Präsident gibt grünes LichtPortugal führt Homo-Ehe ein

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Auch in Portugal gibt es jetzt die Möglichkeit der Homo-Ehe. (Symbolbild: dpa)

Auch in Portugal gibt es jetzt die Möglichkeit der Homo-Ehe. (Symbolbild: dpa)

LISSABON - Das streng katholische Portugal hat die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt. Präsident Aníbal Cavaco Silva erließ am Montagabend in Lissabon das im Februar vom Parlament verabschiedete Gesetz. Medien hatten spekuliert, dass der konservative Cavaco Silva aufgrund der Proteste der Kirche und der konservativen Parteien sein Veto einlegen würde. Der Staatschef machte jedoch auch keinen Hehl daraus, dass er der zivilen Trauung von Schwulen und Lesben nur halbherzig "grünes Licht" gegeben hat.

Er habe das Gesetz unterzeichnet, um in Zeiten schlimmer Finanz-und Wirtschaftskrisen "die Einheit der Portugiesen zu fördern". Ineiner Fernsehansprache kritisierte Cavaco Silva die Haltung derParteien im Parlament, die sich nicht ausreichend um eine "für diegroße Mehrheit der Portugiesen akzeptable Lösung" bemüht hätten.

Der Politiker der konservativ ausgerichteten SozialdemokratischenPartei PSD lobte "juristische Lösungen" wie die Lebenspartnerschafts-Gesetze in Deutschland, Frankreich oder Dänemark, die "nichtdiskriminierend sind und die Institution der Ehe als Verbindungzwischen Mann und Frau respektieren". Noch bis 1982 war Homosexualität inPortugal strafbar. Gegner der Homo-Ehe hatten eine Volksabstimmungüber das neue Gesetz gefordert und dafür rund 90.000 Unterschriftengesammelt. Papst Benedikt XVI. prangerte erst vergangene Woche beiseinem Besuch in Portugal die Homo-Ehe scharf an.

Adoptionen bleiben tabu

Das Gesetz zur Einführung der Ehe zwischen gleichgeschlechtlichenPartnern, das allerdings ein Adoptionsrecht ausschließt, war imFebruar vom Parlament in Lissabon gebilligt worden. Der von derSozialistischen Partei (PS) von Ministerpräsident José Sócrateseingebrachte Entwurf wurde von allen linksgerichteten Parteienunterstützt. Die PSD und andere konservative Parteien stimmtendagegen. Im April gab das Verfassungsgericht dem Gesetz seinen Segen.

Aktivisten und die linksgerichteten Parteien feierten unterdessendie Verkündung des Gesetzes, das in den kommenden Tagen nach einigenFormalitäten in Kraft treten wird. Portugal gebe der Welt einBeispiel im Kampf gegen Diskriminierung, erklärte Paulo Côrte Real,Portugal-Chef der internationalen Homosexuellen- und Lesben-Organisation ILGA. Helena Pinto, Abgeordnete des Linksblocks (BE),sagte am Dienstag, Portugal gehöre nun "zur Gruppe fortschrittlicherLänder, die allen Menschen alle Rechte zusichert". Die Schwulen-Bewegung "Rosarote Panther" betonte, nun müsse wie beim NachbarnSpanien auch das Adoptionsrecht für homosexuelle Ehepaare eingeführtwerden, damit die Homo-Ehe nicht "eine Ehe zweiter Klasse" bleibe. (dpa, kr)

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