Lage noch immer erschreckendIn NRW fehlen 1100 Grundschullehrer

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Kristian Bunte

Erfolgreiche Rekrutierung: Bei einem Werbeprogramm der Universität Bremen für angehende Grundschullehrer meldete sich Kristian Bunte. Er ist der einzige Mann im Kollegium.

Düsseldorf – In Nordrhein-Westfalen ist noch immer fast jede dritte Lehrerstelle an Grundschulen nicht besetzt. Von 3445 Stellen seien am Jahresende noch immer rund 1100 offen, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) unserer Redaktion. Das entspreche einer Besetzungsquote von knapp 68 Prozent der ausgeschriebenen Grundschullehrerstellen – nach rund 50 Prozent zur Mitte vorigen Jahres. „Die Zahl zum Jahresende ist zwar etwas besser, aber ich bin damit bei Weitem nicht zufrieden“, sagte Gebauer und fügte hinzu: „Deshalb werden wir auch im neuen Jahr überlegen, welche weiteren Maßnahmen wir noch ergreifen müssen.“

Die Grundschulen sind vom Lehrermangel besonders stark betroffen. Während es für das Oberstufen-Lehramt, also für Gymnasien und Gesamtschulen, in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 16.000 Absolventen zu viel gibt, fehlen an Grundschulen, in der Sekundarstufe I, an Berufskollegs und Förderschulen rund 15 000 Lehrer. Insgesamt sind in den nächsten zehn Jahren mehr als 78 000 Stellen zu besetzen.

Plan zum Gegensteuern

Die Schulministerin versucht gegenzusteuern, indem sie Lehramtsanwärter für Gymnasien an die Grundschulen lockt. Sie sollen im Gegenzug nach zwei Jahren einen Anspruch auf eine Stelle am Gymnasium haben. Doch auch dieses Angebot, das sich an 2400 Gymnasiallehrer richtete, zeigt nicht die gewünschte Wirkung. „Wir stehen jetzt bei 193 Verträgen“, sagte Gebauer. Die Maßnahme habe dennoch Potenzial: „Wenn im nächsten Jahr nochmals rund 200 Verträge dazukämen, hätten wir mit Blick auf die zweijährige Verweildauer an den Grundschulen dauerhaft 400 Lehrkräfte gewonnen.“ Sie sei sicher, dass das Programm zu einem Selbstläufer werde. „Die Konkurrenzsituation unter den kommenden Absolventen der Oberstufenlehrämter wird sich verschärfen.“ Sie setze daher darauf, dass die Angebote für viele noch attraktiver werden.

Laut Opposition und Lehrerverbänden wird sich die Situation an den Grundschulen nur dann entscheidend verbessern, wenn die Primarlehrer genauso bezahlt werden wie Gymnasiallehrer. „Wir haben einen Haushaltsüberschuss. Wann, wenn nicht jetzt, sollen wir die Besoldung von Grundschullehrern anheben?“, sagte der SPD-Schulexperte Jochen Ott. Zudem hätten Gymnasiallehrer auch später ganz andere Aufstiegs- und Entwicklungschancen, die bis zur Gehaltsstufe A16 reichten, so Ott. Er forderte, noch im laufenden parlamentarischen Verfahren nachzubessern, um die Grundschullehrer schon ab dem neuen Schuljahr besser zu bezahlen.

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Die Unterschiede zwischen Gymnasial- und Grundschullehrern beim Brutto-Einstiegsgehalt liegen zurzeit bei 400 bis 500 Euro monatlich – Grundschullehrer werden anfangs nach dem Tarif A12 und Gymnasiallehrer nach A13 entlohnt.

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Besonders gravierend ist der Lehrermangel laut der Landesvorsitzenden der Pädagogengewerkschaft GEW, Dorothea Schäfer, an Schulen in sozial benachteiligten Vierteln: „Da, wo es besonders notwendig wäre, dass es genug Lehrer gibt, konzentriert sich das Problem.“

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