Wendepunkt in 80 Jahren?Wachstum der Weltbevölkerung schwächt sich ab

Ein Wochenmarkt in Indien
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New York/Peking/Dehli/Dakar – Acht Milliarden Menschen – diese markante Marke bei der Weltbevölkerung soll laut den Vereinten Nationen rund um den 15. November dieses Jahres erreicht werden. Nichtsdestotrotz wächst die Zahl der Menschen auf unserem Planeten immer langsamer, ab dem Jahr 2080 soll sie den Prognosen zufolge gar nicht mehr größer werden – bei dann 10,4 Milliarden Menschen, wie die Vereinten Nationen in einem Bericht zum gestrigen Weltbevölkerungstag schreiben.
Besonderes Augenmerk bei der globalen Entwicklung dürfte auf den bevölkerungsreichsten Regionen der Welt liegen:
China
Das (noch) bevölkerungsreichste Land der Welt steht vor gewaltigen Herausforderungen. 2021 wurden zwar über zehn Millionen Babys geboren. Die Zahl ist aber zu niedrig, um die Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen langfristig stabil zu halten. China altert rasant, da sich die Auswirkungen der „Ein-Kind-Politik“ immer bemerkbarer machen. Die Aufhebung der Beschränkung hatte 2016 nur kurzzeitig zu einem Anstieg der Geburten geführt. Experten begründen die geringe Zahl neuer Geburten damit, dass Paare, die selbst als Einzelkinder aufgewachsen sind, es als normal empfinden würden, nur ein Kind zu bekommen. Auch werden hohe Kosten für Wohnraum, Ausbildung und Gesundheit sowie die schwindende Bereitschaft zur Heirat als Gründe angeführt.

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Indien
Das Land ist offiziell das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt, mehr als 1,3 Milliarden Menschen leben dort – rund ein Sechstel der Menschheit. Und noch dürfte die relativ junge Bevölkerung weiter wachsen und China 2023 überholen. Aber auch hier geht die Geburtenrate zurück: Seit einiger Zeit haben Inderinnen im Schnitt nur noch zwei Kinder. Noch in den 60er-Jahren gebar eine Frau in Indien im Schnitt rund sechs Kinder. Inzwischen nutzen laut UN rund zwei Drittel der Paare Verhütung, während dies vor fünf Jahren erst jedes zweite Paar tat.
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Afrika
Kein Erdteil wird auf absehbare Zeit so wachsen. Rund 1,4 Milliarden Menschen leben laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung derzeit auf dem Kontinent. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird es etwa dreimal so viele Menschen in Afrika geben wie heute, knapp 4,3 Milliarden – etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Die größten Treiber sind zehn Länder, aus denen 2050 mehr als die Hälfte aller neugeborenen Menschen stammen werden: Nigeria, Äthiopien, Ägypten, Kongo, Tansania, Südafrika, Kenia, Uganda, Algerien und Sudan.
Der Ausblick
In der Zwischenzeit werden immer mehr einkommensstarke Länder – wie heute bereits Japan – in eine negative Bevölkerungsentwicklung abrutschen. Für eine stabile Wachstumsrate wären Länder wie Deutschland auf Migration angewiesen. Die UN raten: „Alle Länder sollten Schritte unternehmen, um eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration zu erleichtern.“ Die Vereinten Nationen blicken in ihrem Ausblick bis 2100 – nach derzeitiger Prognose ein besonderer Wendepunkt in der Weltgeschichte: Die Gesamtbevölkerung soll dann erstmals schrumpfen. (dpa)