Die zweite Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag gilt als richtungsweisend für Polen. Fünf wissenswerte Fakten über das Land.
Atomkraftwerke und AbtreibungsverbotFünf Fakten über Polen vor der Wahl

Der Bürgermeister von Warschau und Kandidat der Bürgerkoalition (KO) für die polnischen Präsidentschaftswahlen, Rafal Trzaskowski, auf einer Wahlkampfveranstaltung.
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Migration in Polen
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges flüchteten hunderttausende Ukrainer über die Grenze. Etwa eine Million Geflüchtete aus dem Nachbarland leben offiziellen Angaben zufolge derzeit in Polen. Mehr als 1,5 Millionen Ukrainer besitzen eine gültige polnische Aufenthaltsgenehmigung.
Warschau ist einer der engsten Verbündeten Kiews und unterstützt das Land politisch und militärisch. Doch der harte Kurs in der Migrationspolitik trifft auch die Ukrainer: Sowohl die regierende pro-europäische Koalition von Ministerpräsident Donald Tusk als auch die ultrarechte Opposition wollen Sozialleistungen für Ausländer kürzen, ukrainische Kriegsflüchtlinge eingeschlossen.
Menschenrechtsgruppen kritisieren zudem, dass Polen das Recht auf Asyl für Migranten aussetzte, die über die belarussische Grenze kommen. Polen wirft Russland und seinem Verbündeten Belarus vor, in den vergangenen Jahren tausende Flüchtlinge nach Polen geschleust zu haben mit dem Ziel, die EU zu destabilisieren.
Polnische Militärausgaben
Bei den Militärausgaben ist Polen Spitzenreiter innerhalb der Nato. Das Land übertrifft das Ziel der Allianz, zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung aufzuwenden, mit geplanten 4,7 Prozent in diesem Jahr bei weitem. Nächstes Jahr sollen die Ausgaben sogar auf fünf Prozent steigen - so wie US-Präsident Donald Trump es von den Nato-Ländern fordert.
Angesichts der Bedrohungen durch Russland modernisierte Polen seine Armee und schloss Rüstungsverträge vor allem mit den USA und Südkorea. Im März kündigte die polnische Regierung ein groß angelegtes Programm an, um allen Männern eine militärische Ausbildung für den Kriegsfall zu ermöglichen. Das Training steht auch Frauen offen und ist freiwillig. Ziel ist es, ab 2027 jährlich 100.000 Zivilisten auszubilden.
Polens Energieversorgung
Polen ist bei der Energieversorgung noch stark von klimaschädlicher Kohle abhängig; sie macht etwa 63 Prozent der Energieproduktion aus. Das riesige Braunkohlekraftwerk Belchatow ist nach Angaben der Umweltorganisation Ember die größte CO2-Schleuder in der EU.
Beim Kohleausstieg setzt Polen auf Kernenergie. Die Vorgängerregierung unterzeichnete 2023 den Vertrag für das erste Atomkraftwerk des Landes, das 2033 ans Netz gehen soll. Geplant sind insgesamt drei Atomkraftwerke mit jeweils drei Reaktoren, die in ferner Zukunft rund 30 Prozent des Energiebedarfs decken sollen.
Katholische Kirche in Polen
Lange Zeit galt Polen als Bastion der katholischen Kirche in Europa. Doch immer mehr Polen wenden sich von der Kirche ab: Bei der letzten Volkszählung 2021 bezeichneten sich nur noch 71,3 Prozent der Befragten als katholisch; zehn Jahre zuvor waren es noch 87,6 Prozent. Das Ansehen der Kirche schwindet. Grund dafür sind nicht nur die vielen Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester, sondern auch die Nähe zwischen der ehemaligen rechtsnationalen Regierung und der Kirche.
Polens restriktives Abtreibungsrecht
Polen hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. Nur bei Vergewaltigung, Inzest und Gefahr für Leben oder Gesundheit der Frau ist ein Abbruch erlaubt. Die Beihilfe zu illegaler Abtreibung wird mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. Offiziell gab es in Polen bei einer Bevölkerung von 38 Millionen 2024 nur 896 Schwangerschaftsabbrüche. Die Initiative „Abtreibung ohne Grenzen“ gibt jedoch an, vergangenes Jahr 47.000 Frauen bei Abtreibungen unterstützt zu haben. (afp)