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„Es widert mich an“Vance poltert, Senator kontert mit Zahlen – Streit über Trumps „Friedensplan“ eskaliert

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US-Vizepräsident J. D. Vance (r.) hat in wütenden Beiträgen auf der Plattform X gegen Kritiker von US-Präsident Donald Trumps „Friedensplan“ ausgeteilt. (Archivbild)

US-Vizepräsident J. D. Vance (r.) hat in wütenden Beiträgen auf der Plattform X gegen Kritiker von US-Präsident Donald Trumps „Friedensplan“ ausgeteilt. (Archivbild)

Die Trump-Regierung gerät auch in den USA für den „Friedensplan“ massiv unter Druck. Nun schlägt Vizepräsident Vance bei X um sich. 

US-Vizepräsident J. D. Vance hat mit wütenden Beiträgen in den sozialen Netzwerken auf Kritik am vor einigen Tagen öffentlich gewordenen „Friedensplan“ von US-Präsident Donald Trump für die Ukraine und den Wirbel um mutmaßlichen russischen Einfluss auf den Entwurf reagiert. Zuvor war in den USA harsche Kritik an dem Berichten zufolge federführend von Vance, dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und Trump-Schwiegersohn Jared Kushner entwickelten Plan laut geworden.

Nach Ansicht der Kritiker wurden in dem Plan zahlreiche russische Forderungen übernommen. US-Außenminister Marco Rubio soll zudem in einem Telefon mit US-Senatoren am Wochenende von einer „russischen Wunschliste“ gesprochen haben, betonte kurz darauf jedoch, es handele sich um einen amerikanischen Entwurf.

Mitch McConnell kritisiert „Friedensplan“ der US-Regierung

US-Präsident Trump war unterdessen über die Inhalte des Plans offenbar nur rudimentär informiert worden. Es habe in der letzten Woche „peinliches“ Chaos im Weißen Haus geherrscht, zitierte die „Washington Post“ einen hochrangigen Regierungsbeamten.

Kritik kam daraufhin auch vom langjährigen Mehrheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, der zu den profiliertesten Politikern seiner Partei gehört – und Trump angesichts der durchgesickerten US-Pläne nahelegte, sich besser neue Berater zu suchen.

J. D. Vance poltert bei X: „Eine lächerliche Attacke“

„Das ist eine lächerliche Attacke auf das Team des Präsidenten, das unermüdlich daran gearbeitet hat, das Chaos in der Ukraine zu beseitigen, das Mitch – der immer bereit war, Bidens Außenpolitik freie Hand zu lassen – hinterlassen hat“, konterte Vance die Attacke seines Parteikollegen auf der Plattform X.

McConnell hatte zuvor erklärt, dass Kremlchef Wladimir Putin bereits „das ganze Jahr damit verbracht hat, Präsident Trump zum Narren zu halten“ und der US-Regierung vorgeworfen, einen Beschwichtigungskurs gegenüber Russland zu fahren, ohne die Interessen der Ukraine dabei zu beachten.

Parteiinterner Streit eskaliert: Vance geht auf Trump-Kritiker los

Bereits vor seiner Attacke auf McConnell hatte Vance auf der Plattform X derweil wütende Worte für die parteiinternen Kritiker des US-Plans gefunden – und ihnen vorgeworfen, sich mehr für die Ukraine als für Probleme in den USA zu interessieren.

Junge Menschen könnten sich den „amerikanischen Traum vom Eigenheim“ nicht mehr leisten, Migranten würden Steuergelder an Terrorgruppen weiterleiten und in Chicago „wurde eine unschuldige Frau angezündet, während sich der Bürgermeister weigert, Bundeskräfte zur Wiederherstellung der Ordnung in einer unserer größten Städte einzusetzen“, behauptete der US-Vize.

US-Vizepräsident „angewidert“ von Kritik an US-Plan

„Unsere Regierung arbeitet intensiv daran, all diese Probleme anzugehen. Aber wissen Sie, was die Republikaner in Washington wirklich aufregt? Nichts von alledem“, polterte Vance schließlich gegen seine Kritiker. Stattdessen sei die politische Klasse „wirklich wütend“ darüber, dass die US-Regierung „einen vierjährigen Konflikt in Osteuropa endlich beenden könnte“, behauptete Vance.

Dabei gehe es nicht einmal inhaltlich um die Ansichten der Kritiker, erklärte Trumps Vize. „Wir können uns darauf einigen, dass wir uns nicht einig sind“, erklärte Vance. „Aber die Leidenschaft, mit der dieses eine Thema diskutiert wird, während das eigene Land ernsthafte Probleme hat, ist absurd. Es widert mich an“, erklärte Vance und forderte „etwas mehr Mitgefühl für euer eigenes Land“ von seinen kritischen Parteikollegen.

Donald Trump Jr. mischt mit: „Einfach nur verbittert“

Auch Donald Trump Jr. schaltete sich schließlich in den eskalierenden parteiinternen Streit ein. McConnell sei „einfach nur verbittert und greift meinen Vater an, weil er wütend ist, dass die republikanischen Wähler seine globalistische Agenda in so ziemlich allen Belangen abgelehnt haben und Amerika an erste Stelle setzen wollen“, behauptete der Präsidentensohn bei X.

Die harschen Attacken des US-Vizepräsidenten wurden von einigen US-Journalisten derweil schnell als Zeichen für Nervosität gewertet. Man müsse Vance Attacke im Kontext der von der Ukraine mittlerweile bei Gesprächen in Genf offenbar erwirkten Änderungen an Trumps Plan betrachten, erklärte etwa Michael Weiss. Der Journalist hatte als einer der ersten über Hinweise für massiven russischen Einfluss auf den von Vance, Witkoff und Kushner vorangetriebenen Plan berichtet.

„Schlechte Nachrichten“ für US-Vize: Wird Vance nervös?

„Schlechte Nachrichten für ihn aus Genf, und er weiß, dass er dafür verantwortlich ist“, kommentierte Weiss nun die Schimpftiraden von Vance bei X und dürfte damit auf die jüngsten Berichte darüber anspielt haben, dass der ursprünglich 28 Punkte umfassende Plan mittlerweile nur noch 19 Punkte enthalte – und nicht mehr einer „russischen Wunschliste“ gleichkomme.

„Mir wurde gesagt, dass die Kritik an einem vorgeschlagenen Abkommen, das ursprünglich eng an Russlands bevorzugtem Ergebnis ausgerichtet war, ein Missverständnis oder eine falsche Darstellung ‚einiger kritischer Realitäten vor Ort‘ sei“, reagierte schließlich auch McConnell auf Vance‘ Tiraden – und konterte mit für Vance durchaus unangenehmen Fakten.

McConnell kontert Vance’ Tiraden mit Umfragewerten

So verwies McConnell auf Daten des Kyiv International Institute of Sociology. Noch im Herbst hat demnach „eine überwältigende Mehrheit (75 %)“ der ukrainischen Bevölkerung Pläne abgelehnt, die das Militär einschränken und bei denen von der Ukraine kontrollierte Gebiete aufgeben werden, erinnerte der Republikaner.

76 Prozent der Befragten hätten zudem erklärt, dass sie auch ohne die Unterstützung der USA weiterkämpfen würden, führte McConnell aus. „Mit anderen Worten: Ein Friedensabkommen, das die Ukraine nicht sichert, wird das Töten nicht wirklich beenden.“

Der prominente Republikaner verwies jedoch auch auf aktuelle Umfragen unter Trump-Wählern, die sowohl Vance russlandfreundlichen Kurs als auch die Behauptung von Trump Jr. als nicht mehrheitsfähig ausweisen. Lediglich 16 Prozent der republikanischen Wähler haben sich in einer aktuellen Umfrage des konservativen Thinktanks Vandenburg Coalition für die Aufgabe ukrainischer Gebiete ausgesprochen.

„Ein Abkommen, das Aggression belohnt, wäre das Papier nicht wert“

„Sanktionen gegen Russland und die Unterstützung der Ukraine“ sind der Umfrage zufolge der präferierte Kurs unter republikanischen Wählern. Dreiviertel der Befragten sprachen sich für diese Maßnahmen aus – und damit zusammengenommen indirekt auch gegen den russlandfreundlichen ursprünglichen Entwurf des US-„Friedensplans“.

„Ein Abkommen, das Aggression belohnt, wäre das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben steht“, bekräftigte McDonnell schleißlich seine Kritik am Vorgehen der US-Regierung, ohne Vance bei seiner Replik namentlich zu erwähnen. „Amerika ist kein neutraler Schiedsrichter und wir sollten uns auch nicht so verhalten“, fügte der 84-Jährige hinzu, der seine langjährige Karriere bei den Republikanern bald beenden will.