Eule oder Lerche?Forscher können im Blut nachweisen, welcher Schlaftyp wir sind

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Frau streckt sich

Nicht jeder steht mit einem Lächeln auf den Lippen am Morgen auf. Nachteulen beispielsweise. 

Berlin – Ob wir uns jeden Morgen aus dem Bett quälen oder ob wir regelmäßig schon vor dem Weckerklingeln aufwachen, können wir nur bedingt beeinflussen. Denn ob wir zum Frühtyp, der Lerche, oder dem Spättyp, der Eule, gehören, ist von der Natur festgelegt. Welcher sogenannte Chronotyp wir sind, ist in unseren Genen verankert.

Das ist vor allem für die Nachteulen unter uns ein Problem. Für sie beginnen Arbeit oder Schule so früh, dass sie noch gar nicht leistungsfähig sind. Zu welchem Schlaftyp er gehört, davon hat wohl jeder eine ungefähre Vorstellung. Doch jetzt gibt es einen Bluttest, der das ganz genau das feststellen soll. 

Zwölf Gene zeigen an, welcher Typ wir sind

Wissenschaftler der Charité Universitätsmedizin in Berlin haben einen Weg gefunden, den Status der inneren Uhr eines Patienten erstmals objektiv zu bestimmen. Dafür haben sie Biomarker im Blut identifiziert, die charakteristisch für die Innenzeit des Menschen sind. Anschließend konnten sie zwölf Gene isolieren, die verlässlich diese Innenzeit anzeigen.

Das ist bemerkenswert: Die Biomarker einer einzigen Blutprobe reichen für eine Unterscheidung zwischen Spättyp und Frühtyp aus, selbst wenn der Mensch entgegen seinem biologischen Rhythmus früh am Morgen von einem Wecker geweckt werde, so die Forscher. Veröffentlicht wurde die Berliner Studie im Fachmagazin „The Journal of Clinical Investigation“.

Der Typ bestimmt auch, wie wir Medikamente vertragen

Warum das alles? Eigentlich geht es den Wissenschaftlern darum, die Wirkung von Medikamenten zu verbessern und Therapien individueller zu gestalten. Ist der innere Rhythmus bekannt, lässt sich mit der darauf abgestimmten Einnahmezeit der Medikamente auch ihre Wirkung verbessern, erklären die Forscher. Zudem zeigen die Medikamente unterschiedliche Wirkungen – je nachdem, wann sie eingenommen werden.

Der Hintergrund: Die Funktionen des Körpers unterliegen Schwankungen – je nach Tageszeit. Diese Schwankungen beeinflussen unsere Leistungsfähigkeit, wie Dr. Hans-Günter Weeß, Leiter des Schlafzentrums des Pfalzklinikums bestätigt: „Grundsätzlich ist der Mensch, je nachdem ob er eine Lerche oder eine Eule ist, am Morgen nach dem Aufstehen am leistungsfähigsten und am wachsten. Für die Lerche – also den Frühaufsteher kommt dieses Leistungshoch eher, für die Eule später am Vormittag.“ 

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Personalisierte Chronotherapie soll weiter erforscht werden

Prof. Kramer, Leiter der Charité-Studie ist überzeugt, dass die Chronotherapie nach Schlaftypen einer herkömmlichen Therapie oft überlegen ist: „Wir denken, dass dieser erste objektive Test der Innenzeit dazu beitragen wird, dass die Tageszeit bei Therapie und Diagnose viel mehr an Bedeutung gewinnen wird.“ In klinischen Folgestudien wollen die Wissenschaftler nun die Wirksamkeit einer personalisierten Chronotherapie nachweisen. (sar) 

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