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„Grüner Mist“Plakat-Kampagne gegen Grüne führt zu massiver Kritik und Diskussionen

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Plakate

Die Grünen wehren sich vor der Bundestagswahl im September gegen eine massive Anti-Wahlkampagne.

Hamburg/Köln – Eine bundesweite Plakatkampagne gegen die Grünen, die insbesondere auf Flächen der Kölner Werbefirma Ströer verbreitet wird, sorgt für Wirbel. In diversen Großstädten sind seit wenigen Tagen große Plakate zu sehen, auf denen der Partei unter anderem eine Nähe zu Totalitarismus oder „Ökoterror“ unterstellt wird sowie weitere angebliche Ziele, die mit dem Wahlprogramm der Partei nichts zu tun haben.

Die Kampagne ähnelt optisch echten Wahlplakaten der Grünen – allerdings findet sich darauf statt des Parteilogos der Schriftzug „#GrünerMist 2021“. Neben Sonnenblumen, die die Köpfe hängen lassen, stehen Worte wie „Wohlstandsvernichtung“ oder „Klimasozialismus“.

Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, machte auf Twitter die AfD und deren Umfeld für die Kampagne verantwortlich. Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister und Vizeministerpräsident Jan Philipp Albrecht forderte das Unternehmen Ströer auf, die Auftraggeber der Kampagne zu nennen, und drohte andernfalls mit einem Entzug öffentlicher Werbeaufträge.

Unternehmen schweigt

Beim Portal t-online.de, ebenfalls einem Angebot von Ströer, hieß es dazu in einem Transparenzhinweis: „Als Plakatflächenvermieter ist Ströer nicht für die Inhalte und Gestaltung der Werbung verantwortlich und kann keine Werbung ablehnen, die nicht gegen Gesetze oder freiwillige Selbstbeschränkungen verstößt.“ Auf Nachfrage unserer Redaktion wollte man sich bei Ströer nicht weiter äußern.

Hinter der Kampagne steckt die Hamburger Firma „Conservare Communication GmbH“, wie deren Inhaber und Geschäftsführer, der Ex-CSUler und nach eigenen Angaben jetzt parteilose David Bendels, bestätigte. Es handele sich um eine „zugespitzte Anti-Grünen-Kampagne“, teilte er mit: „Wir hoffen, dass wir vielen Wahlberechtigten verdeutlichen können, dass von den Grünen eine massive Gefahr für Deutschland ausgeht.“

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Bendels ist auch Herausgeber des AfD-nahen „Deutschland Kuriers“ und Vorsitzender des „Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“. Dieser wird mit früheren Kampagnen für die AfD sowie die rechtspopulistische Schweizer SVP in Verbindung gebracht, wegen deren Finanzierung es Ermittlungen wegen illegaler Parteienfinanzierung gab.

Der Bundestag verhängte deswegen Strafzahlungen gegen die AfD. Die aktuelle Plakatkampagne ist verknüpft mit einer Internetseite, auf der in Videoclips unter anderem die Publizisten Hagen Grell und Matthias Mattusek auftreten. In einem Video rückt Grell die Grünen in die Nähe Stalins und des kambodschanischen Schreckensherrschers und Massenmörders Pol Pot.

Geleugnet werden auf der Seite auch der menschengemachte Klimawandel und dessen Folgen, stattdessen ist von einer „Klimahysterie“ die Rede, für die wiederum die Grünen verantwortlich seien.

Kölner Landtagsabgeordnete sagt Event bei Ströer ab

Der Kölner Landtagsabgeordnete und Ex-Chef der NRW-Grünen, Arndt Klocke, hat wegen der Plakatkampagne nach eigenen Worten eine für Anfang September geplante Podiumsdiskussion zu Mobilitätsthemen beim Unternehmen Ströer abgesagt. „Sollte sich Ströer für dieses unanständige Geschäftsgebaren nicht entschuldigen, werde ich im kommenden Landtagswahlkampf in meinem Kölner Wahlkreis keine Werbung bei Ströer buchen bzw. schalten lassen“, schrieb Klocke bei Facebook. Der Werbekonzern habe selbstverständlich die Möglichkeit, „eine solche Schmutzkampagne zurückgehen zu lassen“.

Die Spitzen von SPD und CDU verurteilten die Schmäh-Plakate. „#GrünerMist ist #RechterMüll“, twitterte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. „Demokraten halten zusammen.“ Ebenfalls auf Twitter erklärte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak: „Der Dreck, der aktuell von AfD- und NPD-nahen Kreisen über die Grünen ausgegossen wird & mit einer Plakatkampagne befeuert wird, ist widerwärtig.“ (mit afp/dpa)