Während sich Russlands Präsident in Peking als Weltmacht inszeniert, zeigt sich die bittere Realität: Putin ist längst zum Juniorpartner Chinas und Indiens geschrumpft.

Vor den Siegesfeiern in PekingWeltchaos statt Weltordnung – Putin ist nur der Juniorpartner

Der Regierungschef eines demokratischen Landes mit zwei Diktatoren: Narendra Modi aus Indien (M.) spricht mit Kremlchef Wladimir Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
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In der chinesischen Hauptstadt Peking reiht sich eine schauerliche Szene an die nächste. Ein Dreiergipfel des Moskauer Warlords Wladimir Putin mit seinem autokratischen Gönner Xi Jinping und mit dem Inder Narendra Modi, wohlgemerkt dem Premierminister der größten Demokratie der Welt. Aus der Slowakei reist Riesenstaatsmann Robert Fico an, macht dem Kremlchef seine Aufwartung und profiliert sich auf Kosten der Nato und der EU. Als Höhepunkt lockt eine große Siegesparade mit Putin, Xi und ihren Verbündeten Kim Jon-Un aus Nordkorea sowie Massud Peseschkian aus dem Iran.
Das historische China sah sich als Reich der Mitte, und Xi inszeniert Peking als den Mittelpunkt einer neuen Weltordnung. Den Raum dafür hat ihm Donald Trump eröffnet. Er hat Indien durch seine Zollpolitik an die Seite Chinas getrieben. Zwei Jahrzehnte lang haben westliche Staaten Indien umworben, dessen notorische Grenzauseinandersetzungen mit China diese Politik begünstigten. Nun hat Trump vorerst alles zunichtegemacht. Angeblich, um Ölimporte aus Russland zu bestrafen, während das US-Ölunternehmen Exxon Mobile neue Geschäfte mit Moskau anbahnen durfte – am Rande des absurden Gipfeltreffens in Alaska, durch das Trump Putin aufgewertet hat, ohne dass der etwas dafür tun musste.
Weltchaos statt Weltordnung
Putins Auftritt in Peking ist allerdings nur vermeintlich glanzvoll. Xi, der ihn jahrelang hat zappeln lassen, gewährt ihm zwar den Bau einer Pipeline für seine Gasexporte. Doch bekommt Putin schlechtere Preise, als er sie früher im westlichen Europa erzielt hat. Auch die Inder haben neue Abschläge auf den Preis russischen Erdöls durchgesetzt. Da verhandeln Vertreter zweier richtig großer Nationen mit einem Juniorpartner, dessen Kriegswirtschaft in einer tiefen Krise steckt, der nordkoreanische Hilfstruppen braucht und seinen Drohnenterror gegen die Ukraine nur dank chinesischer Lieferungen aufrechterhalten kann. Durch ihr Kungeln mit den Atomzündlern in Pjöngjang und Teheran wiederum gefährden Putin und Xi den exklusiven Status ihrer Länder als legitime Atommächte. Und die Allianz mit Indien verträgt sich mit chinesischen Hegemonialansprüchen im Indopazifik so gut wie eine Lotuspflanze mit Kalkwasser.
Was in Peking als neue Weltordnung inszeniert wurde, bedeutet also tatsächlich drohendes Weltchaos. Die Voraussetzungen dafür aber hat Trump geschaffen, indem er die Ordnungsmacht USA demontierte.