Die Gewerkschaft GEW prangert vor dem Start ins neue Schuljahr eine „Mangelverwaltung“ in der NRW-Bildung an.
Debatte in NRWMachen weniger Klassenarbeiten und weniger Stoff die Schulen besser?
Zwei Tage vor dem Start ins Schuljahr hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der NRW-Landesregierung vorgeworfen, die Lehrkräfte sowie das Kita-Personal mit immer neuen Aufgaben zu konfrontieren, ohne ihnen dafür die nötige Ausstattung zur Verfügung zu stellen. „Schule und Kita sind auf Kante genäht“, sagte GEW-Landeschefin Ayla Çelik am Montag im Landtag.
Eine Stunde mehr in Deutsch und Mathe in Grundschulen und das von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) angekündigte „Sprachstand-Screening“ bei Kindern im Vorschulalter „liefen ins Leere“, wenn es kein Personal gebe, das diese Aufgaben bewältigen könne, warnte Çelik. Es bringe auch wenig, die Eltern heranzuziehen, wenn es darum gehe, kleine Kinder sprachlich für die Schule fit zu machen. Kinder aus nicht-akademischen Haushalten wären dann gegenüber Akademikerkindern noch mehr als bisher im Nachteil.
NRW: Lehrermangel weiter ein großes Problem
„Es fehlen in NRW 6000 Lehrkräfte, jede fünfte Unterrichtsstunde fällt aus, und die Ausgaben pro Schüler und Jahr liegen mit 8300 Euro um 900 Euro unterm Bundesdurchschnitt“, rechnete Çelik vor. Würde die Landesregierung bei den Ausgaben pro Schüler auch nur deutsches Mittelmaß anpeilen, wären zusätzliche 2,3 Milliarden Euro innerhalb eines Jahres notwendig. NRW-Ministerpräsident Wüst (CDU), der die Bildung zur „Chefsache“ erklärt habe, lasse ein bildungspolitisches Versprechen nach dem nächsten zum Opfer eines „Spardiktates“ werden: das dritte beitragsfreie Kita-Jahr, das Gratis-Essen in Kitas, ein Ausführungsgesetz zur Verbesserung der Ganztagsbetreuung sowie das Versprechen, bis 2027 insgesamt 10.000 zusätzliche Lehrkräfte in die Schulen zu bringen.
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Speziell der Offene Ganztag (OGS) scheine ein „Stiefkind“ der Ministerinnen Feller und Josefine Paul (Grüne, Kinder und Familie) zu sein. Mit den umstrittenen Abordnungen schüre NRW zusätzlich die Unzufriedenheit in den Lehrerzimmern.
Die GEW mahnt Entlastung für Lehrer und Schulkinder an. Das Rezept: weniger Klassenarbeiten, das „Entrümpeln“ von Lehrplänen und neue Antworten auf die Frage, was Kinder in der Schule brauchen. „Wir sind eine Gesellschaft im Wandel, haben aber immer noch Bildungsvorgaben von anno sowieso“, kritisierte Çelik. In den Schulen müsse es auch möglich sein, über aktuelle Themen wie den Nahostkonflikt zu reden.