Informationen weiterhin zur Verfügung, würden die Akteninhalte zugänglich gemacht. „Wenn wir Infos brauchen, bekommen wie sie künftig digital zugeschickt“, erläutert Taxacher.
Die historischen Quellen wurden jahrelang im Keller aufbewahrt
Etwa wenn wie jüngst geschehen, im Rahmen von geplanten Umbauarbeiten in der Bücherei, Bauakten des Pfarrzentrums aus dem Jahr 1960 benötig würden. Jahrelang seien die historischen Quellen im Keller des Pfarrhauses Odenthal aufbewahrt worden, ein klimatisch ungeeigneter, feuchter Lagerort.
Eine Verbesserung stellte da schon der Raum im Erdgeschoss dar, der bis zuletzt das Archiv beherbergte. Aber auch hier herrschten keine idealen Bedingungen für die Dokumente: So hätten etwa die Fensterläden stets geschlossen bleiben müssen, damit das Sonnenlicht das Papier nicht schädigte, schildert der leitende Pfarrer.
Ehrenamtliche Kräfte zur Archivpflege fehlen
Neben den ungeeigneten räumlichen Voraussetzungen fehle es auch an ehrenamtlichen Kräften, die bereit seien, das Archiv zu pflegen, bedauert er. Im Vorfeld der Aktenabgabe seien die Archivalien von Experten des Erzbistums bewertet worden, um geschichtlich Relevantes von unwichtigen Akten, die nach einigen Jahren vernichtet werden können, zu trennen.
Aktuelle Rechnungen und Akten für die Rendantur, die eine Aufbewahrungsfrist von zehn Jahren haben, seien im Safe in Odenthal geblieben, auch Kirchenbücher im Original. „Familienforscher finden Unterlagen weiter bei uns“, versichert Taxacher.
Vorschlag von Altenberger Ehrenamtler scheiterte
„Es ist schon ein grundsätzliches Problem, dass sich keine Leute mehr finden, die ein Archiv ehrenamtlich führen“, bestätigt Dr. Norbert Orthen, Ehrenamtler in Altenberg. Auch er hielt die Lagerung der Archivalien im Pfarrhaus für unbefriedigend.
Umso mehr bedauert der Historiker, dass es nicht gelang, seinen Vorschlag umzusetzen, die Pfarrarchive von Odenthal und Altenberg, das Odenthaler Kommunalarchiv sowie die Bestände des Altenberger Dom-Vereins in einem umfassenden Archiv vor Ort zusammenzuführen.
Keine Finanzierung für ein „Bergisches Archiv“
Unterstützer und eine Finanzierung für die Idee eines „Bergischen Archivs“ – etwa in Räumen der Alten Kaplanei – hätten sich aber in Politik und Verwaltung nicht gefunden. „Diese Chance ist jetzt vertan“, sagt Orthen und dies erschwert seiner Ansicht nach besonders den Heimatforschern die Arbeit.
„Wie oft habe ich im Archiv Archivalien ausgegraben“, so Orthen, der auch Herausgeber der regelmäßig erscheinenden Publikation „Altenberger Blätter“ ist. Das Pfarrarchiv von St. Mariä Himmelfahrt sei zwar noch in Altenberg verblieben, allerdings befänden sich hier lediglich die Dokumente seit 1915, als die Kirche eine eigene Pfarrei bildete.
Kaufbescheinigung über zwei Schädelreliquien mit auf der Reise nach Köln
„Die älteren Schriftstücke lagerten in Odenthal“, so Orthen und seien daher mit auf die Reise nach Köln gegangen. Darunter wohl auch eine Art „Kaufbescheinigung“ aus dem 14. Jahrhundert über zwei Schädelreliquien, die der Abt Hermann von Hochheim anno 1344 von einem angeblich „guten gottesfürchtigen Reisenden“ erworben hatte.
Lange galten die Schädelreliquien, auf die der Kaufbeleg schließen ließ, als verschollen, bis sie vor einigen Jahren in einer Holzkiste in der Odenthaler Pankratiuskirche wiederentdeckt wurden und schließlich restauriert nach Altenberg zurückkehrten.