Aktionsbündnis75.000 Unterschriften für andere Kita-Politik

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Kita Symbol dpa

Kinder lauschen einer Er­zie­he­rin, die in einer Düs­sel­dor­fer Kita aus einem Buch vorliest.

Bonn – Für nächsten Dienstag hat sich im Düsseldorfer Landtag eine Delegation aus Erziehern, Eltern und Gewerkschaften angekündigt. Sie vertritt ein Bündnis, das den familienpolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen eine Unterschriftenliste übergeben will. Mehr als 75 000 hat das Bündnis schon zusammengebracht. Das Ziel: Bei der Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) in NRW mehr Verbesserungen für Kinder und Erzieher in den Kitas zu erreichen.

Die Übergabe der Unterschriften soll die nächste Stufe des Protests gegen die Pläne der schwarz-gelben Koalition im Düsseldorfer Parlament sein.

Thorsten Böning ist einer der Organisatoren der Aktionen. „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir Verbesserungen erreichen können“, sagt er. Darauf angesprochen, meint der CDU-Familienpolitiker Jens Kamieth, das sei durchaus noch möglich, wenngleich viele der Forderungen schon umgesetzt seien.

Möglichkeiten dazu gibt es noch genug, wenn der in der vorigen Woche vom Landeskabinett beschlossene Gesetzentwurf im Landtagsplenum und in den Ausschüssen beraten wird. Nach dem Willen von Familienminister Joachim Stamp (FDP) soll das Gesetz schon in der nächsten Woche auf der Tagesordnung stehen.

Was wird genau kritisiert?

Doch wogegen richtet sich die Kritik des Bündnisses aus Erziehern, Gewerkschaften und Eltern? Zum Beispiel gegen die Größe der Gruppen. Das neue KiBiz sieht vor: höchstens 25 Kinder in Über-Dreijährigen-Gruppen, zehn Kinder in Unter-Dreijährigen-Gruppen und 20 Kinder in gemischten. „Damit berücksichtigt man die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aber nicht“, sagt Böning. In kleineren Gruppen könnten die Erzieher besser auf die Kinder eingehen. Daher verlangt das Bündnis maximal 20 Kinder in Über-Dreijährigen-Gruppen und 17 in gemischten. Einher geht damit auch die Forderung, mehr pädagogisches Personal einzustellen und dem vorhandenen mehr Möglichkeiten zur Vor- und Nachbereitung, auch für Elterngespräche, zu geben.

Mehr Flexibilität in der Kita, etwa durch verlängerte Öffnungszeiten, hat sich die Landesregierung auf die Fahnen geschrieben. Zunächst 50 Millionen Euro und später sogar 100 Millionen sollen dafür bereitgestellt werden. Doch Böning und seine Mitstreiter sind da skeptisch: „Wenn eine Familie ihr Kind am Dienstag länger betreut haben will, eine andere am Donnerstag, die Familien aber nur Betreuungszeiten von 35 Stunden gebucht haben, dann reicht das Geld nicht aus, um die Kitas 50 Stunden zu öffnen.“ Da stoße Flexibilität an ihre Grenzen. Die Forderung des Bündnisses: Die Finanzierung der Kitas solle sich an den Öffnungszeiten orientieren.

Erzieherausbildung muss reizvoller sein

Böning und seine Mitstreiter wünschen sich auch, dass die Erzieherausbildung attraktiver wird. Den angehenden Fachkräften künftig im Anerkennungsjahr Geld zu zahlen, sei „ein Schrittchen in die richtige Richtung“, werde aber keinen spürbaren Effekt bringen, meint er. Besser wäre es, die angehenden Erzieher schon zu Beginn der Ausbildung finanziell zu unterstützen.

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Dass Schüler, die eine sogenannte praxisintegrierte Ausbildung (piA) machen, einen Zuschuss von 8000 Euro erhalten, findet Böning gut. Doch diesen Ausbildungsweg würden nur wenige Bewerber gehen, hat er festgestellt.

Insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro zusätzlich und jährlich will die schwarz-gelbe Koalition in die Kinderbetreuung investieren. Davon stehen knapp eine Milliarde für mehr Erzieher zur Verfügung, für flexiblere Öffnungszeiten und für eine bessere Sprachförderung. Den Kommunen will das Land die Garantie geben, dass jeder notwendige Betreuungsplatz bewilligt wird, wofür 115 Millionen bereitstehen. Zudem wird ein weiteres Kitajahr für die Eltern beitragsfrei.

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