Die Hamas soll noch 20 lebende Geiseln in ihrer Gewalt haben. Israels Präsident Netanjahu fordert drastische Schritte.
Lage in NahostNetanjahu fordert hartes Vorgehen nach Geisel-Video der Hamas

Israels Premier Netanjahu ist zur Zerschlagung der Hamas entschlossen. (Archivbild)
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Angesichts der schockierenden Videos von abgemagerten Geiseln der Hamas erwägt Israels Regierung eine Ausweitung des Gaza-Konflikts zur Befreiung der Entführten. Regierungschef Benjamin Netanjahu strebe danach, die Freilassung der Geiseln „auf dem Weg eines militärischen Sieges“ zu erreichen, zitierten israelische Medien einen namentlich nicht genannten Beamten. „Ich verstehe genau, was die Hamas will. Sie will keinen Deal“, sagte Netanjahu in einer Video-Botschaft.
Er sei nun noch entschlossener, die Geiseln zu befreien, die Hamas zu eliminieren und dafür zu sorgen, dass vom Gazastreifen nie wieder eine Gefahr für Israel ausgeht, sagte Netanjahu gemäß englischer Übersetzung der „Times of Israel“. Einzelheiten nannte er nicht. Das Forum der Geisel-Familien übte deutliche Kritik an seinen Äußerungen. „Seit 22 Monaten wird der Öffentlichkeit die Illusion verkauft, dass militärischer Druck und intensive Kämpfe die Geiseln zurückbringen werden“, zitierte die Zeitung eine Erklärung der Gruppe.
Angehörige der Geiseln kritisieren Netanjahu
„Die Wahrheit muss gesagt werden: Die Ausweitung des Krieges gefährdet das Leben der Geiseln, die in unmittelbarer Todesgefahr schweben. Wir haben die erschreckenden Bilder der Geiseln in den Tunneln gesehen, sie werden weitere lange Tage des Grauens nicht überleben“, heißt es in der Erklärung des Forums.
Die Hamas soll laut israelischen Angaben noch 20 lebende Geiseln in ihrer Gewalt haben. Diese befinden sich in akuter Gefahr, wie das Forum der Geisel-Familien betont. Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen kündigte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats an.
Die Hamas signalisierte, dass das Rote Kreuz unter bestimmten Bedingungen Lebensmittel und Medikamente zu den Geiseln bringen dürfe. So müsse Israel eine umfassende und dauerhafte Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichen, teilte ein Sprecher der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Terrororganisation, auf Telegram mit. Zudem müsse Israel jegliche Luftaufklärung während der Zeit einstellen, in der Hilfe zu den Geiseln gelangt.
UN warnt weiterhin vor Hungersnot
Israel berichtet von der Ankunft von 23.000 Tonnen Hilfsgütern im Gazastreifen, während UN-Organisationen vor einer akuten Hungersnot aufgrund zu geringer Lieferungen warnen.
Die israelische Regierung erwägt laut Medienberichten ein militärisches Vorgehen zur Befreiung der Geiseln, während innerhalb der Regierung Uneinigkeit über das weitere Vorgehen herrscht.
Bisher konnten nur wenige Geiseln durch Kommandoaktionen befreit werden, während der Großteil durch Waffenruhen freigelassen wurde. Mindestens 20 Geiseln sollen sich noch in der Gewalt von Hamas und anderen Terrorgruppen befinden. Die Hamas strebt eine Beendigung des Konflikts nach ihren Bedingungen an, was Israel ablehnt. (dpa)