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Zukunft des RheinsSo soll der Fluss auf Dürre und Niedrigwasser vorbereitet werden

4 min
Rhein Dürre

Vor allem im Sommer 2018 hatte der Rhein mit Dürre zu kämpfen.

  1. Der Klimawandel macht dem 1230 Kilometer langen Rhein zu schaffen.
  2. Damit der Strom in Zukunft besser auf Klimawandel und Dürre vorbereitet ist, planen die Anrainerstaaten des Rheins neue Umweltprogramme.
  3. Auf der Agenda der Umweltminister stehen auch Schmerzmittel und die Anti-Baby-Pille.

Berlin/Düsseldorf – Die europäischen Anrainerstaaten des Rheins wollen künftig noch sehr viel enger bei der Bewältigung von extremem Niedrigwasser, von Hochwasser und anderen Folgen des Klimawandels zusammen arbeiten. „Das Dürrejahr 2018 war eine deutliche Warnung, was in den nächsten Jahren auf uns zukommen könnte“, warnte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) im Vorfeld der so genannten „Rheinministerkonferenz“ in Amsterdam am heutigen Donnerstag.

Dabei soll es um neue Anpassungsstrategien, aber auch um besseren Natur- und Gewässerschutz gehen. Ziel sei es, den 1230 Kilometer langen Rhein – eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt – und seine Zuflüsse widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen.

„Rhein 2040“: Staaten wollen gemeinsames Zukunftsprogramm

In Amsterdam treffen am Donnerstag die Umweltminister von Deutschland, Frankreich, Liechtenstein, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, der belgischen Region Wallonien sowie der EU-Kommission zusammen. Sie wollen ein gemeinsames Zukunftsprogramm „Rhein 2040“ beschließen, um die Klimarisiken der kommenden Jahre zu verringern.

Gegen Niedrigwasser und Trockenheit wollen die Staaten eine intensivere Zusammenarbeit bei der Überwachung vereinbaren, hieß es aus dem Bundesumweltministerium. Die letzten Sommer hätten gezeigt, wie knapp das Wasser im Rhein werden könne. Darunter leide die Binnenschifffahrt in allen Anrainerstaaten, vor allem aber in Deutschland. In den Niederlanden habe es zudem Probleme mit der Trinkwasserversorgung gegeben.

Hochwasserrisiken sollen um 15 Prozent gesenkt werden

Die Hochwasserrisiken wollen die Anrainer um weitere 15 Prozent bis 2040 durch die Schaffung weiterer Rückhalteräume für das Rhein-Wasser reduzieren. Dadurch würden auch neue Lebensräume für viele Tierarten geschaffen – eine „Win-Win-Situation“ aus Sicht der Umweltpolitiker.

Zudem setze sich die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) erstmals das Ziel, Mikroverunreinigungen im Rhein – etwa Rückstände von Medikamenten wie dem Schmerzmittel Diclofenac oder von Östrogen durch die Anti-Baby-Pille – um 30 Prozent bis 2040 zu reduzieren. Die Stoffe könnten durch Kläranlagen nicht beseitigt werden, würden Ökosysteme und Trinkwasser aber stark belasten.

Auch solle die Durchgängigkeit der Gewässer für Wanderfische wie Lachs und Maifisch‎ auch am Oberrhein verbessert werden. Deutschland, insbesondere Nordrhein-Westfalen, hätten hierfür bereits viel getan. Nun sollen die Wanderfische Basel erreichen können, wo sie früher ebenfalls gelebt haben.

So erfolgreich war das Vorgänger-Programm

Auf der Tagesordnung der „Rheinministerkonferenz“ steht jedoch auch die Bilanz der bisherigen Arbeit: Das 2001 verabschiedete gemeinsame Programm „Rhein 2020“ war nach Einschätzung der Staaten höchst erfolgreich.

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Die 40-seitige Bilanz des Programms liegt unserer Redaktion vor. Demnach sind in den vergangenen 20 Jahren etwa 140 Quadratkilometer Überschwemmungsflächen am Rhein reaktiviert worden. Außerdem wurden – durch die Anbindung von 160 Altarmen des Rheins – neue Lebensräume für Fische geschaffen. Zusätzlich wurden fast 600 Hindernisse für die Fischwanderung beseitigt, sodass Lachse und Maifische in ihre früheren Laichgewässer zurückkehren können. In NRW sind beispielsweise 135,5 Hektar für Wanderfische im Rhein zugänglich gemacht worden, so der Bericht.

Hochwasserrisiko konnte bereits um 25 Prozent gesenkt werden

Zu den wichtigsten Erfolgen des Programms zählt aber, dass es den Anrainerstaaten gelungen ist, das Hochwasserrisiko gegenüber 1995 um „beeindruckende 25 Prozent“, wie es in dem Bericht heißt. Mehr als 14 Milliarden Euro wurden unter anderem in den Bau von Hochwasserrückhalteräumen investiert.

Außerdem hätten sich die Vorhersage-Methoden für Hochwasserstände in NRW extrem verbessert: Während man 1995 den Wasserstand am Niederrhein beispielsweise nur für die nächsten 48 Stunden vorhersagen konnte, lassen sich inzwischen Aussagen über die kommenden vier Tage treffen. Grobe Prognosen sind sogar zwei Wochen im Voraus möglich. Anwohner des Rheins gewinnen so wertvolle Zeit, um sich gegen mögliche Schäden durch Hochwasser zu wappnen.

Außerdem habe sich laut Bericht des Bundesumweltministeriums die Wasserqualität des Rheins seit 1991 erheblich verbessert: Insgesamt gelangen rund 20 Prozent weniger Stickstoff in den Fluss. Der Rheinabschnitt in NRW ist nach wie vor der am meisten befahrene. Jedoch konnte die Anzahl der Jahresfrachten insgesamt von fast 350 Kilotonnen pro Jahr auf immerhin rund 215 Kilotonnen gesenkt werden. Außerdem gelangen deutlich weniger Schadstoffe wie Metalle oder Pflanzenschutzmittel ins Wasser, was insgesamt zu einer deutlich besseren Wasserqualität im Rhein führt.