Der Kreml bezeichnet die Sanktionen als „Akt des Krieges“. Die wirtschaftlichen Folgen könnten größer sein, als es Putin lieb ist.
Druck auf Kreml erhöhtPutin äußert sich zu „schwerwiegenden“ Sanktionen

Wladimir Putin hat sich zu den neu verhängten Sanktionen geäußert.
Copyright: AFP
Die USA haben am Mittwoch Sanktionen gegen die beiden größten russischen Ölproduzenten, Rosneft und Lukoil, sowie gegen fast drei Dutzend ihrer Tochtergesellschaften verhängt. Damit erhöht die Regierung von Präsident Donald Trump den Druck auf den Kreml, Verhandlungen zur Beendigung des Krieges gegen die Ukraine aufzunehmen. Zuvor war ein geplantes Treffen zwischen Trump und Wladimir Putin in Ungarn geplatzt.
Die EU einigte sich separat auf ein schrittweises Verbot der Einfuhr von russischem Flüssigerdgas und fügte zwei chinesische Ölraffinerien zu ihrer russischen Sanktionsliste hinzu. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die für die Finanzierung des Krieges entscheidenden Öleinnahmen des Kremls zu drosseln.
Wladimir Putin reagiert auf neue Sanktionen
Der russische Präsident Wladimir Putin reagierte prompt und bezeichnete die US-Sanktionen am Donnerstag als „schwerwiegend“ und einen „unfreundlichen Akt“. Sie seien ein vergeblicher Versuch, „Druck auf Russland auszuüben“. Laut Putin schade sich die USA mit den Sanktionen vor allem selbst.
„Wenn unsere Öl- und Erdölproduktmengen auf dem Weltmarkt einbrechen, wird dies zu einem Anstieg der Preise für Öl und Erdölprodukte führen, auch an den Tankstellen, und die Vereinigten Staaten bilden da keine Ausnahme“, sagte der russische Staatschef laut der Staatsagentur Tass. Er räumte jedoch ein, dass „einige Verluste zu erwarten sind“. Allerdings würden sie „keine bedeutende Wirkung“ auf die Wirtschaft haben.
Medwedew bezeichnet Sanktionen als „Akt des Krieges“
Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew bezeichnete die Maßnahmen als „Akt des Krieges“. Auch Wirtschaftsminister Maxim Reshetnikov äußerte sich auf einem Wirtschaftskongress zu den Sanktionen – und sprach ebenfalls von einem Eigentor, dass die USA angeblich geschossen habe. „Sanktionen, sowohl neue als auch sekundäre, und globale Handelskriege bremsen die Weltwirtschaft“, so Reshetnikov.

Medwedew, seit Jahren enger Vertrauter von Wladimir Putin, äußert seit Kriegsbeginn immer wieder mit Provokationen in Richtung Westen. (Archivbild)
Copyright: AFP
Allerdings schwor der Minister die Russen darauf ein, dass die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage im Land sich verschärfen könne. „All dies wird die Kosten der Unternehmen erhöhen und Druck auf ihre Rentabilität ausüben, insbesondere im nächsten Jahr unter den Bedingungen hoher Zinszahlungen“, zitiert Tass Reshetnikov. Die Sanktionen hätten Risiken zufolge. So würde die Nachfrage nach Export-Produkten sinken, allerdings müsse Russland angesichts „des starken Rubels“ nicht angst und bange werden. Die Wirtschaft müsse eben unter „schwierigeren Bedingungen arbeiten“.
Wirtschaft in Russland stark von Ölexporten abhängig
Erste Anzeichen deuten laut dem englischen Guardian tatsächlich darauf hin, dass die beiden größten Energiekunden Russlands, China und Indien, ihre Energieimporte als Reaktion auf die neuen US-Sanktionen aussetzen. Indiens größter Käufer von russischem Öl, Reliance Industries, deutete an, dass es sich darauf vorbereitet, die Käufe zu reduzieren. Zudem sollen Chinas staatliche Ölgesellschaften ihre Käufe von russischem Rohöl auf dem Seeweg ausgesetzt haben.
Öl und Gas sind Russlands größte Exportgüter. Rosneft ist für fast die Hälfte der gesamten russischen Ölproduktion verantwortlich, die nach Schätzungen der britischen Regierung 6 Prozent der weltweiten Produktion ausmacht.
Energie-Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass die Sanktionen die russische Wirtschaft treffen könnten, da die Unternehmen auf längere Ketten von Vermittlern angewiesen sein werden, um ihr Rohöl zu verkaufen.
Die EU hat derweil zwei chinesische Raffinerien auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Das chinesische Außenministerium protestierte und wies die Sanktionen zurück. „China hat die Ukraine-Krise nicht geschaffen und ist auch keine Partei in diesem Konflikt“, sagte ein Sprecher. (pst)
