Habeck kritisiert Merz nach Hochwasser„Sag das mal den Leuten im Saarland, für die ist die Welt untergegangen“

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Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht bei einem Wahlkampftermin vor der Europawahl vom Grünen-Landesverband Bremen über den Klimawandel.

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht bei einem Wahlkampftermin vor der Europawahl vom Grünen-Landesverband Bremen über den Klimawandel.

Für Friedrich Merz wird Klimaschutz in der Politik überbewertet. In den Augen Robert Habecks ist das „Hohn“ und „Zynismus“.

Robert Habeck hat in einer Rede auf einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen in Bremen auf die Folgen des Klimawandels hingewiesen und dabei unter anderem CDU-Chef Friedrich Merz kritisiert. Mit Blick auf den Klimawandel und die aktuelle Katastrophe durch Hochwasser im Saarland mahnte er vor allem diejenigen, die die globale Erderwärmung verharmlosen würden, an.

„Da stellen sich dann die Vorsitzenden hin, Friedrich Merz, und sagen: Die Welt wird schon nicht untergehen. Sag das mal den Leuten im Saarland, für die ist die Welt untergegangen. Buchstäblich!“, so Habeck in einem entsprechenden Clip, den seine Partei am Mittwoch (22. Mai) in den sozialen Medien hochluden.

Robert Habeck zum Klimawandel: Grünen-Politiker kritisiert Friedrich Merz

„Was für ein Hohn. Was für ein Zynismus. Sag das den Leuten im Ahrtal“, so der 54-Jährige mit Blick auf aktuelle Hochwasser-Situation im Südwesten Deutschlands sowie auf die Flutkatastrophe 2021.

Diese seien zwar nicht unmittelbar in einer „Eins-zu-Eins-Kausalität“ auf die globale Erderwärmung zurückzuführen, die seit Jahren aufgetretenen einzelnen Extremwetter nähmen jedoch zu. Laut Habeck kein Zufall, sondern Folge des Klimawandels. „Die Dichte, die Häufung, die schnelle Geschwindigkeit, mit der Jahrhunderthochwasser auf einmal alle 3, 4 Jahre da sind, die spricht doch eine eindeutige Sprache“, so der Grünen-Politiker energisch.

Bezug zu Hochwasser im Saarland: Robert Habeck hebt im Wahlkampf Folgen des Klimawandels hervor

Wissenschaftliche Untersuchungen und Wetterdaten geben ihm dabei recht. 2023, das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, blieb in Europa als ein Jahr der Extreme in Erinnerung. Darauf machte auch der neue Bericht des EU-Klimawandeldienstes Copernicus und der Weltwetterorganisation (WMO) aufmerksam, der Mitte April 2024 veröffentlicht wurde.

Besonders Überschwemmungen aufgrund von Unwetterlagen werden zunehmend zu einem großen Problem. In 16 Prozent des europäischen Flussnetzes wurde im Vorjahr die Schwelle für schweres Hochwasser überschritten, so der Bericht. Es sei wahrscheinlich, dass solche Ereignisse zukünftig noch intensiver und häufiger auftreten.

Friedrich Merz und CDU setzt bei Klimaschutz auf „marktwirtschaftlichen Instrumente“

Wissenschaftler haben in vielen Studien den Zusammenhang von erhöhter Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen und dem menschengemachten Klimawandel nachgewiesen.

Durch den Klimawandel drohen in den kommenden Jahrzehnten einem Bericht zufolge mehrere Millionen Todesfälle, außerdem schwere Krankheiten und hohe Kosten für die Gesundheitssysteme. Das größte Risiko geht dabei von Überschwemmungen aus. Zu diesem Schluss kommt der zu Beginn des Jahres in Davos vorgelegte Report „Folgen des Klimawandels für die globale Gesundheit“ des Weltwirtschaftsforums und des Beratungsunternehmens Oliver Wyman.

„Es ist eben gerade nicht so, dass morgen die Welt untergeht. Wenn wir in den nächsten zehn Jahren die Weichen richtig stellen, sind wir auf einem guten Weg“
Friedrich Merz in Bezug auf den Klimawandel im April 2023

Friedrich Merz hatte 2023 in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ zu Protokoll gegeben, die Politik nehme den Klimaschutz zu wichtig. Es sei nicht so, dass „morgen die Welt untergeht“, sagte der 68-Jährige. Im Interview mit der WDR sagte Merz Anfang Mai 2024, die CDU wolle dem Klimawandel nicht mit Regulierung oder „Bevormundung“ beikommen, viel mehr setze man auf Grenzwerte und Perspektiven sowie den „Erfindungsreichtum aller Beteiligten“. Als Beispiele nannte Merz in dem Zusammenhang Ingenieure, Wissenschaftler und Unternehmen.

Robert Habeck sieht das offenkundig anders. Er und seine Parteien mahnen die Politik seit Jahren an, zu wenig gegen den fortschreitenden Klimawandel zu unternehmen. „Die Natur schlägt zurück“, bilanziert Habeck nun in seiner Rede. Es werde schon bald die Zeit eintreten, wo sich diejenigen, die keinen Klimaschutz umgesetzt hätten, rechtfertigen müssten, prophezeite der Vizekanzler.

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