Anschläge in ChersonRussischer Funktionär gestorben – Separatistenführer im Koma

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Dieses Satellitenbild vom 12. Juli von Planet Labs PBC zeigt die Folgen eines ukrainischen Angriffs auf ein russisches Munitionsdepot im von Russland besetzten Cherson. 

Moskau – Ein Funktionär der russischen Besatzungsbehörden in der Region um die südukrainische Stadt Cherson ist nach Informationen von Russland eingesetzter Behörden nach einem Attentat gestorben. Witali Gura, stellvertretender Leiter der Verwaltung der Stadt Nowa Kachowka, sei „seinen Verletzungen erlegen“, erklärte die örtliche Behördenvertreterin Katerina Gubarewa am Samstagabend in einem Statement der Behörden im Online-Dienst Telegram.

Der Mann habe am Samstagmorgen bei einem „Attentat“ in seinem Haus mehrere Schussverletzungen erlitten, berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Kreise der Besatzungsbehörden.

Das von Russland kontrollierte Nowa Kachowka liegt am Fluss Dnjepr, rund 80 Kilometer östlich der Großstadt Cherson. In den vergangenen Monaten waren bereits mehrere von Moskau ernannte Funktionäre in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine Ziel von Attentaten geworden.

Prorussischer Separatistenführer auf Intensivstation in Moskau 

Der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung im besetzten südukrainischen Gebiet Cherson, Wolodymyr Saldo, liegt mit Vergiftungserscheinungen im künstlichen Koma auf einer Intensivstation in Moskau.

„Heute wurde er im künstlichen Koma mit einem Spezialflugzeug von der Krim nach Moskau geflogen“, berichtete der russische Telegram-Kanal Baza am Samstag. Sein Zustand gilt als kritisch, eine Vergiftung wird als mögliche Ursache genannt.

Saldo unter Janukowitsch im ukrainischen Parlament

Der 66-jährige Saldo ist gebürtiger Ukrainer und war bereits vor der russischen Invasion politisch aktiv. Von 2002 bis 2012 war er Bürgermeister von Cherson, anschließend saß er bis 2014 für die Partei von Ex-Präsident Viktor Janukowitsch im Parlament.

2015 verlor er die Wahl zum Bürgermeister von Cherson. Kurz nach der Besetzung großer Teile der Südukraine wurde Saldo dann von den Russen als Chef der Militärverwaltung in Cherson etabliert.

Ärzte in Moskauer Spezialklinik behandeln Saldo

Saldo liegt im Moskauer Sklifosowski-Institut für Notfallmedizin - eine Spezialklinik, die sich auch auf Vergiftungen spezialisiert hat. Er wurde zunächst mit dem Verdacht auf Herzinfarkt und Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert, der Verdacht bestätigte sich aber nicht.

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Stattdessen äußerten die Ärzte den Verdacht, dass er vergiftet worden sei. Der Gesundheitszustand verschlechterte sich mit der Zeit rapide, so dass er ins Koma versetzt wurde. Saldo gilt als eins der Hauptziele ukrainischer Partisanenaktivitäten, die sich in den vergangenen Wochen im Süden der Ukraine verstärkt haben.

Kreml treibt in Cherson Politik der Russifizierung an

Seit der Eroberung eines großen Teils der Region Cherson und eines Teils der Gegend um Saporischschja treibt der Kreml eine Politik der Russifizierung mit Blick auf eine mögliche Annexion der Gebiete an Russland an. Moskau hat dort den Rubel als Währung eingeführt und die Bewohner ermutigt, sich russische Pässe ausstellen zu lassen. Gleichzeitig treibt die ukrainische Armee seit mehreren Wochen eine Gegenoffensive rund um Cherson voran. Die Soldaten machten zwar Boden gut und näherten sich der 290.000-Einwohner-Stadt. Bisher gelang es ihnen jedoch nicht, die russischen Verteidigungslinien zu durchdringen. (dpa/afp)

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