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Helmut Heinen und die Rundschau-RedaktionWenn es unbequem wird, ist es gut

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Zülpich Eröffnungstag Landesgartenschau 2014 Verleger Helmut Heinen mit Cordula von Wysocki (Chefredaktion) im Rundschaugarten

Die Rundschau immer dabei: Helmut Heinen mit der langjährigen Chefredakteurin Cordula von Wysocki – hier bei der Eröffnung der Landesgartenschau 2014 in Zülpich.

Er trägt die publizistische Verantwortung für die Rundschau und vertritt dabei klare Grundsätze: Helmut Heinen ist für die Rundschau-Chefredaktion der zentrale, aber keineswegs immer ein einfacher Ansprechpartner. Die frühere Chefredakteurin Cordula v. Wysocki über das Ringen um eine gute Zeitung.

Ein Herausgeber muss nichts und darf alles, heißt es. Es mag Publizisten geben, denen dies als Handlungsprofil genügt. Helmut Heinen nicht. Er ist seit 34 Jahren in der Nachfolge seines Vaters und seines Großvaters Herausgeber der Kölnischen Rundschau und hält das Erbe der publizistischen Verantwortung hoch. Prinzipientreu, werteorientiert und mit dem starken Willen, die Kölnische Rundschau als eigenständige Stimme im Rheinland zu erhalten. Das sind – vor allem in Zeiten wirtschaftlich schlingernder Print-Medien – lebenswichtige Signale nach außen und nach innen.

Innen ist die Redaktion. Was sie vom Herausgeber empfängt, prägt die Zeitung. Das klingt einfach, ist es aber nicht immer. Denn ein Herausgeber kann auch unbequem sein. Jedenfalls dann, wenn er wie Helmut Heinen akribisch jeden Artikel und jede Zeile liest, mit sicherem Gespür für Zahlendreher, nicht plausible Überschriften, unvollständige Grafiken, verfehlte Fachbegriffe – also generell für das, was im Redaktionsalltag (leider, leider!) schon mal verunglücken kann. Er sieht alles. Ihm entgeht keine Gestaltungsvariation, die nicht den Layout-Regeln entspricht. Und vor Versuchen mit selbst minimalen Schriftveränderungen kann nur dringend gewarnt werden.

Es geht um Seriosität und Glaubwürdigkeit

Es geht schließlich um das, was eine seriöse, leserfreundliche Zeitung ausmacht. Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Unabhängigkeit – das setzt korrekte, ausgewogene Berichterstattung und ein nutzerfreundliches Erscheinungsbild voraus. Diese Linie vertritt der Herausgeber Helmut Heinen der Redaktion gegenüber aus tiefer Überzeugung, konsequent und – ja auch – unnachgiebig. Er erwartet zu Recht Fakten und die strikte Trennung zwischen Nachricht und Meinung. Das war schon so, lange bevor sich aus digitalen Entgleisungen wie Fake News und Social-Media-Kampagnen eine Debatte über die Bedeutung seriöser Medien als vertrauenswürdige Informationsquellen entwickelte.

Eine Chefredaktion kann diese Grundsätze – ebenfalls aus tiefer Überzeugung – nur mittragen, obwohl die konkrete Anwendung zuweilen zu intensiven Diskussionen führt. Dabei geht es gar nicht so sehr um bestimmte Inhalte oder gar politische Einordnungen, eher um die Herangehensweise. Im Kleinen: Wenn der Herausgeber in der Redaktion etwa zu viel Sympathie für vegane Hamburger oder alternative Kaffeeröstereien vermutet, merkt er das kritisch an. Im Großen: Auch die Darstellungen noch so ehrenwerter NGOs bedürfen der journalistischen Überprüfung und Einordnung, selbst Instanzen wie die Weltgesundheitsorganisation sind keine unantastbaren Autoritäten. Im Lokalen wie im Überregionalen hält Helmut Heinen an dem Grundsatz fest, dass eine unabhängige Redaktion Distanz halten sollte, zu wem oder was auch immer. Und Verlautbarungen oder PR-Phrasen besser den Riegel vorschiebt. Darüber, was eine völlig unakzeptable PR-Phrase ist und was gerade noch daran vorbeischrammt, lässt sich natürlich weiterdiskutieren…

BDZV-Zeitungskongres 2015. Präsident Helmut Heinen mit der damaligen bayerischen Wirtschaftsministerin (heute Landtagspräsidentin) Ilse Aigner (CSU) und passend gekleideten Damen 2015.

Ein Mann der Zeitung durch und durch: Helmut Heinen mit der damaligen bayerischen Wirtschaftsministerin (heute Landtagspräsidentin) Ilse Aigner (CSU) und passend gekleideten Damen 2015.

Gut möglich, dass es in der Vergangenheit solche und andere Reibungspunkte gab, an denen der Herausgeber wiederum die Chefredaktion ziemlich unbequem fand. Entscheidend aber war und ist, dass in den großen, den grundsätzlichen Richtungsfragen Einvernehmen besteht. Mit dieser Friedens-Formel kann man sich nach Meinungsverschiedenheiten die Hand reichen und feststellen: Auch die Uneinigkeit hat ihre Berechtigung. Am Ende beschert jeder Diskurs einen Erkenntnisgewinn, bestenfalls für beide Seiten und vor allem im Sinne einer guten Zeitung.