Lang wirft Söder vor, ständig seine politische Meinung zu ändern. Für Merz findet sie hingegen auch lobende Worte.
Erstes TV-Interview nach RücktrittLang ätzt nach Rücktritt gegen Söder: „Würde seine Oma verkaufen“
Mit nur 27 Jahren wurde sie Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, mit inzwischen 30 gibt Ricarda Lang ihren Posten als Parteivorsitzende bereits wieder ab. Diese Entscheidung verkündete Lang vor einer Woche gemeinsam mit ihrem Co-Vorsitzenden Omid Nouripour.
In der ARD-Sendung „Konfrontation – Markus Feldenkirchen trifft Ricarda Lang“ äußert sich die Grünen-Politikerin nun erstmals nach ihrem Rücktritt in einem TV-Interview ausführlich. Lang weist in dem Gespräch mit dem Journalisten und Schriftsteller Gerüchte zurück, Robert Habeck habe sie zum Rücktritt gedrängt. Sie nutzt das Format überdies auch, um sich an Grünen-Dauerkritiker Markus Söder (CSU) und Friedrich Merz (CDU) abzuarbeiten.
Ricarda Lang kritisiert Markus Söder scharf
Vor allem für die ständigen Attacken des bayerischen Landeschefs, der eine Zusammenarbeit mit den Grünen jüngst mehrfach kategorisch ausgeschlossen hatte, kann Lang kein Verständnis aufbringen. In den Augen der 30-Jährigen sind die Aussagen Söders Populismus. „Ich glaube, der würde seine Oma verkaufen, wenn er damit gerade politisch irgendwie vorankommen würde“, sagt Lang über den gebürtigen Nürnberger.
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Ähnlich scharfe Kritik hatte diese Woche bereits Langs Parteikollegin Annalena Baerbock geäußert. „Mir scheint das schon was Pathologisches zu haben“, sagte die Außenministerin am Sonntag im „Bericht aus Berlin“ der ARD über die ständigen Angriffe aus München. „Manche Männer mit großen Egos können offensichtlich nicht verkraften, dass andere was schaffen, was sie selbst nicht hinbekommen haben“, so Baerbock weiter.
Ricarda Lang über Markus Söder: „Meinungen haben Halbwertszeit von einem Joghurt“
Ricarda Lang vermisst bei Söder die politische Überzeugung. „Markus Söders Meinungen haben die Halbwertszeit von einem durchschnittlichen Joghurt“, so die Ex-Grünen-Vorsitzende. Dass der CSU-Chef keine Zusammenarbeit mit den Grünen wolle, könne in wenigen Monaten „komplett anders aussehen“. Markus Söder gehe es derweil vor allem darum, Friedrich Merz Autorität zu untergraben, glaubt Lang.
Eine Koalition mit den Grünen im Bund kategorisch abzulehnen und im Falle eines Vorstoßes der CDU in diese Richtung ein Veto einzulegen, sei „ein Angriff auf Friedrich Merz“, sagt Lang im Gespräch mit Markus Feldenkirchen. Dessen Vorgaben aus Berlin (Merz schließt eine Zusammenarbeit mit den Grünen unter bestimmten Voraussetzungen nicht grundsätzlich aus) würde Söder ignorieren beziehungsweise „nicht ernst nehmen“. „Und ehrlicherweise kann Friedrich Merz das nicht auf sich sitzen lassen. Denn das stellt, jetzt, wo er Kanzlerkandidat wird, jede Autorität infrage, was Markus Söder da macht“, sagt Lang im ARD-Interview.
Lang bezeichnet Zusammenarbeit mit Merz als respektvoll
Im Gegensatz zu Söder hat Lang für CDU-Chef Friedrich Merz auch lobende Worte. Mit dem Menschen Merz käme sie gut klar, das Verhältnis sei von Respekt geprägt. Die Haltung des Politikers Merz teile sie zwar größtenteils nicht, dennoch stehe der 68-Jährige – anders als Söder – für politische Werte ein.
Merz hatte die Grünen im vergangenen Jahr als Hauptgegner innerhalb der Bundesregierung bezeichnet und vor allem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck in der Vergangenheit regelmäßig kritisiert. Einer möglichen Koalition im Bund hält der designierte Kanzlerkandidat der Union allerdings Tür offen. Wenn sich Grüne und die allgemeine Lage „in den nächsten zwölf Monaten anders entwickeln, können wir schauen“, so Merz.