„Scheiß Corona!“Wie wir uns mit Humor durch den Pandemie-Alltag retten

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In unserem täglichen Corona-Wahnsinn zuhause helfen oft nur noch totale Albernheit und platter Galgenhumor. 

Köln – Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, wie das Jahr 2020 abläuft, dann hätte ich wirklich nur schallend gelacht. Wir alle dauernd zuhause, unvorstellbar, das wäre ja lächerlich unrealistisch bis total verrückt! Inzwischen, so könnte man meinen, hat diese Pandemie längst dazu geführt, dass uns das Lachen unter der Maske im Halse stecken geblieben ist. Und ja, der Alltag war und ist bisweilen bitter und traurig. Aber lachen, das tun wir ehrlich gesagt fast noch mehr als vorher! Wir fünf haben einige alberne Wege gefunden, den Corona-Frust humorvoll zu verarbeiten. 

Es ist eindeutig Galgenhumor, den mein Mann und ich inzwischen etabliert haben, um besser durch diese skurrile Zeit zu kommen. Immer wenn hier zuhause das Chaos am größten ist, auf engem Raum zwischen Homeoffice, Quarantäne-Angst und unausgelasteten Kindern, dann steigt auch unser Albernheitspegel. Wir haben dann einen riesen Spaß dabei, einfach alles ironisch zu kommentieren oder uns sehr unreife platte Witze zu erzählen. Ein dankbarer Ausweg aus dem Frust. Kein Wunder, dass es inzwischen auch so viele Corona-Witze und -Cartoons gibt.

Sehr komisch, dieser tägliche Irrsinn

Was soll man denn auch anderes machen, als laut loszuschreien – oder eben über all das auch mal zu lachen? Von außen betrachtet ist es nämlich auch einfach zutiefst komisch, wie wir uns hier, häufig am Rande der Erschöpfung, durchwursteln und durchimprovisieren. Wie es wuselt und scheppert und brummt. Ich komme mir dann vor wie der unfreiwillige und nahe am Wahnsinn operierende Star einer Slapstick-Komödie – es fehlt nur noch das Bild, in der ein putziger Hund, verzweifelt über die Situation, eine Pfote über die Augen legt.

Abends sinken wir völlig fertig auf die Couch und schütteln den Kopf über unsere abgefahrene Pandemie-Realität. Dabei fühlen wir uns bisweilen auch etwas stolz, ein bisschen wie Superhelden-Roboter, die mal wieder den ganzen Tag mit fünf Armen die Welt am Laufen gehalten haben.

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Corona-Hymnen und spontane Ausflipp-Partys

Das heißt nicht, dass wir nicht auch mal richtig schlecht drauf sind, alles verfluchen oder große Sorgen haben. Nicht selten fließen hier auch Tränen. Als meine Tochter erfuhr, dass Karneval vielleicht ausfällt, hat sie herzzerreißend losgeschluchzt. Und wenn mal wieder etwas abgesagt wird, eine Spiel-Verabredung wegbricht oder wir die Oma vermissen, dann schimpfen wir auch alle laut vor uns hin. Und kicken das Corona sinnbildlich in die ewigen Jagdgründe.

Eine bewährte Methode meiner Kinder ist es dann, in Fußballstadionmanier „Scheiß Corona!“ zu singen. Und zwar so laut und wild, dass daraus eine echte Hymne wird. Wann darf man auch schon so ungestraft „Scheiße!“ rufen, gleich zehn Mal hintereinander!? Oft enden solche Momente in spontanen Tanzpartys im Wohnzimmer, in die ich mich zugegebenermaßen etwas zu euphorisch hineinstürze. Aber hey, 80er-Jahre-Hits und Karnevals-Kracher passen eben auch an einem Dienstag sehr gut zu hüpfenden Kindern und Party vermissenden Eltern. Ein weiterer Garant an solchen Tagen: Kitzelattacken – bis keiner mehr weiß, wo oben und unten ist.

Kinder als komödiantische Geheimwaffe

Wenn man es recht bedenkt, sind Kinder eigentlich grundsätzlich eine Art amüsanter Wellenbrecher gegen Verstimmung. Eine komödiantische Geheimwaffe sozusagen. Oft, wenn ich eigentlich richtig mürrisch drauf bin und im Begriff loszuschimpfen, da tun oder sagen sie plötzlich etwas furchtbar Komisches. Und ich ertappe mich beim Lächeln.

Was passiert, ist oft ganz simpel, weil Kinder eben Kinder sind. Unser Fünfjähriger, der mit Inbrunst den unlustigsten und absolut unsinnigsten Witz der Welt erzählt und sich dann über sich selbst beömmelt. Unser Nesthäkchen, das die Farben der Geschwister geklaut und sich unbemerkt das Gesicht beschmiert hat. Unsere Siebenjährige, die beim Versuch, die Welt zu erklären, die Fakten höchst kreativ vermischt. Schwupps, da drängt sich doch tatsächlich ein bisschen Freude an der Genervtheit vorbei. Zumindest für den Moment.

Das gilt übrigens auch für die Gegenseite, wenn ich aus Versehen komisch bin und, sehr zur Genugtuung meiner Kinder, tollpatschig mein Marmeladenbrot fallen lasse. Ich gebe zu, in dem Moment ist es einfach furchtbar lustig – Corona hin oder her.

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